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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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strahlte ihr Gesicht von unverstellter, schlichter Güte, von offener, warmer Herzlichkeit. Von dem ganzen früheren vornehmen Stolz, der ihn einst so frappiert hatte, war jetzt nur edle Energie und starker Glaube an sich selbst zu spüren. Aljoscha erkannte bei ihren ersten Worten, daß ihr die ganze Tragik des Verhältnisses zu dem von ihr geliebten Mann durchaus kein Geheimnis war, daß sie vielleicht schon alles wußte, schlechterdings alles. Und trotz alledem, so feine Heiligkeit, so ein Glaube an die Zukunft in ihrem Gesicht! Aljoscha hatte vor ihr plötzlich das Gefühl, er hätte sich ernsthaft und absichtlich gegen sie vergangen. Er war von vornherein besiegt und gefesselt. Überdies bemerkte er gleich bei ihren ersten Worten, daß sie sich im Zustand einer starken, bei ihr sehr seltenen Erregung befand, die fast etwas von Entzücken hatte.
    »Ich habe Sie so sehnsüchtig erwartet, weil ich nur von Ihnen die ganze Wahrheit erfahren kann – von niemand sonst!«
    »Ich bin gekommen...«, murmelte Aljoscha stockend und verlegen. »Ich ... Er hat mich hergeschickt ...«
    »Ah, er hat Sie hergeschickt? Das habe ich doch geahnt! Jetzt weiß ich alles!« rief Katerina Iwanowna, und ihre Augen blitzten plötzlich auf. »Warten Sie, Alexej Fjodorowitsch, ich will Ihnen vorher noch sagen, warum ich Sie so sehnsüchtig erwartet habe. Sehen Sie, ich weiß vielleicht mehr als Sie, ich brauche keine Nachrichten von Ihnen. Was ich von Ihnen brauche, ist etwas anderes. Ich möchte wissen, welchen Eindruck Sie selbst, Sie persönlich, von ihm zuletzt hatten. Ich möchte, daß Sie mir ganz offen und ungeschminkt, sogar in grober Form, so grob Sie wollen, sagen, wie Sie selbst nach Ihrem heutigen Beisammensein über ihn und seine Lage urteilen. Das ist vielleicht besser, als wenn ich mich mit ihm ausspreche, wo er nicht mehr zu mir kommen will. Haben Sie verstanden, was ich von Ihnen wünsche? Also: mit welchem Auftrag hat er Sie zu mir geschickt? Ich habe ja gewußt, daß er Sie zu mir schicken wird! Sprechen Sie, sagen Sie mir ganz einfach seine letzten Worte ... !«
    »Er hat mir aufgetragen, Sie von ihm zu grüßen und zu bestellen, daß er nie mehr zu Ihnen kommt ... Aber ich soll Sie von ihm grüßen.«
    »Mich von ihm grüßen? Hat er sich wirklich so ausgedrückt?«
    »Ja.«
    »Vielleicht hat er es nur so leichthin, ohne Überlegung, gesagt? Sich im Ausdruck vergriffen, nicht das richtige Wort getroffen?«
    »Nein, er befahl mir ausdrücklich, Ihnen diese Worte zu bestellen: ›Ich lasse sie grüßen.‹ Er bat mich mehrmals, sie nicht zu vergessen.«
    Katerina Iwanowna wurde sehr erregt.
    »Helfen Sie mir jetzt, Alexej Fjodorowitsch! Ich brauche Ihre Hilfe. Ich werde Ihnen sagen, was ich denke, und Sie sollen mir dann sagen, ob meine Auffassung richtig ist oder nicht. Hören Sie! Hätte er so leichthin befohlen, mich von ihm zu grüßen, ohne auf der Übermittlung gerade dieses Wortes zu bestehen, ohne dieses Wort besonders zu betonen, dann wäre alles aus. Doch wenn er auf diesem Wort besonders bestanden und Ihnen eingeschärft hat, mir diesen Gruß zu bestellen, so schließe ich daraus, daß er sehr stark erregt, vielleicht ganz außer sich war. Er hatte einen Entschluß gefaßt und war über seinen eigenen Entschluß erschrocken. Er hat mich nicht festen Schrittes verlassen, sondern ist gleichsam von einem Berg herabgeglitten. Daß er dieses Wort so betonte, war möglicherweise nur Prahlerei ...«
    »Ja, ja so ist es!« stimmte Aljoscha lebhaft zu. »Es scheint mir selbst jetzt so.«
    »Wenn es sich so verhält, ist er noch nicht zugrunde gegangen! Er ist nur verzweifelt, und ich kann ihn noch retten. Warten Sie, hat er nicht noch etwas über Geld gesagt? Über dreitausend Rubel?«
    »Gerade dies bedrückt ihn vielleicht am allermeisten. Er sagt, er habe seine Ehre verloren, und jetzt sei schon alles gleich«, antwortete Aljoscha mit Wärme, da er mit seinem ganzen Herzen neue Hoffnung aufkeimen fühlte, die Hoffnung, daß es wirklich noch einen Ausweg und Rettung für seinen Bruder gibt. »Wissen Sie denn von diesem Geld?« fügte er hinzu und verstummte plötzlich.
    »Ich habe längst Kenntnis davon, ganz zuverlässig. Ich habe telegrafisch in Moskau angefragt und weiß, daß das Geld nicht eingetroffen ist. Er hat es nicht abgeschickt, doch ich habe geschwiegen. In der letzten Woche erfuhr ich, daß es ihm immer noch sehr an Geld mangele. Ich verfolgte mit meinem Verhalten nur dieses eine Ziel: er sollte

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