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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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1. Vorsicht
    Explosionsartig zersplitterte Glas in meinem Zimmer. Ich sprang aus dem Bett. Kühle Morgenluft strömte herein, und ich schob die Füße in meine Flip-Flops, dabei wusste ich einen Moment nicht, ob ich vielleicht bloß träumte. Das Knirschen unter den Sohlen bewies aber, dass ich wach war. Ich knipste das Licht an und schaute mich schnell um, doch es sah nicht so aus, als wäre irgendetwas hereingeworfen worden. Dann rannte ich zum Fenster. Der zugezogene Vorhang hatte einen großen Teil der Bruchstücke zurückgehalten, aber ganze Häufchen der giftig aussehenden Glassplitter warnten mich davor, ohne feste Schuhe weiterzugehen. Ich reckte mich und zog den Vorhang auf. Im Licht der frühen Dämmerung sah ich, dass niemand auf der Straße war.
    In diesem Moment platzte mein Dad ins Zimmer, dicht gefolgt von Mum. »Alex, was um Himmels willen war das? Bist du in Ordnung?« Während er das fragte, machte er sich ein Bild von der Bescherung und kam dann zu mir zum Fenster. »Hast du jemand gesehen?«, fragte er und schaute nach rechts und links hinaus.
    Ich merkte, wie mein Herz raste, und musste tief Luft holen, bevor ich antworten konnte: »Nein. Als ich hier war, war niemand mehr zu sehen.«
    »Jetzt werdet mal nicht zu dramatisch«, unterbrach Mum, die offensichtlich alles ein bisschen kleiner halten wollte. »Das kann auch ein Vogel gewesen sein, der gegen das Fenster geflogen ist. Nicht gleich davon ausgehen, dass das jemand mit Absicht gemacht hat!«
    Dad und ich wechselten einen schnellen Blick und waren uns einig. Wir beide wussten, dass es Unsinn war, was sie sagte. Ich schaute durch das Fenster nach unten. »Von hier aus kann ich keinen Vogel sehen. Vielleicht siehst du einfach mal nach. Wenn da einer ist, muss er vielleicht von seinem Elend erlöst werden.«
    »Mach ich.« Mum nickte und ging aus dem Zimmer.
    »Ist hier drin irgendwas?«, fragte Dad, sobald sie ihn nicht mehr hören konnte. »Ich meine, was war das denn? Ein Ziegelstein?«
    »Ich kann nichts sehen«, antwortete ich. »Aber eigentlich müsste da was sein. Was auch immer es war, es war entweder sehr groß oder wurde mit Wucht hier reingeworfen. Die Scheibe ist total zertrümmert.«
    Er nickte zustimmend und warf noch einen Blick auf die Straße. »Wir müssen das hier wegräumen«, meinte er und nahm mich kurz in die Arme. »Ich zieh schnell meine Turnschuhe an und du besser auch. Bin gleich mit der Kehrschaufel und einer Mülltüte zurück.« Seine Stimme veränderte sich, als er durch die Tür ging. »Oh, hallo. Ich hätte nie gedacht, dass du zu dieser Tageszeit tatsächlich schon zu den Lebenden gehörst.«
    Mein Bruder versuchte, ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, doch um fünf Uhr früh war er zu verschlafen dafür. »Ich hab gedacht, wir würden beschossen. Wollte nur sehen, ob ihr Hilfe braucht«, nuschelte er so ungefähr in meine Richtung, während Dad verschwand.
    »Du spielst zu viele Computerspiele. Was willst du denn machen? Mit deiner Tastatur nach ihnen schmeißen?«
    »Ha, ha. Sehr lustig. Was ist denn passiert?«
    »Wissen wir noch nicht. Meine Fensterscheibe ist zersplittert. Mum meint, dass ein Vogel dagegen geflogen ist, doch Dad und ich glauben, dass jemand was geschmissen hat. Aber ich kann keinen Stein oder sonst was sehen.« Ich gab mir große Mühe, leichthin zu sprechen und nicht zu zeigen, wie aufgewühlt ich war.
    »Oh, wie unheimlich!« Einen Augenblick lang wirkte er sogar einigermaßen interessiert. »Eifersüchtiger Freund? Wütende Freundin? Irgendwas in die Richtung?«
    »Oh je«, stöhnte ich und sah ihn so beleidigt an, wie ich nur konnte. »Wann hab ich denn das letzte Mal jemanden verärgert?«
    Er sah sich noch einmal kurz im Zimmer um. »Na dann. Vielleicht war es ja doch ein Vogel.« Möglicherweise stimmte das ja doch. Mir fiel einfach niemand ein, der mir das antun könnte. Vielleicht hatte Mum ja recht.
    »Also wenn du mich nicht brauchst, geh ich noch mal auf ein Nickerchen ins Bett, bevor mich Dad die Leiter holen lässt, um das Loch zu reparieren«, nuschelte er, drehte sich um und steuerte wieder sein Zimmer an.
    Vorsichtig suchte ich mir meinen Weg zum Tisch und setzte mich, um feste Schuhe anzuziehen. Trotz der Flip-Flops war mein rechter Fuß bereits gespickt mit kleinen Splittern, und aus einem kam sogar Blut. Ich zog ein Papiertaschentuch aus der Schachtel und wischte es ab. Die Wunde war kaum mehr als ein Kratzer, und es lohnte sich nicht, dafür ein Pflaster zu holen.

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