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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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dem Kirchenplatz und zwischen den Gräbern waren Blumenbeete angelegt. Das einstöckige, vor dem Eingang mit einer Galerie versehene Holzhäuschen, in dem die Zelle des Starez lag, war ebenfalls von Blumen umgeben.
    »War das auch schon bei dem früheren Starez so, bei Warsonofi? Man sagt, er habe nichts Schönes leiden können? Aufgesprungen soll er sein, um mit dem Stock nach Frauen zu schlagen«, bemerkte Fjodor Pawlowitsch, als er die Stufen zur Eingangstür hinaufstieg.
    »Der Starez Warsonofi machte wirklich mitunter den Eindruck eines frommen Irren; aber vieles, was von ihm erzählt wird, ist dummes Zeug. Mit dem Stock hat er niemand geschlagen«, antwortete der Mönch. »Jetzt bitte ich einen Augenblick zu warten, meine Herren; ich werde Sie melden.«
    »Zum letztenmal die Bedingung, Fjodor Pawlowitsch, hören Sie gut zu! Benehmen Sie sich anständig, oder ich zahle es Ihnen heim!« brummte Miussow noch einmal.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie so aufgeregt sind«, erwiderte Fjodor Pawlowitsch spöttisch. »Haben Sie Angst ihrer Sünden wegen? Es heißt, er sieht jedem an den Augen an, weshalb er kommt. Und wie hoch Sie die Meinung dieser Leute schätzen, Sie, ein Pariser und Vorkämpfer des Fortschritts! Ich muß über Sie geradezu staunen, tatsächlich!«
    Miussow konnte auf diese sarkastischen Worte nicht mehr antworten; sie wurden hereingebeten. In ziemlich gereizter Stimmung trat er ein.
    ›Na, ich kenne mich: ich bin gereizt und fange Streit an. Ich werde mich aufregen – und mich und die Idee entwürdigen!‹ ging es ihm durch den Kopf.
2. Ein alter Possenreißer
    Sie betraten das Zimmer fast gleichzeitig mit dem Starez, der bei ihrem Erscheinen aus seiner Schlafkammer herauskam. In der Zelle warteten bereits zwei Priestermönche aus der Einsiedelei auf den Starez, der Vater Bibliothekar und der Vater Paissi, ein kranker, noch nicht einmal alter Mann, der als sehr gelehrt galt. Außerdem wartete in einer Ecke, die er in der ganzen folgenden Zeit nicht verließ, ein etwa zweiundzwanzigjähriger junger Mann in ziviler Kleidung, ein Seminarist und künftiger Theologe, der aus irgendeinem Grunde die Protektion des Klosters und der Brüderschaft genoß. Er war ziemlich groß und hatte ein frisches Gesicht, breite Backenknochen und kluge, aufmerksam blickende schmale braune Augen. Sein Gesicht drückte grenzenlose, dabei anständige, nicht buhlerische Ehrerbietung aus. Die eintretenden Gäste begrüßte er nicht einmal mit einer Verbeugung, als sei er nicht ihresgleichen, sondern untergeordnet und abhängig.
    Der Starez Sossima trat in Begleitung Aljoschas und eines Novizen ein. Die Priestermönche erhoben sich und begrüßten ihn mit einer sehr tiefen Verbeugung, bei der sie mit den Fingern den Boden berührten; darauf empfingen sie den Segen und küßten ihm die Hand. Nach der Erteilung des Segens verbeugte sich auch der Starez tief vor jedem von ihnen, wobei er gleichfalls den Boden berührte, und erbat auch für sich von jedem den Segen. Die Zeremonie ging sehr ernsthaft vor sich, durchaus nicht wie ein alltäglicher Ritus, sogar mit einem gewissen Gefühl. Miussow schien es jedoch, als geschehe das mit der Absicht, Eindruck zu machen. Er stand vor den anderen, die mit ihm eingetreten waren; er hätte also, wie er ei sich am Abend auch vorgenommen hatte, ohne Rücksicht auf irgendwelche Ideen, einfach aus Höflichkeit, vortreten und sich, da es hier nun einmal Brauch war, von dem Starez segnen lassen müssen – der Handkuß konnte ja unterbleiben. Als er jedoch die Verbeugungen und Handküsse der Priestermönche sah, änderte er sofort seinen Entschluß; würdevoll und ernst machte er eine ziemlich tiefe Verbeugung nach weltlicher Art und ging dann zu einem Stuhl. Genau so verhielt sich Fjodor Pawlowitsch, der wie ein Affe Miussow kopierte. Iwan Fjodorowitsch verbeugte sich würdevoll und höflich, behielt aber ebenfalls die Hände an der Hosennaht; Kalganow endlich war so verlegen, daß er sich gar nicht verbeugte, Der Starez ließ die schon zum Segnen bereite Hand wieder sinken, verbeugte sich zum zweitenmal vor ihnen und bat sie, Platz zu nehmen. Aljoscha brannte das Blut in den Wangen; er schämte sich. Seine schlimmen Ahnungen erfüllten sich.
    Der Starez setzte sich auf ein kleines, lederbezogenes Mahagonisofa von altmodischer Bauart; die Gäste hatte er bis auf die beiden Priestermönche an der gegenüberliegenden Wand Platz nehmen lassen, in einer Reihe, auf vier Lehnstühlen, die mit stark

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