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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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I
    Das Interview war abgedreht. Der Kameramann gab das Handzeichen Ende, der Tontechniker schaltete die Mikrofone aus und ließ die drei Filmleuchten erlöschen. Nach dem gleißenden Licht der Scheinwerfer blieb plötzlich eine bedrückende, fahle Beleuchtung übrig, an die sich das Auge erst wieder gewöhnen mußte.
    »Das hätten wir!« sagte eine Stimme aus dem Hintergrund. »Streichen Sie diese halbe Stunde rot im Kalender an.«
    Sie flogen in einer Privat-Boeing von Miami/Florida nach Nassau/Bahamas und hatten den weiten, in der Sonne silbern spiegelnden Ozean unter sich. Das Flugzeug war eine Sonderanfertigung: Eine mit allem Luxus ausgestattete Wohnung mit marmornem Badezimmer, einem Salon, einem Speiseraum, einem Schlafzimmer, zwei Büros, einer großen Küche und einem mit den modernsten und besten Geräten eingerichteten Operationsraum, den sich jede mittelgroße Klinik als Krönung gewünscht hätte. Auch das Personal war vollkommen: Zwei Ärzte – ein Chirurg und ein Internist –, eine Krankenschwester, ein Sekretär, zwei Stenotypistinnen, zwei Leibwächter, drei Diener vervollständigten neben der normalen 3-Mann-Crew im Cockpit die Besatzung der Boeing. Dabei handelte es sich nur um die ständig vorhandene Stammbesetzung. An Bord befanden sich immer Gäste, heute zwei Berater im diplomatischen Rang von Gesandten und zwei sehr wortkarge Herren, von denen einer eine Reederei besaß und der andere im Export tätig war.
    Prinz Khalif Omar ben Saud lehnte sich in seinem drehbaren, breiten Sessel zurück und hob das Glas mit dem eisgekühlten Orangensaft. Er trug während des Fluges sonst nur Hose und kurzärmeliges Hemd, aber jetzt wegen der Fernsehaufnahmen seinen traditionellen Haikh aus leichter, weißer Wolle, mit Seide durchwebt, und das Kopftuch, an den Seiten hochgeschlagen und über die Schultern gelegt. Er hatte auch seine große dunkle Sonnenbrille abgelegt, was sehr selten vorkam. Eigentlich kannte die Welt ihn nur mit Brille … ein schmaler Kopf mit hoher Stirn, gebogener, erstaunlich schmaler Nase, schmallippigem Mund und einem kurzen Kinnbart aus kleingedrehten schwarzen Löckchen. Khalif war größer als die meisten seiner Landsleute, schlank, sportlich trainiert, in britischen Internaten erzogen, mit einem Diplom der Harvard-Universität und einem Dr. jur. der Universität von Heidelberg. Er sprach sieben Sprachen perfekt, unterhielt als Junggeselle einen Harem von neunzehn ausgesucht schönen Frauen und war bekannt für seine tiefe Abneigung gegen Presse, Rundfunk und Fernsehen, nachdem man über ihn berichtet hatte, er habe eine ungetreue Dame seines Harems, die ihre Langeweile mit einem Sekretär auflockerte, in seinem Privatzoo verfüttern lassen. Über den Sekretär sprach niemand. Die islamischen Gesetze wurden respektiert, was gibt es da zu diskutieren?
    »Zufrieden?« fragte Khalif Omar ben Saud. Er prostete ihr mit seinem Glas zu, griff zur Sonnenbrille und setzte sie wieder auf. Die ewige Sonne über den Wolken blendete jetzt wieder in die Maschine, die Augen hatten sich umgewöhnt.
    Niemand hatte geglaubt, daß dieses Interview jemals zustande kommen könnte. Als Jérome Ballister, der Abteilungsleiter AKTUELL der Fernsehgesellschaft ACF in New York, die wahnsinnige Idee verkündete, Prinz Khalif vor die Kamera zu holen, hatte man ihm mitleidig wie einem stammelnden Irren zugelächelt. Die tägliche Abteilungskonferenz des Senders gewann durch Jéromes Antrag an Fröhlichkeit, denn selbst Präsident Hunters stellte fest: »Das ist eine gute Idee. Nur, warum schlagen Sie nicht gleich vor, den Papst auf der Toilette zu fotografieren? Natürlich ist Khalif in Miami, natürlich konferiert er mit unseren Ölexperten, natürlich ist er dabei – Gott schicke ihm dafür einen Blitz ins Hirn! – die Ölpreise noch einmal explodieren zu lassen, bis wir mit kaltem Hintern herumlaufen, aber alles, was von den Konferenzen bekannt wird, kommt von Dritten, von ›Sprechern‹ des Prinzen. Er selbst bleibt im Hintergrund, ein zweiter Howard Hughs, nur leider nicht so spleenig wie er. Dieser Khalif weiß genau, was ein einziges Wort von ihm wert ist und was wir alle dafür bezahlen müssen! Und da kommen Sie, Jérome, und sagen keck und frech: Wir sollten Khalif interviewen! Das ist ein Jahrhundertwitz!«
    Ballister ließ den anderen die kurze Freude. Er war seit neun Jahren Leiter von AKTUELL und Präsident Hunters' dritte Hand. Zwei hatte Hunters selbst, aber was die nicht schafften,

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