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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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ausgedacht: Mitka, Katka und Iwan Fjodorowitsch. Aljoscha, ich wollte dich schon längst fragen: Vor einer Woche hat er mir auf einmal auch eröffnet, Iwan müsse in Katka verliebt sein, weil er so oft zu ihr gehe. Hat er mir da die Wahrheit gesagt oder nicht? Sag es mir bei deinem Gewissen, schenk mir reinen Wein ein!«
    »Ich werde dich nicht belügen. Iwan ist nicht in Katerina Iwanowna verliebt, das ist meine Überzeugung.«
    »Na, das habe ich mir gleich gedacht! Er lügt mir etwas vor, der Schamlose, so steht die Sache! Und er tut jetzt meinetwegen eifersüchtig, um mir nachher die Schuld zuzuschieben. Er ist ja ein Dummkopf und kann nichts verheimlichen, so offenherzig ist er ... Aber ich werde es ihm zeigen. Er sagt: ›Du glaubst, daß ich den Mord begangen habe.‹ Das sagt er zu mir, mir macht er so einen Vorwurf! Gott möge es ihm verzeihen! Na warte, das werde ich Katka vor Gericht heimzahlen! Ich werde da etwas sagen, was ihr nicht gefallen wird ... Ich werde alles sagen!«
    Und sie fing wieder bitterlich an zu weinen.
    »Hör zu, zweierlei kann ich dir mit aller Bestimmtheit versichern, Gruschenka«, sagte Aljoscha und stand auf! »Erstens, daß er dich liebt, mehr als alles auf der Welt, und nur dich, das kannst du mir glauben. Ich weiß es. Ich weiß es genau. Zweitens will ich dir sagen, daß ich ihm sein Geheimnis nicht entlocken werde; sollte er es mir von selber sagen, werde ich ihm geradeheraus erklären, daß ich versprochen habe, es dir mitzuteilen. Dann werde ich zu dir kommen und es dir sagen. Nur scheint mir, von Katerina Iwanowna ist dabei gar nicht die Rede, das Geheimnis wird sich auf etwas ganz anderes beziehen. Es sieht nicht danach aus, daß es Katerina Iwanowna betrifft – das ist meine Ansicht. Einstweilen lebe wohl!«
    Aljoscha drückte ihr die Hand, Gruschenka weinte immer noch. Er sah, daß sie seinen Tröstungen wenig Glauben schenkte, sich aber schon dadurch erleichtert fühlte, daß sie wenigstens jemandem ihr Leid geklagt und sich ausgesprochen hatte. Es tat ihm weh, sie in diesem Zustand verlassen zu müssen, aber er hatte es eilig. Er hatte noch vieles zu erledigen.
     

2. 
Das kranke Füßchen

    Zuerst eilte er in das Haus von Frau Chochlakowa; er wollte dort möglichst schnell fertig werden und nicht zu spät zu Mitja kommen. Frau Chochlakowa kränkelte seit drei Wochen, ein Fuß war ihr, Gott weiß woher, geschwollen; sie lag zwar nicht gerade im Bett, verbrachte jedoch den Tag in einem reizenden, aber anständigen Negligé auf einer Chaiselongue in ihrem Boudoir. Aljoscha hatte bereits im stillen darüber gelächelt, daß Frau Chochlakowa trotz ihrer Krankheit angefangen hatte, sich ein bißchen zu putzen. Da waren allerlei Coiffüren, Schleifen und Morgenröcke zum Vorschein gekommen, und er durchschaute die Absicht, obwohl er diesen Gedanken als müßig verscheuchte. In den letzten zwei Monaten war, unter den anderen Besuchern, auch der junge Perchotin oft zu Frau Chochlakowa gekommen.
    Aljoscha war schon seit vier Tagen nicht dagewesen und wollte schnell geradewegs zu Lisa gehen; denn sie hatte am vorigen Tag das Dienstmädchen mit der dringenden Bitte zu ihm geschickt, er möchte »in einer sehr wichtigen Angelegenheit« unverzüglich zu ihr kommen, was aus gewissen Gründen Aljoschas Interesse erregt hatte. Doch während das Mädchen zu Lisa ging, um ihn anzumelden, hatte Frau Chochlakowa bereits irgendwie von seiner Ankunft erfahren und ließ ihn »nur auf ein Augenblickchen« zu sich bitten. Nach kurzer Überlegung sagte sich Aljoscha, daß es das beste wäre, zunächst den Wunsch der Mutter zu erfüllen; sonst würde sie, solange er bei Lisa saß, alle Augenblicke zu ihnen schicken. Frau Chochlakowa lag, besonders festlich gekleidet, auf der Chaiselongue und befand sich augenscheinlich in einer außerordentlich nervösen Erregung. Sie empfing Aljoscha mit Ausrufen des Entzückens.
    »Eine Ewigkeit, eine ganze Ewigkeit habe ich Sie nicht gesehen! Eine ganze Woche nicht, ich bitte Sie! Ach, übrigens waren Sie erst vor vier Tagen hier, am Mittwoch. Sie wollen zu Lise? Ich bin überzeugt, daß Sie direkt zu ihr gehen wollten, auf den Zehen, damit ich es nicht merke. Lieber Alexej Fjodorowitsch, wenn Sie wüßten, wie sie mich beunruhigt! Aber davon nachher! Das ist zwar das Allerwichtigste, aber davon nachher! Lieber Alexej Fjodorowitsch, ich vertraue Ihnen meine Lise vollständig an. Nach dem Tode des Starez Sossima – Gott schenke seiner Seele die ewige Ruhe!

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