Die Catilina Verschwoerung
Tages zu hören, daß man dich morgens tot auf der Straße aufgefunden hat wie den armen Manius Oppius, gefällt mir überhaupt nicht.«
Natürlich hatte er von diesem Mord gehört, wenige Minuten, nachdem man die Leiche entdeckt hatte. Ich hoffte nur, daß er es nicht vor mir gewußt hatte.
»Ich bin heute morgen am Tatort vorbei gekommen«, erzählte ich ihm. »Ich habe das Kommando übernommen, bis der Untersuchungsrichter Octavius eintraf. Weißt du irgendwas über den Toten?«
»Er war Bankier. Ich habe ihn nicht gekannt, aber ich kenne jede Menge Leute, die ihm Geld schuldeten.«
»Dann besteht wenigstens kein Mangel an Verdächtigen«, meinte ich. Ich zog den Dolch unter meiner Tunika hervor und packte ihn aus. »Damit wurde er umgebracht. Hast du so einen schon mal gesehen?«
Er wendete das Messer in seinen Händen hin und her und ließ seinen Daumen über die geschnitzte Schlange gleiten. Dann schüttelte er den Kopf. »Es ist keine nationale Marke, die ich kenne. Nicht einmal besonders gute Arbeit. Wenn ich jemand umbringen wollte, würde ich wahrscheinlich auf einen Markt gehen, mir von einem Trödler eine Waffe aus dritter Hand wie die hier besorgen, sie benutzen und sie dort lassen oder in den nächsten Abfluß werfen.« Er gab sie mir zurück. »Tut mir leid, aber ich fürchte, wer diesen Dolch benutzt hat, hat ihn mit Bedacht gewählt.«
Ich stand auf. »Ich danke dir, Milo. Ich weiß immer noch nicht, was ich unternehmen soll, aber du hast mir neuen Stoff zum Nachdenken geliefert.«
»Bleib doch zum Abendessen«, drängte er.
»Leider bin ich beim ägyptischen Botschafter eingeladen.
Ptolemaios der Flötenspieler hat wieder mal Probleme und sucht die Unterstützung jedes einzelnen römischen Beamten. Er kommt so oft in die Stadt, daß wir ihm die Bürgerrechte verleihen sollten.«
»Nun, ich will dich nicht von einer guten Abendgesellschaft abhalten.« Er erhob sich ebenfalls und legte seine Hand auf meine Schulter, während er mich zur Tür begleitete. »Erinnerst du dich noch an meine Worte, daß die Unzufriedenen einander immer finden?«
»Natürlich.«
»Wenn du ernsthaft herausfinden willst, ob einige von ihnen einen Staatsstreich planen, mußt du dich von ihnen finden lassen. Mach es nicht zu auffällig, aber laß hin und wieder eine Bemerkung darüber fallen, daß du noch keine guten Angebote für einen postquaestorialen Posten erhalten hast und daß deine hochrangigen und eifersüchtigen Feinde dich um ein hohes Amt betrügen wollen. Du kennst das Gerede ja. Aber laß sie in dem Glauben, daß sie es sind, die dich beeinflussen.« Er überlegte kurz. »Vielleicht solltest du ein paar entsprechende Worte in Hörweite von Quintus Curius fallen lassen.«
An der Tür verabschiedete ich mich und dankte ihm erneut.
Wie gewöhnlich, wenn ich etwas mit Milo besprochen hatte, hatte ich das Gefühl, mir sei eine besondere Einsicht zuteil geworden, ein dorniges und schwieriges Problem sei für mich wunderbar vereinfacht worden. Er hatte eine beeindruckende Art, den Blick sofort auf den Kern eines Problems zu lenken.
Seine Fixierung auf die Erlangung und Ausübung von Macht war so intensiv und ausschließlich wie die von Clodius, Pompeius, Cicero und Caesar, aber er war weit geschickter als alle anderen, geschickter selbst als Caesar, der unglaublich liebenswürdig sein konnte, wenn er um jemandes Gunst buhlte.
Warum war ich nicht selbst auf Quintus Curius gekommen?
Er war ein unzufriedener Geizhals allererster Ordnung, ein Mann, der bekanntermaßen die Hälfte aller ungesetzlichen Handlungen begangen hatte und der Begehung der anderen Hälfte verdächtigt wurde. Wenn in Rom etwas wahrhaft Schurkisches geplant wurde, war er mit von der Partie. Ein paar Jahre zuvor hatten ihn die Censoren wegen ungebührlichen Verhaltens aus dem Senat ausgeschlossen. Er stammte aus einer altehrwürdigen Familie und glaubte deswegen, er habe einen Anspruch auf Wohlstand, ein hohes Amt und öffentliches Ansehen. Er war einer der Männer, die schlicht nicht begreifen konnten, daß ein neuer Mann wie Cicero Konsul hatte werden können.
Ich ging zu meinem Haus in der Subura, um meine beste Toga anzulegen, und überlegte, wie ich Kontakt mit Curius anknüpfen konnte. Das sollte nicht schwer sein. Das gesellschaftliche Leben Roms wurde genau wie die Politik von einer recht kleinen Gruppe Männer und Frauen beherrscht. Da ich praktisch jeden Abend zum Essen eingeladen war, brauchte ich gewiß nicht länger als ein
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