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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Burda
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brachte er mich mit Tremper zusammen. Fazit des kurzen Treffens: Ich lud ihn ein, auf alle Fälle einmal in Offenburg vorbeizuschauen.
    Am Erfolg von Hildegard Knefs »Der geschenkte Gaul« hatte Will Tremper großen Anteil. Fritz Molden, der erfolgreiche Verleger, erzählte in »Bunte«, wie das Buch entstanden war.
    Vom ersten Augenblick an nahm mich dieser Vollblut-Journalist für sich ein. Und mir war sogleich klar, er ist genau der Mann, den ich brauchte, um »Bunte« in die Richtung zu bringen, die ich mir vorstellte. Es muss wohl dann im November 1975 gewesen sein, dass wir in seinem Haus in Grünwald bei München zum ersten Mal konzeptionell über »Bunte« sprachen.
    Wir kamen schnell ins Gespräch, weil sein Schwiegervater Kurt Zentner zusammen mit meinem Vater eine Reihe von historischen Bildbänden herausgegeben hatte. Tremper zeigte sich recht interessiert daran, was ich ihm über »Bunte« erzählte. Neugierig fragte er mich, wie es mit der Illustrierten weitergehen werde. Das war für mich der Moment, ihm vorzuschlagen: »Komm doch für ein paar Wochen mit nach Offenburg.« Er hatte nichts dagegen.
    Also besorgte ich ihm ein Appartement in Offenburg. Handwerker stellten dort hohe Regale für seine Bücher auf. Ihm wurde ein Wagen mit Fahrer zugewiesen. Schließlich wies ich die Redaktionsverwaltung an, Will Tremper das Honorar wöchentlich in bar auszuzahlen, wie er es wünschte. Die kleine badische Stadt gefiel ihm. Er war ja selbst in einer Kleinstadt, in Braubach am Rhein, aufgewachsen. Er entdeckte den Charme der Wochenmärkte, unterhielt sich gern mit dem Blumenhändler und entwickelte schnell einen Sinn für die badische Lebensart.

    Mathias Nolte, Sohn eines »Welt«-Redakteurs, kam im August 1976 nach Offenburg. Er wurde bald Trempers Assistent und schrieb viele der »Leute«-Geschichten.
    Will Tremper war es auch, der mir meine Schreibhemmung nahm. Er meinte knapp: »Setz dich hin, hier ist ein Bleistift! Schreib nicht mit der Schreibmaschine! Schreib alles mit der Hand!« Anfangs redigierte er noch meine Texte. Nach einer Weile hatte ich die Angst vor der ersten Zeile verloren.
    Der Hefteinstieg von »Bunte« war langweilig, da waren wir uns schnell einig. Die Leserbriefe und ein »Weltspiegel« zum Gähnen, das sollte es nicht mehr geben. Tremper schlug vor, sich einmal mit Karl-Heinz Hagen zu treffen, der lange Zeit erfolgreich »Jasmin« geleitet hatte. Also arrangierte ich ein Meeting in Offenburg. Dazu holte ich noch Wolf Rogosky, den kreativen Kopf der Werbeagentur GGK aus Düsseldorf, dessen IBM-Kampagne mir sehr gut gefallen hatte. Er schrieb die besten Anzeigentexte, die man damals lesen konnte.
    Es ging zu wie in einer Jamsession. Einer posaunte heraus: Eine Illustrierte muss immer mit Leuten anfangen (ich glaube, es war Karl-Heinz Hagen), eine anderer stimmte ein, es müssen drei Seiten sein, und es müssen Leute von heute, von morgen und von gestern sein. Wolf Rogosky stand auf, ging in die Grafik und kam mit drei Seiten zurück. Sie zeigten große Textzeilen in Antiqua 42 Punkt und vier regelmäßige, feine Spaltenlinien, in die Personalien eingefügt werden sollten. Tremper genügte ein Blick, und schon legte er mit dem Schreiben los.

Die Eingangsstrecke von »Bunte« hieß »Weltspiegel« und berichtete von Korrespondenten wie in diesem Heft von 1974 aus Italien und Jugoslawien. Mit der Einführung der »Leute«-Geschichten 1976 begann die Story von »Bunte« als People-Magazin.



In kürzester Zeit fand er einen eigenen Stil, und kurz darauf waren die neuen Personalien-Seiten in »Bunte« der Gesprächsstoff unserer Branche. Nannen schickte Rolf Gillhausen nach Offenburg. Der sollte Tremper dazu überreden, nach Hamburg zu gehen, denn er hätte doch beim »Stern« mit seiner Serie »Deutschland, deine Sternchen« einen großen Erfolg gelandet.
    Der Umworbene blieb standhaft. Er hatte an Offenburg Gefallen gefunden.
    Wenig später stieß Mathias Nolte aus München zu unserer kleinen Gruppe, Sohn des »Welt«-Feuilletonchefs Jost Nolte. Ihm folgte Charly Schmidt-Polex, den ich schon aus »m«-Zeiten kannte. Mit diesen Neuzugängen veränderte sich das Klima in der Redaktion, ja, ein neuer Lebensstil griff um sich. Jeden Donnerstag ab 23.00 Uhr mieteten wir ein Kino in der Innenstadt, um nach getaner Arbeit auszuspannen und zu feiern.
    Bald fanden sich Mädchen ein, so, als wären wir eine Rockband. Als Stadtgespräch Nummer eins entfalteten wir eine magische Anziehungskraft

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