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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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Dann senkte er den Kopf und verließ die totenstille Bibliothek und verschloß hinter sich die Tür mit zitternden Händen.
    Der Chronist ging in sein Arbeitszimmer zurück, wo er stundenlang dasaß und in die Dunkelheit starrte.

I ch sage dir, es war Raistlin!«
    »Und ich sage dir, daß ich dir den Hupak um deinen Hals drehe, wenn du mir noch mehr Geschichten über Pelzelefanten, Ringe zur Fernsteuerung und sich von Luft ernährenden Pflanzen erzählst!« schnappte Flint wütend.
    »Aber es war Raistlin«, gab Tolpan zurück, doch so leise, daß Flint es nicht hören konnte, während sie durch die Prachtstraßen der wunderschönen Stadt Palanthas spazierten. Der Kender wußte aufgrund seiner langen Freundschaft, wie weit er den Zwerg drängen konnte.

    »Und belästige auch Laurana nicht mit deinen verrückten Geschichten«, befahl Flint, da er Tolpans Absicht richtig einschätzte. »Sie hat genug Probleme...«
    »Aber...«
    Der Zwerg blieb stehen und starrte den Kender unter seinen buschigen weißen Augenbrauen grimmig an.
    »Versprichst du es mir?«
    Tolpan seufzte: »Oh, in Ordnung.«
    Es wäre ja nicht schlimm gewesen, wenn er sich nicht so sicher gewesen wäre, daß er Raistlin gesehen hatte ! Er und Flint waren an den Stufen der großen Bibliothek von Palanthas vorbeigegangen, als die scharfen Augen des Kenders eine Gruppe von Mönchen erblickten, die sich um eine auf den Stufen liegende Person versammelt hatte. Als Flint einen Moment anhielt, um ein besonders schönes, von Zwergen erbautes Steinwerk in einem gegenüberliegenden Gebäude zu bewundern, nahm Tolpan die Gelegenheit beim Schopf, um zu den Stufen zu schleichen.
    Zu seinem Erstaunen sah er einen Mann, der genauso wie Raistlin aussah – goldfarbene, metallische Haut, rote Robe – und der von den Stufen gehoben und in die Bibliothek getragen wurde. Aber als der aufgeregte Kender über die Straße lief, Flint packte und den murrenden Zwerg zurückzog, war die Gruppe verschwunden.
    Tolpan rannte sogar zur Tür, klopfte und verlangte Eintritt. Aber der Ästhet, der in der Tür erschien, wirkte so entsetzt über den Gedanken, einen Kender in die große Bibliothek zu lassen, daß der entrüstete Zwerg Tolpan wegzog, bevor der Mönch seinen Mund öffnen konnte.
    Versprechen waren für Kender eine verschwommene Angelegenheit. Tolpan überlegte, Laurana auf alle Fälle davon zu berichten, aber bei dem Gedanken an das Gesicht des Elfenmädchens, wie es seit kurzem war, bleich und abgespannt von Trauer, Sorge und wenig Schlaf, dachte der Kender, daß Flint vielleicht recht hatte. Wenn es Raistlin gewesen war, hatte er wahrscheinlich persönliche geheime Geschäfte zu erledigen
und wäre über ihr Hereinschneien bestimmt nicht erfreut. Trotzdem...
    Der Kender seufzte und ging weiter und stieß Steinchen vor sich her und sah sich wieder in der Stadt um. Palanthas war wirklich einen Besuch wert. Die Stadt hatte schon während des Zeitalters der Allmacht wegen ihrer Schönheit und Anmut einen legendären Ruf genossen. Auf Krynn gab es keine andere Stadt, die man mit ihr vergleichen konnte – zumindest nach menschlichem Maßstab. Nach einem kreisförmigen Muster wie ein Rad aufgebaut, bildete der Stadtkern im wahrsten Sinne des Wortes die Radnabe. Alle wichtigen amtlichen Gebäude waren hier angesiedelt, und die ausladenden, schwungvollen Treppen und anmutigen Säulen waren in ihrer Großartigkeit atemberaubend. Von diesem zentralen Kreis führten breite Prachtstraßen in die acht Haupthimmelsrichtungen. Gepflastert mit genau übereinstimmenden Steinen (natürlich Zwergenarbeit) und von Bäumen gesäumt, deren Blätter das ganze Jahr über wie Goldborten leuchteten, führten diese Prachtstraßen zum Hafen im Norden und zu den sieben Toren der Alten Stadtmauer.
    Auch die Tore waren architektonische Meisterwerke. Jedes Tor war mit Doppelminaretten versehen, die sich mutig über hundert Meter hoch in der Luft erstreckten. In die Alte Mauer waren ausdrucksvolle Bilder gemeißelt, die die Geschichte Palanthas während des Zeitalters der Träume erzählten. Hinter der Alten Stadtmauer lag die Neue Stadt. Sorgfältig geplant, um mit dem ursprünglichen Entwurf übereinzustimmen, erstreckte sich die Neue Stadt von der Alten Stadtmauer aus im gleichen kreisförmigen Muster mit den gleichen breiten, baumgesäumten Prachtstraßen. Jedoch zog sich um die Neue Stadt keine Stadtmauer. Die Palanthianer mochten eigentlich keine Mauern (Mauern ruinierten den gesamten

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