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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und lief das kurze Stück zurück zum Park – ein Schatten unter Schatten.
    Es dauerte nicht länger als vier Minuten, dann glitt ein freies Taxi heran. Er hob die Hand, der Wagen stoppte, der Fahrer öffnete die Fronttür.
    »Stuttgarter Straße«, sagte Rio. »Die Nummer kann ich Ihnen nicht sagen, aber ich zeige Ihnen das Haus …«
    Er hatte Laszlos Adresse vergessen – wie auch nicht, nach so langer Zeit? Aber den alten Jugendstilkasten gab es noch, und als Rio ausgestiegen war, erkannte er, daß das Haus ganz schön aufgemotzt worden war: neuer Fassadenanstrich, neue Fenstereinfassungen, neue schmiedeeiserne Lampen … Und Laszlo, das war das Wichtigste, gab's gleichfalls noch!
    Hier stand es: L ASZLO N ÄGELE .
    Laszlo würde ihm weiterhelfen, Laszlo half allen weiter, auf die er Wert legte – ein Laszlo, der Nägele hieß, aus Stuttgart stammte, in Berlin in der Stuttgarter Straße wohnte, weil ihm irgendwann mal das Pflaster der Spätzle-Metropole zu heiß geworden war.
    Er selbst öffnete Rio die Tür, noch magerer, noch grauer als damals. Doch es waren dieselben schwarzen, schnellen Vogelaugen.
    »Ich fall um! – Du?!«
    »Ja, ich.«
    »Mensch, Mensch, Mensch – komm bloß rein!«
    Laszlo trug einen schwarzweißen Kimono. Auch da hatte sich wohl nichts geändert. Jedesmal, wenn er von seinen strapaziösen Hehlergeschäften in die Wohnung zurückkehrte, ließ er, wo er gerade stand, die Klamotten fallen, um den Kimono überzuziehen. Die Wohnung aber? … Bereits im Gang grüßte Rio eine überdimensionale Pop-Tomate aus Plastik, die Wände des Wohnzimmers waren bunt wie der Regenbogen und keines der Möbel dort drinnen höher als zwanzig Zentimeter.
    »Hallo!«
    Rio drehte sich um: Die Blondine vom Dienst, selbst sie hatte Laszlo beibehalten …
    »Das ist Evi. Und wer das ist, Baby, glaubst du nicht. Das ist Rio! Weißt du, der Starjournalist, von dem ich dir erzählt habe; der, der mich damals aus dem Knast herausgehauen hat.«
    Darauf bekam Rio Küsse auf beide Wangen.
    »Und jetzt zisch ab und besorg uns was zum Schlucken.«
    Laszlo sah ihn an. Dann sagte er: »Und?«
    »Kannst du mich für eine oder zwei Nächte beherbergen?«
    »Was für eine blöde Frage. Aber was ist los?«
    »Die Bullen.«
    »Hinter dir sind die her? Mach doch keine Witze!«
    »Ich mach keine Witze«, sagte Rio. »Ich erzähl's dir morgen.«
    Die Blonde brachte ein Tablett mit einer Flasche Whisky und zwei Gläsern.
    Rio schüttelte nur den Kopf. Er sah Hampels Wohnung, sah den Dicken an der Bar stehen. Niemals mehr im Leben würde er einen Tropfen Whisky anrühren. Jetzt wollte er nur eines: schlafen, schlafen – und Vera anrufen … Dazu allerdings mußte er in besserer Verfassung sein. Also morgen … Gleich morgen früh …
    Nach einem totenähnlichen Schlaf wurde Rio durch ein merkwürdiges, aber angenehmes Geräusch geweckt.
    Es dauerte lange, bis er das melodische Auf und Ab als das Gurren zweier Tauben ausmachen konnte, die draußen auf dem Fensterbrett vor seinem Zimmer ihre Spiele trieben. Es dauerte noch länger, bis ihm klar wurde, um welches Zimmer es sich handelte – und wie er hineingeraten war.
    Er stand auf, zog den Morgenmantel an, der dort, sorgsam über eine Stuhllehne gefaltet, auf ihn wartete, und ging durch die riesige Altbauwohnung.
    Niemand.
    Die Wohnung war leer.
    In der Küche lag ein Zettel auf dem Tisch: ›Bis Mittag, Alter …‹ In der Kaffeemaschine gab es heißen Kaffee, auf dem Tisch stand ein Frühstück mit frischen Brötchen.
    Rio lächelte dankbar. Er strich sich ein Brötchen und aß mit Heißhunger. Der Kaffee begann zu wirken. Er stand auf und schaltete das kleine Fernsehgerät auf dem Küchenbord an.
    Nachrichten. Die Tagesschau: Bosnien, Weltwirtschaftsgipfel, Streik in der Autoindustrie … Und dann?! … Was sagte der Sprecher da?
    »W IE WIR BEREITS IN UNSEREN GESTRIGEN S PÄTNACHRICHTEN MELDETEN , HAT AUF DER I NSEL M ALLORCA EIN DEUTSCHER U RLAUBER DEN DURCH DEN AIDS-S KANDAL IN V ERRUF GERATENEN DEUTSCHEN P HARMA -U NTERNEHMER T HOMAS E NGEL MIT EINER AIDS- VERSEUCHTEN S PRITZE ANGEGRIFFEN UND VERLETZT . B EI DEM T ÄTER HANDELT ES SICH UM DEN S IEBENUNDSECHZIGJÄHRIGEN L UDWIG K IEFER , EINEM PENSIONIERTEN HÖHEREN P OLIZEIBEAMTEN .
    O BWOHL DIE M OTIVE DER T AT NOCH IM U NKLAREN LIEGEN , WIRD ANGENOMMEN , DASS ES SICH UM EINEN PERSÖNLICHEN R ACHEAKT HANDELT .
    K IEFER KAM BEI EINEM S CHUSSWECHSEL MIT DER SPANISCHEN P OLIZEI UMS L EBEN . Z UVOR JEDOCH SOLL ER DEN SPANISCHEN

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