Die Catilina Verschwoerung
zugezogen hatte, hielt ich es für meine Pflicht, mich besorgt zu zeigen. »Eine hübsche Sänfte, Thorius«, sagte ich zwinkernd.
»Wem verdankst du sie? Der Frau eines reichen Mannes?«
Er brachte trotz seines gebrochenen Kiefers ein Lächeln zustande. »Diesmal nicht. Ich hab' mir die Sänfte samt Sklaven selbst gekauft.« Dann ließ er sich in die Kissen zurück sinken und wurde davongetragen. Bestia verließ das Haus in einer neuen Toga, deren Saum nicht nur mit dem Purpur der Stachelschnecke gefärbt, sondern nach skythischer Art mit Tierund Pflanzenmustern bestickt war. Gut, man hatte ihm eine kurulische Position samt Toga praetexta versprochen, wenn Catilina an die Macht kam. Diese Toga hingegen war in etwa die Beute aus der Plünderung einer mittleren Kleinstadt wert und, da war ich mir sicher, ein Geschenk Catilinas, eines bekannter maßen armen Mannes. Woher hatte er das Geld? Er schien zu wünschen, daß ich noch blieb. Als alle gegangen waren, kehrten wir ins Atrium zurück und wurden von Sklaven mit Wein versorgt. Wir tranken eine Weile schweigend vor uns hin.
»Schieß los, Decius«, sagte Catilina schließlich. »Stell die Fragen, die dir den ganzen Abend auf der Seele gebrannt haben.«
»Nicht erst seit heute abend, Lucius«, sagte ich, »sondern schon seit dem Abendessen in Sempronias Haus.«
Catilina lehnte sich auf seine entwaffnende Art in seinem Stuhl zurück. »Laß mich raten. Du fragst dich wohl: Warum hat sich Sergius Catilina mit dieser Horde von Schwachsinnigen eingelassen? Wie, glaubt er, kann er nach der Macht greifen, wenn seine Anhänger aus derartigem Gesindel bestehen?« Er ließ seinen Blick zur Seite wandern, hob die Augenbrauen und fixierte mich. »Das war es doch, was du gedacht hast?«
»Ich vermute, du benutzt sie zu allem, worin sie dir nützlich sein können.«
Er beugte sich vor. »Genau. Decius, du bist der Sproß einer der bedeutendsten römischen Familien. Ganz klar, daß du von diesen Hanswursten, die du heute abend gesehen hast, nicht besonders beeindruckt bist. Darf ich offen zu dir sein?«
Ich beugte mich ebenfalls vor. »Bitte.« Ich fragte mich, wie vielen anderen ein ähnlich vertrauliches Gespräch zuteil geworden war. Hatte Catilina auch dem bärtigen Valgius auf diese Weise geschmeichelt und ihm erklärt, daß er vor den anderen das Vertrauen seines Herrn genoß?
Catilina lehnte sich zurück, und ich tat es ihm nach.
»Sag mir, was dich gestört hat«, forderte er mich auf. »Was kam dir falsch vor? Ich wüßte gern, wie aufmerksam du bist.«
»Lucius«, sagte ich, »niemand macht sich an so eine Sache ohne das stille Einverständnis mächtiger Männer. Wer sind sie?
Wer steht hinter dir? Es gibt doch im ganzen kaum mehr als zehn Männer, die in Frage kommen. Wer sind sie?«
Catilina grinste selbstzufrieden. Es war der Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich seiner Position sicher ist oder zumindest diesen Eindruck erwecken will. »Es sind eine ganze Reihe«, sagte er, »alle gut situiert, aber auch sehr vorsichtig. Man wird nicht reich und mächtig, ohne vorsichtig zu sein.« Er machte eine dramatische Pause. »Lucullus ist einer von ihnen.«
Ich runzelte absichtsvoll die Stirn. »Er hat sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Er hat Reichtümer und Ehren genug angehäuft. Was hätte er bei einem solchen Abenteuer zu gewinnen?«
»Er haßt Pompeius. Das ist etwas, was alle meine Förderer einigt, Decius. Sie hassen Pompeius und fürchten mit Recht, daß der Mann sich zum König von Rom aufschwingen will.«
Das klang nun endlich einmal glaubwürdig. Pompeius hatte viele Männer ihrer rechtmäßig errungenen Triumphe beraubt.
Im Verlauf seiner Karriere hatte er sich darauf spezialisiert, andere kämpfen zu lassen, während er den Senat unter Druck setzte, ihm den Oberbefehl zu übertragen; er kam immer gerade rechtzeitig, um den Feind endgültig zu erledigen. Es war durchaus vorstellbar, daß die Anti-Pompeius-Fraktion im Senat verzweifelte Aktionen erwog, um einem Staatsstreich seinerseits zuvor zukommen.
»Mit dem, was Lucullus für ein einziges Bankett ausgibt, könnte man schon einen Krieg finanzieren«, gab ich zu, »und die Geldverleiher fordern im Senat und den Volksversammlungen stets seinen Kopf.«
»Es gibt noch andere«, fuhr Catilina fort. »Quintus Hortensius Hortalus beispielsweise. Er ist unser glänzendster Jurist und wird zu gegebener Zeit alle Welt davon überzeugen, daß alles verfassungsgemäß abgelaufen ist. Und
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