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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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bereitwilligst zu, allerdings ohne zu verstehen, um was sie gebeten worden war. Kolja zeigte das Pulver und das Schrot. Der Stabskapitän übernahm selbst das Laden, indem er eine ganze kleine Portion Pulver hineinschüttete; das Schießen mit Schrot bat er auf ein andermal zu verschieben. Die Kanone wurde auf den Fußboden gestellt, mit der Mündung nach einer Seite, wo niemand stand; in das Zündloch wurden drei Pulverkörnchen gesteckt und mit einem Streichholz angezündet. Es erfolgte ein glänzender Schuß. »Mamachen« fuhr zwar zusammen lachte jedoch sogleich vor Freude auf. Die Jungen hatten mit schweigsamem Triumphgefühl zugesehen, am glücklichsten war – mit Blick auf Iljuscha – der Stabskapitän. Kolja hob die kleine Kanone auf ... und schenkte sie Iljuscha mitsamt Schrot und Pulver.
    »Die ist für dich! Das hatte ich mir schon lange vorgenommen!« wiederholte er noch einmal ganz glückselig.
    »Ach, schenkt sie mir! Nein, schenkt die kleine Kanone lieber mir!« begann »Mamachen« auf einmal wie ein kleines Kind zu bitten. Auf ihrem Gesicht malte sich die ängstliche Besorgnis, man könnte ihr das Geschenk verweigern; Kolja wurde verlegen. Der Stabskapitän geriet in Unruhe und sprang zu ihr hin.
    »Mamachen, Mamachen«, rief er, »die Kanone gehört dir. Erlaube jedoch, daß sie bei Iljuscha bleibt, weil er sie geschenkt bekommen hat. Aber sie gehört trotzdem dir, Iljuschetschka wird sie dir immer zum Spielen geben; ihr sollt sie beide gemeinsam besitzen, gemeinsam ...«
    »Nein, ich will nicht, daß wir sie gemeinsam besitzen! Nein, sie soll ganz mir gehören und nicht Iljuscha«, fuhr »Mamachen« fort und machte Anstalten loszuweinen.
    »Mama, nimm sie für dich, da, nimm sie für dich«, rief Iljuscha. »Krassotkin, darf ich sie meiner Mama schenken?« wandte er sich bittend an Krassotkin, als fürchtete er, dieser könnte sich gekränkt fühlen, wenn er sein Geschenk einem anderen gab.
    »Natürlich darfst du das«, erwiderte Krassotkin sogleich. Er nahm die kleine Kanone aus Iljuschas Händen und überreichte sie mit einer höflichen Verbeugung dem »Mamachen«.
    Diese brach vor Rührung in Tränen aus.
    »Lieber Iljuschetschka, da sieht man, wer sein Mamachen liebhat!« rief sie gerührt und rollte die kleine Kanone sofort wieder auf ihren Knien hin und her.
    »Mamachen, erlaube, daß ich dir die Hand küsse«, sagte ihr Gatte, eilte zu ihr und führte seine Absicht sogleich aus.
    »Und auch noch der liebenswürdigste junge Mensch ist dieser nette Junge hier!« sagte die dankbare Frau, auf Krassotkin deutend.
    »Und Pulver werde ich dir bringen, Iljuscha, soviel wie du nur haben willst. Wir fabrizieren jetzt selber welches. Borowikow hat die Zusammensetzung erfahren: vierundzwanzig Teile Salpeter, zehn Teile Schwefel und sechs Teile Birkenkohle. Das muß man alles zusammenreiben, dann Wasser zugießen, es zu einem Brei mischen und ihn durch ein Trommelfell reiben – dann ist das Pulver fertig.«
    »Mir hat schon Smurow von eurem Pulver erzählt. Nur sagt Papa, daß das kein richtiges Pulver ist«, versetzte Iljuscha.
    »Wieso kein richtiges Pulver?« erwiderte Kolja; er war ganz rot geworden. »Es brennt bei uns. Ich weiß übrigens nicht ...«
    »Nein, ich sage nichts dagegen«, fiel der Stabskapitän mit einem entschuldigenden Gesicht ein. »Ich habe allerdings gesagt, daß das richtige Pulver anders hergestellt wird. Aber das widerspricht dem nicht, man kann es auch so machen.«
    »Ich verstehe davon nichts, Sie wissen das besser. Wir haben es in einer Steingutkruke angezündet, und es hat prächtig gebrannt, ganz verbrannt ist es, nur ein ganz klein wenig Ruß ist übriggeblieben. Aber das war nur der Pulverbrei, und wenn man den noch durch ein Fell reibt ... Aber Sie wissen das besser, ich verstehe davon ja nichts ... Bulkin hat jedenfalls von seinem Vater wegen unseres Pulvers Prügel bekommen, hast du das gehört?« wandte er sich auf einmal an Iljuscha.
    »Ja, ich habe es gehört«, antwortete Iljuscha. Er hörte seinem Freund mit grenzenlosem Interesse und Genuß zu.
    »Wir hatten eine ganze Flasche Pulver hergestellt, und er bewahrte sie unter seinem Bett auf. Der Vater bekam sie zu sehen. Er sagte, das könnte explodieren. Und dann hat er ihn auch gleich durchgehauen. Er wollte sich im Gymnasium über mich beschweren. Seinem Sohn hat er den Umgang mit mir verboten; und das haben jetzt alle Eltern mit ihren Söhnen gemacht ... Auch dem kleinen Smurow haben es die Eltern verboten.

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