Die Braut des Wüstenprinzen
Wut, moralische Empörung und ein Blick für die Realität würden genügen, um ihre Liebe zu Rashid zu zerstören. Hatte sie ihn vielleicht gerade deshalb geheiratet, weil sie ihn insgeheim immer noch begehrte? Immer noch liebte? All ihr Stolz wehrte sich mit Macht gegen diese Vorstellung.
Sie hatte geglaubt, Rashid wäre ihr gefährlichster Feind. Aber das war ein grausamer Irrtum gewesen. Ihr schlimmster Feind lag in ihr selber, in ihrem Herzen … in ihrer Liebe zu diesem Mann.
Rashid durfte das nie erfahren. Sie musste eine Mauer um ihre Gefühle errichten, die Rashid nie durchdringen durfte.
“Willkommen in deinem neuen Zuhause!”
Zum ersten Mal, seit sie das Hotel verlassen hatten, brach Rashid das Schweigen. Sie waren in den Hof einer großen Villa gefahren, deren helle Mauern in sanftem Licht erstrahlten. Xenia war so nervös und angespannt, dass sie immer noch kein Wort über die Lippen brachte. Schweigend ließ sie sich von Rashid in die Villa führen.
“Es ist spät, und es war ein sehr langer Tag”, sagte Rashid ruhig. “Ich schlage vor, dass wir beide uns erst einmal richtig ausschlafen, bevor wir weitere Feindseligkeiten austauschen. Ich habe für dich eine eigene Suite vorbereiten lassen. Das ist zwar nicht gerade die traditionelle Art, die Hochzeitsnacht zu verbringen, aber immerhin ist es ja auch nicht die erste Nacht, die wir zusammen sind.” Er zuckte die Schultern, während Xenia verwirrt feststellte, dass sie nicht nur erleichtert war! “Die letzte Zeit war sehr anstrengend für dich. Ich denke, du brauchst eine kleine Atempause, um dich an die Gegebenheiten, wie sie sind, zu gewöhnen. Und entgegen deiner Andeutungen darf ich dir versichern, dass ich keineswegs vorhabe, dich … zu irgendetwas zu zwingen, Xenia.”
Sie sah ihn benommen an. Er klang so beherrscht, so ruhig … fast beiläufig. Und was die Tatsache betraf, dass er ihr eigene Zimmer hatte vorbereiten lassen … das hatte sie überhaupt nicht erwartet!
Von dem Moment an, als Rashid förmlich um ihre Hand angehalten hatte, hatte diese Nacht bei ihr im Hinterkopf herumgespukt, wenn sie zum ersten Mal als Ehemann und Ehefrau allein sein würden. Und Xenia hatte sich geschworen, dass sie nicht zulassen würde, dass Rashid sie berührte. Aber nun sagte er ihr ziemlich unmissverständlich, dass er sie gar nicht wollte!
Eine Flut von Gefühlen brach über sie herein. Bestürzung, Ungläubigkeit, Verärgerung … und … Enttäuschung? Ganz sicher nicht!
Erleichterung … ja, sie empfand Erleichterung, vielleicht mit einer Spur von Enttäuschung, weil er ihr die Schau gestohlen hatte, indem er ihr nicht die Genugtuung gegönnt hatte, diejenige gewesen zu sein, die ihm gesagt hätte, dass sie ihn nicht will. Was jedoch am Ende dieses Tages wirklich zählte war die Tatsache, dass sie allein schlafen würde … ohne ihn. Allein in ihrem eigenen Bett, nicht in seinem, als wären sie überhaupt nicht verheiratet. Und genau das hatte sie gewollt!
Kurz darauf war sie endlich allein. Genau wie sie es gewollt hatte. Und warum konnte sie dann nicht schlafen? Warum lag sie in ihrem großen, luxuriösen Bett und fühlte sich so verloren und verlassen? So unerwünscht, ungeliebt und verletzt?
Wonach sehnte sie sich eigentlich so sehr? Nach Rashid? Nach Blaize?
Nein! Nein, wonach sie sich wirklich so sehr sehnte, dass es wehtat, war, dem Mann vertrauen zu können, den sie liebte. Denn wie sollte wahre Liebe zwischen zwei Menschen möglich sein ohne dieses Vertrauen, ohne eine bedingungslose Offenheit und Ehrlichkeit?
10. KAPITEL
E in wenig nervös ließ Xenia den Blick über die anderen Frauen gleiten, die in die königliche Loge drängten.
Die Pferderennen hatten begonnen, und eigentlich hätte sie, Xenia, über einen Monat nach ihrer Hochzeit inzwischen daran gewohnt sein müssen, zu welch glamourösen gesellschaftlichen Ereignissen die Stellung als Rashids Frau ihr Zugang verschaffte.
In wenigen Tagen stand nun das vielleicht herausragendste Ereignis im Gesellschaftskalender von Zuran an – der Zuran Cup, das glanzvollste Pferderennen der Welt. Pferde, Trainer, Jockeys, Pferdebesitzer und deren elegante Frauen strömten schon den ganzen Monat nach Zuran, und über der Hauptstadt lag eine erwartungsvolle Atmosphäre.
Rashid hatte ein eigenes Pferd für den Cup gemeldet, einen in Amerika gezogenen Dreijährigen, der in den Stallungen neben der Rennbahn stand und von einem Iren trainiert wurde. Rashid genoss nämlich zusammen
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