Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
schwimmt«, murrte Calvin Potts. Die Chorknaben tranken schweigend und dachten über Baxter Slate nach; sie spürten die Nähe des Todes und warfen verstohlene Blicke auf Roscoes Revolver, wobei sie daran dachten, wie nahe und vertraut eine solche Waffe doch den Männern stets war, die sich diese Polizistenkrankheit zugezogen hatten. Sie überlegten, ob diese Nähe und Vertrautheit der Waffe etwas mit ihr selbst zu tun hatte oder eher mit der Natur ihrer Arbeit, welche Baxter immer als emotional höchst gefährlich bezeichnet hatte. Oder war es alles mögliche andere zusammen. Und da sie keine Antwort auf diese Frage wußten, tranken sie. Und tranken.
    Es war eine äußerst triste Singstunde. Jeder Versuch eines Witzes schlug fehl. Oft blickte Harold zum Ententeich hinunter, wo Sam sich bewußtlos zu trinken versuchte, ohne dies zu schaffen. Wasmeinstdu-Dean brach in einen seiner gewohnten Heulkrämpfe aus, ohne daß ihn diesmal jemand dafür getadelt hätte. Spermwhale führte ihn von den anderen fort, setzte ihn auf seine Decke und gab ihm eine Flasche Bourbon.
    »Spermwhale! Spermwhale!« jammerte Dean. »Baxter ist tot! Baxter ist tot!«
    »Ich weiß, Kleiner. Ich weiß.« Und Spermwhale Whalen ließ Dean allein auf seiner Decke zurück, wo er unter einem sehr schwarzen Himmel im Gras saß und sich an seine Flasche klammerte.
    Sie waren regelrecht dankbar dafür, daß Ora Lee und Carolina an diesem Abend nicht erschienen. Später, als der Mond hinter einer Dunstschicht verschwand, wandte sich Spermwhale an Roscoe Rules, der inzwischen schon ganz schön voll war. »Ich würde sagen, du fährst deine Kiste jetzt mal lieber auf die Wache zurück, Roscoe. Sonst schaffst du es am Ende überhaupt nicht mehr.«
    »Seid ihr noch hier, wenn ich zurückkomme?«
    »Ich gehe jetzt heim«, verkündete Francis Tanaguchi kläglich.
    »Gebt mir mal den Scotch rüber«, brummte Calvin Potts und stützte sich auf seinen Ellbogen auf.
    »Ich geh' auch nach Hause«, erklärte Pater Willie, der still unter den Bäumen saß.
    Dann stand Spencer van Moot auf und versuchte zum Teich hinunterzugehen, fiel aber voll aufs Gesicht.
    »Meine Fresse!« grunzte Spermwhale, als sich drei Chorknaben mühselig aufrappelten und ihren stöhnenden Kameraden aufzurichten versuchten.
    »Er kann unmöglich nach Hause fahren«, stellte Pater Willie fest.
    »Dann fährt ihn eben einer von uns heim«, schlug Spermwhale vor. »Padre, warum fährst du nicht seinen Wagen auf den Revierparkplatz, und einer von uns bringt ihn nach Hause?« Aber dann reagierte der Körper von Spencer van Moot völlig logisch auf den Mißbrauch, der mit ihm getrieben worden war. Spencer setzte sich auf und erbrach unter den Flüchen der anderen Chorknaben in heftigen Wallungen seinen gesamten Mageninhalt.
    Und diese normale körperliche Reaktion sollte das Schicksal eines menschlichen Wesens im MacArthur Park besiegeln. »Scheiße, der ist ja von oben bis unten voll mit Kotze!« stellte Francis Tanaguchi fest.
    »Das ist ja widerlich!« stöhnte Harold Bloomguard.
    »In meinen Wagen kommt der Kerl jedenfalls nicht«, brummte Calvin Potts, der seltsamerweise nicht betrunken wurde, solange er an den Selbstmord von Baxter Slate dachte. »Ist ja schon gut«, meinte Spermwhale. »Legen wir ihn eben hinten in den Transporter rein. Roscoe, du fährst damit auf den Parkplatz der Wache zurück. Padre, du fährst mit seinem Wagen dorthin, und in dem laßt ihr ihn dann ein paar Stunden seinen Rausch ausschlafen. Ich werde um sechs oder so aufstehen und zum Revier fahren, damit er sich noch ein bißchen waschen und saubermachen kann, bevor ihn jemand anders sieht.«
    »Kann er denn nicht gleich im Transporter schlafen?« schlug Roscoe vor.
    »Quatsch!« grunzte Spermwhale. »Dann würde ihn morgen früh irgend so ein Sergeant finden, und ihr könnt euch wohl vorstellen, was das bedeuten würde. Also tut, was ich gesagt habe.«
    »Na gut, aber wer soll ihn jetzt in den Transporter schaffen? Ich rühre den Kerl jedenfalls nicht an!«
    »Verdammte Scheiße, dann geh schon weg«, fluchte Spermwhale. Er packte den halb bewußtlosen Spencer van Moot an den Füßen, schleifte ihn über den Rasen und drehte ihn dabei abwechselnd auf Bauch und Rücken, damit zumindest ein Teil des Erbrochenen abgestreift wurde. Dann packten er und Calvin Potts ihn an Handgelenken und Knöcheln und hievten ihn auf den Transporter, um schließlich selbst hineinzuklettern und ihn auf die Bank zu heben.
    »Legt ihn

Weitere Kostenlose Bücher