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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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schrie auf; ein dünner, winselnder Ton, der von einem erstickten Schluchzen abgeschnitten wurde. In bitterer Wut und Enttäuschung warf er sich über den Tisch, die Bücher fielen auf den Boden. Hektisch griffen seine Hände in die Luft, und er schrie weiter. Die Magie, die er wegen seiner Erschöpfung nicht hatte anwenden können, kam nun mit seiner Wut.
    Die Ästheten, die draußen an der Tür der großen Bibliothek vorbeigingen, tauschten ängstliche Blicke, als sie die entsetzlichen Schreie hörten. Dann vernahmen sie noch etwas anderes. Ein knisterndes Geräusch, gefolgt von einer dröhnenden Explosion. Sie starrten beunruhigt zur Tür. Einer legte seine Hand an den Griff, aber die Tür war fest verschlossen. Dann machte einer eine Handbewegung, und sie wichen zurück, als sie ein geisterhaftes Licht durch einen Spalt unter der verschlossenen Tür aufflackern sahen. Der Geruch von Schwefel drang aus der Bibliothek, der von einer starken Windbö weggeblasen wurde, die mit solcher Kraft gegen die Tür schlug, daß sie fast zerbarst. Noch einmal hörten die Ästheten das Wutgeheul, dann flohen sie in den marmornen Flur.
    Der Chronist fand die Tür zur Bibliothek mit einem Zauberbann versehen vor. Er war nicht besonders überrascht. Mit einem resignierenden Seufzer nahm er ein kleines Buch aus der Tasche seines Gewandes, setzte sich auf einen Stuhl und begann in seiner schnellen, fließenden Schrift zu schreiben. Die Ästheten kauerten sich um ihn, beunruhigt über die seltsamen Geräusche, die aus dem verschlossenen Raum drangen.
    Donner dröhnte und rollte und ließ die Grundmauern der Bibliothek erzittern. Durch den Türspalt war ein ständig flackerndes Licht zu erkennen, als ob es in dem Raum Tag wäre und nicht die dunkelste Stunde der Nacht. Das Heulen und Kreischen eines Windsturms vermischte sich mit den schrillen Schreien des Magiers; dumpfe Aufschläge mit dem Rascheln umherwirbelnder Blätter. Flammen züngelten unter der Tür hervor.
    »Meister!« schrie einer der Ästheten entsetzt auf und zeigte auf die Flammen. »Er zerstört die Bücher!«

    Astinus schüttelte nur den Kopf und schrieb unentwegt weiter.
    Dann plötzlich trat Ruhe ein. Das Licht, das unter der Bibliothekstür hervorgekommen war, erstarb, als wäre es von der Dunkelheit verschluckt worden. Zögernd näherten sich die Ästheten der Tür und lauschten. Nur ein schwaches Rascheln war noch zu vernehmen. Bertram legte seine Hand auf die Tür. Sie gab seinem sanften Druck nach.
    »Die Tür ist offen, Meister«, sagte er.
    Astinus erhob sich. »Wendet euch wieder euren Studien zu«, befahl er den Ästheten. »Hier könnt ihr nichts tun.«
    Die Mönche verbeugten sich stumm, warfen der Tür einen letzten eingeschüchterten Blick zu, dann eilten sie in den Flur und ließen Astinus allein zurück. Er wartete einen Moment, bis sie verschwunden waren, dann öffnete er langsam die Tür.
    Silbernes und rotes Mondlicht strömte durch die kleinen Fenster. Die mit Tausenden von Buchbänden gefüllten Regale erstreckten sich in der Dunkelheit.Ausgesparte Löcher an den Wänden enthielten viele tausend Schriftrollen. Das Mondlicht fiel auf einen Tisch, auf dem sich ein Papierstapel häufte. Mitten auf dem Tisch stand eine tropfende Kerze, daneben lag ein geöffnetes nachtblaues Zauberbuch. Andere Zauberbücher waren auf dem Boden verstreut.
    Als Astinus sich umsah, runzelte er die Stirn. Die Wände waren mit schwarzen Streifen überzogen. Ein starker Geruch von Schwefel und Feuer hing in der Luft. Papierbögen wirbelten hoch und fielen wie Laub nach einem Herbststurm auf einen Körper, der auf dem Boden lag.
    Astinus schloß sorgfältig die Tür hinter sich. Dann näherte er sich dem Körper. Er sagte nichts, noch bückte er sich, um dem jungen Magier zu helfen. Er stellte sich neben Raistlin und musterte ihn nachdenklich.
    Aber als er näher trat, berührte Astinus’ Robe die metallfarbene ausgestreckte Hand. Bei der Berührung hob der Magier seinen Kopf. Raistlin starrte Astinus mit Augen an, die sich bereits von den Schatten des Todes verdunkelt hatten.

    »Du hast nicht gefunden, was du gesucht hast?« fragte Astinus, während er den jungen Mann mit kalten Augen musterte.
    »Der Schlüssel!« keuchte Raistlin durch weiße, blutbefleckte Lippen. »Verloren... mit der Zeit!... Dummköpfe!« Seine Hand verkrampfte sich. Die Wut war das einzige Feuer, das noch in ihm brannte. »So einfach! Alle wußten es... niemand hat es aufgezeichnet! Der

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