Die Braut des Wuestenprinzen
dem Vornamen an, wenn sie sich privat mit ihr unterhielten. Elenor hatte den ungezwungenen Umgang mit ihnen inmitten all der Förmlichkeit stets zu schätzen gewusst.
Leider hatte einer von ihnen, Jamshid, den Krieg nicht überlebt. Aber Arash hielt das freundschaftliche Verhältnis mit Elenor aufrecht. Offenbar verurteilte er sie nicht für das, was in der Vergangenheit passiert war.
„Und, wie geht’s?“, fragte er auf Englisch.
Sie lächelte schwach. „Wahrscheinlich so ähnlich wie dir. Wie geht es dir?“
„Ganz gut. Was kann ich für dich tun?“
„Zuallererst wäre es super, wen ich eine Tasse davon haben könnte.“
Strahlend goss Arash ihr eine kleine Tasse des dickflüssigen Kaffees ein, den er so liebte. Dann zuckerte er den Kaffee und hob die Tasse.
„Viele Grüße von Lana. Sie hat nach dir gefragt.“
Bevor Elenor danach greifen konnte, ließ Arash die Tasse los. Sie fiel auf die Tischkante, ergoss ihren Inhalt über Elenors Schuhe und landete schließlich auf dem Boden.
„Oh, Elenor, Entschuldigung! Wie ungeschickt von mir!“
Ein paar Minuten waren sie damit beschäftigt, die Spuren des Missgeschicks zu entfernen. Es hatte ausgesehen wie einer dieser Momente, in denen die Bewegungen zweier Personen schlecht aufeinander abgestimmt waren. Aber Elenor hatte etwas Verdächtiges in Arashs Blick bemerkt, bevor er die Tasse verlor.
Stumm lehnte sie sich zurück, musterte ihn und wartete ab, ob er versuchen würde, das Thema zu wechseln.
Eine Weile sagte auch Arash nichts und starrte auf die Unterlagen, die vor ihm lagen.
„Also schreibt ihr euch“, murmelte er schließlich.
Plötzlich beschlich Elenor ein neuer Verdacht, ganz anders als derjenige, der sie gerade noch beschäftigt hatte.
Arash räusperte sich. „Geht es ihr gut?“
„Sehr gut“, antwortete Elenor zögernd. „Diesen Sommer ist sie durch Europa gereist. Scheinbar hat sie es nicht gerade eilig, nach Hause zurückzukehren.“
Wieder wich er ihrem Blick aus. „Kein Wunder – sie braucht sich keine Gedanken um Arbeit zu machen.“ Er sah Elenor flüchtig an. „Hat sie …“ Doch er überlegte es sich anders und beendete den Satz nicht.
Sie musste sich sehr anstrengen, um trotz ihrer Spannung möglichst unbeteiligt zu klingen.
„Fast alle Leute müssen sich Gedanken um Arbeit machen. Warum sollte das bei Lana anders sein?“
Wieder sagte Arash nichts.
Elenor wartete. Dann fragte sie: „Wusste es jeder, Arash?“
„Jeder? Nein. Aber wir wussten es.“
„Wir? Du, Jamshid und Karim?“
„Ich …“ Noch ein Räuspern. „Ja, wir haben es Karim erzählt. Manche Dinge lassen sich schlecht verbergen, wenn man sie erst einmal herausgefunden hat.“
„Herausgefunden?“
Es schien sich zu schämen und zu wissen, dass sie auf etwas Bestimmtes hinauswollte. „Als wir sahen, wie es um Karim bestellt war – wir wussten es vor dir – ahnten wir, wohin das führen würde. Es gehörte zu unseren Aufgaben, ihn zu schützen … Sei mir nicht böse, aber du hast immerhin Kaljukisch studiert. Wir haben uns Sorgen darüber gemacht, wer du sein könntest, und befürchtet, du wärst vielleicht geschickt worden, um ihn einzuwickeln. Also haben wir deinen Hintergrund überprüft, und auch den von deiner Freundin Lana. Karim wusste nichts davon. Er wäre wütend geworden … Genau genommen ist er wütend geworden, als er es herausgefunden hat. Sehr wütend sogar. Bitte nimm es mir nicht übel. Ein Krieg drohte. Wir mussten überprüfen, wer du bist.“
„Aha. Keine Sorge, ich habe Verständnis dafür. Aber ihr wusstet von Anfang an, wer Lana war?“
„Oh ja“, murmelte er bitter, „das wussten wir allerdings.“
„Und du warst in sie verliebt?“
Ein wenig hilflos zuckte er mit den Schultern.
„Wusste Lana davon? Hast du es ihr gesagt?“
Es schüttelte den Kopf.
„Aber warum …“
Lachend unterbrach er sie. „Warum ich es ihr nicht gesagt habe? Du weißt doch, wie reich sie ist. Und da fragst du mich, warum ich es ihr nicht gesagt habe?“
„Immerhin bist du Mitglied der königlichen Familie von Parvan“, erwiderte Elenor. Zwar handelte es sich um eine entfernte Verwandtschaft, aber er kam aus einer adeligen Familie. Und ein großer Teil seiner Familie hatte in der Vergangenheit in die königliche Familie eingeheiratet.
„Ich wusste, dass es Krieg geben würde. Karim hat bis zuletzt gehofft, dass er verhindert werden kann, aber ich habe gewusst, dass das unmöglich war. Wenn es keinen Krieg gegeben
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