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Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bevor der Priester einen langen Gesang anstimmte, wobei er dem Kästchen von Zeit zu Zeit Flüssigkeiten oder Puder entnahm und sie auf die Leiche tröpfelte oder stäubte. Als das Lustrum beendet war, klappte der Helfer sein Kästchen wieder zu.
    »Dreht ihn um«, ordnete Octavius an.
    Die Bestatter kauerten sich neben die Leiche. Einer zog den Dolch heraus und warf ihn auf die Straße. Dann packten sie die Leiche unter den Schultern und Knien und drehten sie um.
    Ich erkannte den Mann nicht. Er schien etwa fünfzig Jahre alt; er hatte sandfarbenes, leicht angegrautes Haar. Sein Mund und seine Augen standen offen, aber an seinem Gesichtsausdruck ließ sich nichts ablesen. Ich sah, daß auch seine zweite Hand reich beringt war.
    »Kennt jemand ihn?« fragte Octavius laut.
    Murmelnd trat ein Mann vor. »Das ist Manius Oppius, Herr.
    Er wohnt... wohnte ganz in der Nähe. Ich habe ihm ein paarmal Sandalen geliefert. Mein Laden ist unten an der Ecke.«
    »Gut. Du kannst diese Männer zu seinem Haus führen. Seine Familie wird den Leichnam haben wollen.« Octavius wandte sich mir zu. »Oppius - sind das nicht Bankiers?«
    »Ich glaube schon«, meinte ich.
    Ein Stück die Straße hinunter gab es einen Aufruhr. Ein wichtiger Mann nahte, begleitet von einem Haufen Freunde und Klienten.
    »Was ist jetzt schon wieder?« fragte Octavius ärgerlich. Dann legte sich leises Entsetzen über sein Gesicht. »O nein!«
    Jetzt erkannte auch ich den Anführer der Gruppe und lief ihm entgegen, um ihm den Weg zu versperren.
    Es war Gaius Julius Caesar. Er lächelte überrascht, als er mich erkannte. »Guten Morgen, Decius Caecilius. Was ist denn hier los?«
    »Es hat einen Mord gegeben, Gaius Julius. Jemand hat einen Eques namens Oppius erstochen. Blut ist geflossen.«
    Caesar sah besorgt aus. »Oppius? Aber doch nicht Gaius Oppius?«
    »Ein Schuster aus der Gegend behauptet, sein Name sei Manius. Gaius Octavius hat den Fall übernommen.«
    »Ich kenne keinen Manius Oppius, aber Gaius ist ein Freund von mir. Ich werde mich erkundigen. Vielen Dank, daß du mich gewarnt hast, Decius. Das hätte ein großes Unglück für die Stadt geben können.« Er zog sich eine Falte seiner Toga über den Kopf, als ob er ein Opfer darbringe, und hielt eine weitere große Falte über den ausgestreckten Arm, um so sein Gesicht vor der Leiche auf dem Pflaster zu verbergen, als er vorüberging. Dieses Ritual war notwendig, aber Caesar wäre nicht Caesar gewesen, wenn er daraus nicht die große Geste eines Schauspielers gemacht hätte.
    Wenige Wochen zuvor war der alte Pontifex Maximus endlich gestorben. Zu Erheiterung der gesamten Stadt hatte man Caesar an seine Stelle gewählt. Der Mann, der wegen seiner Ausschweifungen bekannt war, war der höchste Priester des römischen Staates geworden. Eine der Beschränkungen dieses Amtes bestand darin, daß der Pontifex Maximus keines menschlichen Blutes ansichtig werden durfte.
    »Hat jemand eine Münze für den Fährmann?« fragte der Priester. Ich durchkramte meine Börse und fand ein Kupfer-As, das ich einem der Bestatter zuwarf, der es unter die Zunge des Toten legte. Es war das mindeste, was ich für diesen unglückseligen Mann tun konnte, der die Routine meines Alltags aufgeheitert hatte.
    Als die Libitinarii die Leiche auf eine zusammenklappbare Bahre legten, bückte ich mich und hob den Dolch auf. Die Toga des Toten war ohnehin ruiniert, also benutzte ich sie, um die Klinge abzuwischen. Dann fiel mir etwas ein. »Gibt es eine Möglichkeit festzustellen, wie lange der Mann schon tot ist?«
    fragte ich die Bestatter.
    »Er ist noch nicht ganz kalt«, erwiderte einer von ihnen. »Und die Leichenstarre ist auch noch nicht eingetreten. Ich würde sagen, er ist höchstens zwei bis drei Stunden tot.«
    Während die Leiche weggetragen wurde, wandten Octavius und ich uns der Treppe zum Forum zu. Ich hielt den Dolch hoch, so daß er ihn sehen konnte. »Das ist ein Beweisstück«, sagte ich.
    »Ich bitte dich zu bezeugen, daß ich keine Waffen innerhalb des Pomeriums trage.«
    Er lachte. »Wenn wir dieses Vergehen verfolgen wollten, wären die Gerichte ausschließlich damit beschäftigt. Was für ein Dolch ist es?«
    Ich zuckte die Schultern. Es war nicht der Pugio der Legionäre mit seiner breiten Klinge, aber auch nicht die gebogene Sica, die bevorzugte Waffe der gedungenen Mörder der Stadt. Der Dolch war gerade und zweischneidig, mit einer dicken Mittelrippe, die die Klinge verstärkte. Das Heft war aus massiver

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