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Heimkehr in den Palast der Liebe

Heimkehr in den Palast der Liebe

Titel: Heimkehr in den Palast der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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1. Kapitel
     
    Unter der erbarmungslosen Glut der Sonne erstreckte sich, heiß und trocken und unwirtlich, die australische Wüste bis zum Fuß der Berge. Eine Straße durchschnitt sie wie ein steinernes graues Band, das keinen Unterschied machte zwischen Ebene, Vertiefung oder Anhöhe.
    Ein großer Lastwagen, dessen Ladung mit einer hellblauen Plane abgedeckt und mit Seilen befestigt war, raste über die einsame Straße, als wolle der Fahrer verhindern, dass der heiße Asphalt die Reifen in Brand setzte.
    Die Straße war ansonsten leer – bis auf einen silbern glänzenden Wagen, der sich dem Lastwagen rasch von hinten näherte. Scheich Sharif Azad al Dauleh blickte von der Straßenkarte auf, die er auf dem Lenkrad ausgebreitet hatte. Immer noch kein Anzeichen dafür, dass er sich seinem Zielort näherte. Nichts als unfruchtbare Wüste, fast wie die Wüsten in Bagestan, und doch ganz und gar fremd.
    Der Ort, den er suchte, war nur mit Bleistift auf der Karte markiert. "Burry Hill Flüchtlingslager" stand neben einem großen Kreuz, nur ein paar Meilen von der nächsten Stadt entfernt. Sharif blickte suchend nach vorne, ob da nicht eine Seitenstraße zu sehen war. Soweit er wusste, gab es kein Hinweisschild. Niemand sollte auf die Idee kommen, ein Flüchtlingslager besuchen zu wollen.
    Sharif seufzte. Eine schwierige Mission, das hatte der Sultan selbst gesagt. Aber weder Ashraf noch er selbst hatten eine Vorstellung davon gehabt, wie schwierig. Die Aufgabe, ein verschwundenes Mitglied der königlichen Familie irgendwo auf der Welt in einem der unzähligen Flüchtlingslager zu finden, war nicht nur ein logistischer Albtraum; das Ganze war eine seelische Belastung. Kein Mensch hätte gegen das Ausmaß an Leid immun sein können, dem Sharif begegnet war.
    Der Lastwagen stieß eine widerliche dicke Rauchwolke aus. Deshalb gab der Scheich Gas und lenkte seinen Wagen auf die Überholspur.
    Da fiel ihm ein in schmutzigen grauen Stoff gewickeltes Bündel auf, das an der Rückseite des Lastwagens hing. Es war halb von der Rauchwolke verborgen und flatterte heftig im Wind, als ob es im nächsten Moment den Halt verlieren würde. Sharif blinzelte ungläubig. Es war ein Junge, der sich mit aller Kraft an der Ladung festhielt. Ein blinder Passagier.
    Der Junge wirkte ziemlich abgemagert, schien aber flink und geschickt wie ein Affe zu sein. Jetzt war er offenbar drauf und dran, von dem Lastwagen herabzuklettern. Was für ein Leichtsinn. Sharifs Herz setzte fast aus. Gebannt sah er zu, wie der Junge eines seiner dünnen Beine nach unten ausstreckte, bis er Halt auf der Stoßstange fand. Dann blickte er über die Schulter auf die Straße hinter ihm. Entsetzt begriff Sharif, dass sein eigener Wagen sich offenbar im toten Winkel des Jungen befand, denn dieser lehnte sich jetzt zur Seite und ließ schon mit einer Hand los, wie um abzuspringen.
    Sharif fluchte hilflos. War er im Begriff, Zeuge eines Selbstmords zu werden? Doch als er mit aller Kraft auf die Hupe drückte, holte der blinde Passagier mit der freien Hand aus und warf etwas unter die Räder des Lastwagens.
    Eine Explosion erstickte das Geräusch der Hupe. Der Lastwagen geriet aus der Spur und hielt abrupt. Sharif riss das Steuer herum, um ihm auszuweichen, da sah er, dass das Bürschchen im Begriff war, direkt vor seinem Wagen abzuspringen.
    Erst jetzt nahm der Junge ihn wahr. Für einen Sekundenbruchteil blickte er in Sharifs entsetzte Augen, dann landete er ungeschickt auf der Straße, verzog das Gesicht vor Schmerzen und rollte sich blitzschnell auf die Seite, in dem verzweifelten Versuch, dem Fahrzeug des Scheichs auszuweichen.
    Die Reifen quietschen auf dem glühend heißen Asphalt, als Sharif gleichzeitig die Handbremse anzog und das Lenkrad herumriss. Steinchen prasselten gegen Karosserie und Fensterscheiben, und der beißende Geruch von verbranntem Gummi erfüllte die Luft.
    Der Scheich kam mit seinem Wagen direkt am Straßenrand zum Stehen, nicht einmal einen halben Meter von dem Abhang entfernt, der hinunter zur Wüste führte. Etwas weiter vorne stand der Lkw. Beide Wagen bildeten einen flachen Winkel zueinander, und innerhalb dieses Winkels lag keuchend der Junge. Er hatte seine dünnen Arme schützend um den Kopf gelegt. Um ihn herum lag seine Beute auf der Straße verstreut – Schokoriegel, ein Spielzeug, und dann noch etwas, das in der grellen Sonne glitzerte. Eine Orange rollte langsam über den Asphalt. Ihre leuchtende Farbe wirkte fast obszön in dieser

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