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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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angepiepst.«
    »Rizzoli? Was machen Sie denn in West-Massachusetts?«
    Zu ihrer Verärgerung musste sie feststellen, dass er ihren Standort kannte … dank der Anruferkennung. »Ich habe eine kleine Tour gemacht.«
    »Sie arbeiten immer noch an dem Fall, nicht wahr?«
    »Ich stelle nur ein paar Fragen. Nichts Besonderes.«
    »Scheiße, wenn …« Frost senkte abrupt die Stimme. »Wenn Marquette das spitzkriegt …«
    »Sie werden es ihm doch nicht sagen, oder?«
    »Natürlich nicht. Aber kommen Sie wieder zurück. Er sucht Sie und ist schon ganz stinkig.«
    »Ich muss mir hier noch was anschauen.«
    »Hören Sie mal gut zu, Rizzoli. Lassen Sie die Finger davon, sonst versauen Sie sich noch Ihre letzte Chance in dieser Einheit.«
    »Begreifen Sie denn nicht? Ich habe mir doch schon alles versaut. Ich bin schon längst geliefert!« Sie kämpfte mit den Tränen, als sie sich umdrehte und auf die menschenleere Straße hinausblickte, über die Staubwolken wie heiße Asche hinwegzogen. »Er ist alles, was ich noch habe. Der Chirurg. Ich habe nur noch eine einzige Chance – ich muss ihn schnappen.«
    »Die Staatspolizei war schon da draußen. Sie ist mit leeren Händen zurückgekommen.«
    »Ich weiß.«
    »Und was wollen Sie dann noch da?«
    »Ich stelle die Fragen, die die anderen nicht gestellt haben.«
    Sie legte auf.
    Dann stieg sie in ihren Wagen und fuhr los, um nach der schwarzhaarigen Frau zu suchen.

26
    Die Sturdee-Farm war das einzige Haus am Ende einer langen ungeteerten Straße. Es war ein altes zweistöckiges Landhaus mit steilem Giebel und Kamin, abblätterndem weißem Anstrich und einer Veranda, die unter der Last eines Stapels Brennholz in der Mitte durchhing.
    Rizzoli blieb noch einen Moment im Wagen sitzen. Sie war zu müde zum Aussteigen, zu entmutigt durch den Gedanken, was aus ihrer einst so viel versprechenden Karriere geworden war: Hier saß sie nun allein in ihrem Wagen auf einer einsamen Straße und grübelte über die Sinnlosigkeit ihres Unterfangens nach. Warum sollte sie überhaupt diese Stufen hochgehen und an diese Tür klopfen? Um mit irgendeiner verblüfften Frau zu reden, die zufällig schwarze Haare hatte? Sie dachte an Ed Geiger, einen anderen Bostoner Polizisten, der auch eines Tages seinen Wagen an einer einsamen Landstraße abgestellt und im Alter von neunundvierzig Jahren beschlossen hatte, dass sein Weg hier tatsächlich zu Ende war. Rizzoli war als Erste von ihrem Team am Ort des Geschehens eingetroffen. Die anderen Polizisten hatten um den Wagen mit der blutbespritzten Windschutzscheibe herumgestanden, den Kopf geschüttelt und mit gedämpften Stimmen irgendetwas über den armen Ed gemurmelt, doch Rizzoli hatte nur wenig Mitgefühl für einen Polizisten aufbringen können, der so tief gesunken war, dass er sich eine Kugel durch den Kopf gejagt hatte.
    Es ist so einfach, dachte sie, und plötzlich spürte sie die Waffe an ihrer Seite. Nicht ihre Dienstpistole – die hatte sie Marquette ausgehändigt –, sondern ihre eigene von zu Hause. Eine Pistole konnte dein bester Freund oder dein schlimmster Feind sein. Manchmal beides gleichzeitig.
    Aber sie war kein Ed Geiger; sie war kein Loser, der sich den Pistolenlauf in den Mund steckte. Sie machte den Motor aus und stieg widerwillig aus dem Wagen, um ihren Job zu erledigen.
    Rizzoli hatte ihr ganzes Leben in der Stadt verbracht, und die Stille an diesem Ort empfand sie als unheimlich. Als sie die Verandastufen hochging, klang jedes Knarren der Holzplanken wie künstlich verstärkt. Fliegen surrten um ihren Kopf herum. Sie klopfte an die Tür und wartete. Drehte probehalber am Türknauf und fand die Tür verschlossen. Sie klopfte erneut, dann rief sie »Hallo?« Sie war überrascht, wie laut ihre Stimme hallte.
    Inzwischen hatten die Stechmücken sie entdeckt. Sie klatschte sich auf die Wange und sah eine dunkle Blutspur auf ihrer Handfläche. Zum Teufel mit dem Landleben. In der Stadt gingen die Blutsauger wenigstens auf zwei Beinen, und man konnte sie von weitem kommen sehen.
    Sie pochte noch ein paarmal laut an die Tür, erschlug noch ein paar Mücken und gab dann auf. Offenbar war niemand zu Hause.
    Sie ging um das Haus herum und suchte es nach Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen ab, doch die Fenster waren alle geschlossen, die Fliegengitter fest montiert. Die Fenster waren zu hoch, als dass man ohne Leiter hätte einsteigen können, denn das Haus war auf einem steinernen Fundament erbaut.
    Jetzt nahm sie den Hof in

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