Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
kleinen Absatz, von dem aus sich eine Treppe nach rechts unten wand. Ich stieg langsam die Stufen hinab, um meine Augen nach und nach an die Dunkelheit zu gewöhnen. Als ich unten angekommen war, spendete der rußige Docht der Laterne ein ausreichendes Licht.
    Die Treppe endete auf einem weiteren winzigen Absatz, auf dem ein einzelner Mann sich kaum hätte umdrehen können. Von dem Absatz führten drei Öffnungen in unterirdische Kammern, eine vor mir und eine auf jeder Seite. Die letzten Stufen und die Kammern lagen genau unter dem Fundament des Tempels und waren in den Fels geschlagen. Sie wirkten weit älter als die Schatzkammer, und es war ein seltsames Gefühl, auf dem Fleck zu stehen, auf dem vielleicht schon Romulus gestanden hatte.
    Ich beschloß, zuerst die Kammer vor mir zu inspizieren. Ich duckte mich unter dem Türsturz, ging hindurch und fand mich in einem kleinen, vollgestopften Raum wieder. Die Wände waren mit ausgeblichenen Gemälden von Göttern und Dämonen im etruskischen Stil verziert. An einer Wand wurde ein Mann mit verbundenen Augen von einem Hund oder Wolf zerfleischt, der von einer Gestalt mit einer langen Nase und den langen Ohren der Todesdämonen an einer Leine gehalten wurde. An einer anderen waren zwei Männer im Kampf auf Leben und Tod ineinander verschlungen, die von anderen Männern und Frauen in priesterlichen Gewändern beobachtet wurden. Einer der Kämpfenden hatte seinen Gegner am Hals gepackt und stieß sein Schwert in dessen Rumpf, während das Schwert des anderen die Hüfte des Siegers durchbohrte. Aus beiden Wunden spritzte reichlich Blut. An der dritten Wand packte ein Krieger in altertümlicher Rüstung einen gefesselten Gefangenen, der vor ihm auf dem Boden saß, und stieß sein Schwert durch den Hals seines Opfers.
    Ich halte mich eigentlich nicht für abergläubisch, aber diese uralten Gemälde erfüllten mich mit Grauen. Handelte es sich um lang vergessene Opferrituale, die Saturn einst verlangt hatte?
    Waren es Szenen von der Einweihung des Tempels? Es war nicht nur das bloße Blutvergießen, das ein durchaus vertrauter Anblick war, es war seine religiöse Natur. Wir mochten unsere Götter als Schutzpatrone der Landwirtschaft oder des Handwerks oder des Krieges, aber an den blutrünstigen Göttern der Unterwelt fanden wir keinen Gefallen. Unsere Vorfahren waren da weniger zimperlich gewesen.
    Das muß ich Cato zeigen, dachte ich. Er würde beim Senat wahrscheinlich die Wiederaufnahme von Menschenopfern beantragen, da es sich ja um eine Sitte unserer Ahnen handelte.
    Auf dem Boden lag ein Haufen Gegenstände, der mit einem großen Stück Stoff bedeckt war. Hinter mir, neben dem Eingang, entdeckte ich eine Nische, in der ich meine Lampe abstellen konnte. Ich bückte mich und zog die Plane beiseite.
    Die Flamme spiegelte sich in jeder Menge Metall wider. Es waren übereinander gestapelte Waffen, in der Hauptsache Schwerter und kurze Lanzen. Ich sah den dicken Gladius der Legionen in den verschiedensten Ausführungen, einige neueren Datums, andere, die noch aus den Tagen Scipios und der Pumschen Kriege stammen mußten. Es gab die lange Spatha der Kavallerie und Schwerter in allen Variationen, die im Amphitheater gebräuchlich waren. Einige der Speere waren Jagdwaffen, etwa die breitklingigen Eberspeere. Andere wie der leichte Wurfspeer und das schwere Pilum der Legionen stammten aus militärischen Beständen.
    Es war ein merkwürdiges Arsenal, das man offensichtlich aus den verschiedensten Quellen hier zusammen getragen hatte.
    Aber zu welchem Zweck? Ich deckte den Stapel wieder zu und warf einen Blick in die anderen beiden Räume. Der eine war leer. In dem anderen lagerte ein kleiner Haufen Schilde, nicht das große, den ganzen Körper bedeckende Scutum der Legionen, sondern der kleine, runde oder ovale Schild der leichter bewaffneten Hilfstruppen.
    Ich stieg die Treppe wieder hinauf. Die große Grabkapelle war einen Augenblick leer, und ich schlüpfte hinaus und stellte die Lampe wieder in die Nische. Als ich in die Schatzkammer zurück kehrte, sah mich Minicius unter seinen weißen Augenbrauen fragend an.
    »Wo bist du gewesen?« wollte er wissen. Er war nur ein Freigelassener, aber als einer der wichtigsten Freigelassenen Roms hatte er es nicht nötig, bescheiden zu sein. Er saß an seinem Tisch, und seine Feder huschte über eine Papyrusrolle.
    »Ich mußte rasch zum öffentlichen Bad hinüber und den Abort benutzen«, sagte ich. »Ich habe heute morgen wohl etwas

Weitere Kostenlose Bücher