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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hampel vom Bundesgesundheitsamt! Er wird Ihnen nun seine Sicht der Dinge darstellen. Sie werden dabei erfahren, wie sich die Sache mit den aidsverseuchten Plasmaprodukten, die so viel Unheil über uns gebracht haben, in Wirklichkeit verhielt. Er wird Ihnen mitteilen, daß er zu Unrecht entlassen wurde, daß er ferner die Sache von Anfang an voll im Griff hatte, daß man ihn – wie auch die anderen leitenden Herren – aus persönlichen Gründen plattgemacht hat, er in Wirklichkeit aber immer ein aufrechter Kämpfer für eine sachdienliche Kontrolle gewesen ist. Deshalb, meine Damen und Herren, das Thema ›Verantwortung‹ …«
    Rio nahm die Pistole. Er legte sie auf die Knie. Fest umschloß seine Hand den Griff. Der Mann dort drüben, keine zwei Meter von ihm entfernt, schien in seinem Sessel zu schrumpfen. Die Perlen auf seiner Stirn wurden zu Schweißbächen, die rechts und links seiner Wangen niederrannen.
    »Das Thema lautet Moral und Verantwortung, Herr Hampel. Sie haben das Wort.«
    »Sie … Sie sind ein … ein … Sie bedrohen mich hier, und dann …«
    »Ja, und dann verlange ich etwas … Wir können das Thema auch variieren. Sprechen wir von verantwortungsbewußter Kontrolle. Wie heißt der schöne Terminus: ›Aufsichtspflicht des Staates‹ … Und lassen wir dabei die Aufsichtspflicht über Frittenbuden, Wirtshäuser und Pharmaklitschen beiseite. Reden wir doch mal von der Kontrolle über den Beamtenapparat. Über Typen wie Sie! Das müßte Ihnen doch gefallen. Haben Sie nicht auch geschworen, treu zu dienen und das Böse abzuwenden?«
    »Sie haben … Es gibt …«
    »Es gibt keine solche Kontrolle, stimmt's? Sonst säßen Sie ja längst im Knast, statt hier Ihre Lola spazierenzuführen … Nicht nur Sie, Hunderte, Tausende Ihrer Sorte! Nun gut, man geht halt etwas vorzeitig in Pension – aber ein Verfahren, und sei es nur ein Disziplinarverfahren, ist doch nicht drin. Ich bitte Sie!«
    Rio griff zum Glas und trank es leer. Dann nahm er die ›H&K‹ und zog den Verschluß zurück. Das metallische Knacken ließ Hampel zusammenfahren, er schob die Fersen vor, sein Körper erstarrte, und diese Starre wurde durch ein konvulsives Zittern abgelöst, das all seine Glieder erfaßte.
    Rio sah es sich an.
    »Nein …« Ein Schluchzen. »Bitte! Bitte nicht …«
    Rio hob den Arm und zielte. Wie nannte Ludwig Kiefer das? ›Maßnehmen‹ … Maßnehmen geht noch. Aber der Rest … Nein, ganz kann ich nicht deinen Wünschen entsprechen, Ludwig. Schließlich ist da noch ein Kind … Und soll das einmal sagen: Mein Alter, das war ein Mörder?
    »Lassen Sie mich! Was hab' ich Ihnen denn getan?« schrie Hampel.
    »Was Sie mir getan haben? – Reden wir nicht davon.« Rios Stimme war nun leise und eiskalt: »Nehmen wir die anderen. Nehmen wir die viertausend Bluter, von denen schon vor 1988 die Hälfte infiziert war. Oder reden wir von dem halben Tausend Hämophilen, die inzwischen gestorben sind. Reden wir von den Frischoperierten, die das Teufelsplasma bekamen … Nein, reden wir nicht mehr von Schuld und Verantwortung. Wo Ihre Schuld liegt, das wissen wir beide. Und wo Ihr Verantwortungsgefühl ist? Nun, da ist nichts zu entdecken – nichts als ein dunkles, übelriechendes Loch!«
    Hampel machte den hilflosen Versuch, sich aus dem Sessel hochzuschieben.
    »Sitzenbleiben! Es ist gleich vorbei, Hampel. Ein Loch, ein Abgrund … Leider nicht nur Ihrer, Hampel. Es ist der Abgrund, in den ich gefallen bin. Das, Herr Regierungsdirektor, wollte ich Ihnen klarmachen. Und jetzt ist Schluß!«
    Er zielte in Hampels Gesicht, dann auf Hampels Herz – und zog den Abzug durch.
    Ein metallisches Klicken.
    Hampel schrie auf.
    Stille.
    Hampel war zusammengesackt. Seine Lider zitterten, öffneten sich halb.
    »Sehen Sie, Herr Hampel, so ist das …« Rio grinste. »Vielleicht hätte ich Ihnen sagen sollen, daß ich die Patronen vorher aus dem Rahmen genommen habe. Dann hätten Sie wahrscheinlich nicht in die Hose gemacht … Nun, Sie können sie ja zur Reinigung bringen.«
    Er warf einen Blick auf den großen dunklen Fleck zwischen Hampels Beinen, stand auf – und verschwand in der Nacht …
    Diesmal waren sie da. Sie warteten auf ihn. Daß er es sofort erkannte, dafür sorgten sie selbst. Einer lehnte an der Mauer der ›Carola‹-Einfahrt, der andere saß im Wagen, hatte auch noch die Innenbeleuchtung eingeschaltet und war dabei, irgendeiner Zentrale irgend etwas ins Telefon zu erzählen.
    Rio löste sich von der Hausecke

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