Die Braut der Bestie (German Edition)
versteht und zu schätzen weiß. Er hält sehr viel von dir, das hat er mir gesagt.“
„Es wird wirklich kühl“, sagte Ylfa, als der Wind erneut auffrischte. „Wir sollten nach drinnen gehen.“
„Ja, du hast recht. Die Kinder könnten eine warme Milch vertragen und wir einen guten Kräuteraufguss“, stimmte Gisela zu.
Wie aus dem Nichts legte sich plötzlich eine Hand auf ihren Mund und eine kalte Klinge drückte gegen ihre Kehle. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass es Ylfa ähnlich erging.
„Ja, es wird Zeit, zu gehen“, raunte eine Stimme ihr ins Ohr. „Aber nicht nach drinnen, Schätzchen.“
Ylfa versuchte, sich zu wehren, doch der Mann, der sie hielt, hatte seinen Dolch gegen ihren Bauch gepresst und knurrte: „Wenn du nicht parierst, schlitz ich dir den Balg aus dem Bauch.“
Die beiden Männer zogen sie von der Bank und zu der geöffneten Geheimluke, die sich kurz dahinter befand. Ein dritter Mann hielt die Luke offen, damit ihre Entführer sie in das dunkle Loch hineinzerren konnten. Voller Horror sah Gisela, wie die Luke sich hinter ihnen schloss und die Dunkelheit sie einhüllte, bis ihre Augen sich an das schwache Licht der Kerze in der Laterne, die der dritte Mann vor ihnen hertrug, gewöhnt hatte. Hinter sich hörte sie Ylfas unterdrücktes Fluchen. Gisela war sicher, dass nur die Sorge um ihr ungeborenes Kind die Wikingerin davon abhielt, sich ernsthaft zu wehren. Sie kannte Ylfa gut genug, um zu wissen, dass sie es locker mit den Männern aufnehmen könnte, wäre sie nicht in Umständen.
Der dunkle, kalte Tunnel schien kein Ende zu nehmen, doch als Gisela schon glaubte, nie wieder Tageslicht zu sehen, blieb der Mann vor ihr stehen und klopfte gegen die Decke. Unverzüglich öffnete sich eine Luke über ihnen und der Mann mit der Laterne kletterte hinaus, dann wurde sie hinaufgehoben und von dem Laternenträger entgegengenommen.
Giselas Blick fiel auf die Frau, die ihnen den Deckel geöffnet hatte.
„Moschia?“, fragte sie perplex. „Was ...? Warum ...?“
Moschia lachte bitter.
„So sieht man sich wieder, Herzchen“, höhnte die junge Frau, die ihr das vergiftete Fleisch auf den Teller gelegt hatte.
„Lass uns sehen, dass wir hier wegkommen“, sagte der Mann, der Gisela hielt.
Moschias Blick glitt zu Ylfa, die gerade aus dem Loch gehoben wurde.
„Was soll das denn?“, fragte Moschia und schaute den Mann, der Gisela hielt, wütend an. „Wir wollten nur die Frau von Alberic.“
„Sie war mit ihr zusammen im Garten“, erklärte der Mann, der Ylfa hielt. „Konnten sie schlecht zurücklassen. Sie hätte sicher sofort den Grafen informiert.“
Gisela dachte mit Schrecken an die Kinder. Ob sie etwas gesehen hatten? Sie hoffte, dass sie Alberic und Fulk über ihr Verschwinden informierten und die Männer sie retten konnten. Sie hatte das Gefühl, dass diese Moschia nichts Gutes im Schilde führte. Sie wunderte sich nur, warum die Kerle ihr nicht einfach die Kehle durchgeschnitten hatten. Was hatten sie nun vor?
Die Frau wandte sich abrupt ab und stapfte in Richtung der Pferde, die ein Stück weiter an einem Baum gebunden standen. Gisela wurde hinterhergezerrt. Als sie die Tiere erreichten, wurde Gisela auf eines der Pferde gesetzt und ihr Entführer schwang sich hinter ihr in den Sattel. Als alle aufgesessen waren, sprengten sie im Galopp davon.
***
„Vater!“, riefen Erik und Thoralf wie aus einer Kehle. Thoralf hatte den jüngeren Cheldric huckepack genommen und war ganz rot vor Anstrengung.
„Was ist denn?“, fragte Fulk und schaute seine Söhne besorgt an.
Alberic trat näher und nahm Thoralf die Last vom Rücken.
„Was ist passiert?“, wollte auch Alberic wissen. „Wo sind eure Mütter?“ Er hatte ein furchtbar ungutes Gefühl in der Magengegend und ein Blick auf seinen Schwager bestätigte, dass auch Fulk spürte, dass etwas Furchtbares passiert sein musste.
„Männer!“, rief Erik aufgeregt. „Drei Stück! Sie ... sie haben Mutter und Tante Gisela.“
„Wo?“, fragte Alberic eindringlich.
„Loch im Boden“, ergänzte Thoralf atemlos.
Alberic schaute sich um und rief eine vorbeilaufende Magd zu sich und trug ihr auf, sich um die Kinder zu kümmern, dann rief er nach Tassilo, der sofort vom Exerzierplatz angerannt kam.
„Die Frauen wurden entführt“, erklärte Fulk. „Lass drei Pferde satteln. Wir reiten sofort.“
Tassilo rannte in den Stall. Wenig später standen drei Pferde gesattelt im Hof und die Männer stiegen auf. Das Tor wurde
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