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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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einen Moment stillzustehen, um sich ausruhen zu können. Und vielleicht würde die Zeit darauf eingehen.
    Kurz bevor der Morgen dämmerte, als nur ein Hauch der Sonne blaß am östlichen Himmel auftauchte, explodierte der Tempel von Takisis, Königin der Finsternis. Der Boden erbebte von der Erschütterung. Das Licht war hell, blendend wie die Geburt einer neuen Sonne.
    Ihre Augen waren von dem flackernden Licht geblendet, sie konnten nichts deutlich erkennen. Aber sie hatten den Eindruck, daß die funkelnden Teile des Tempels in den Himmel stiegen, von einem himmlischen Wirbelwind nach oben gefegt wurden. Immer heller glänzten die Teile, als sie in die sternenklare Dunkelheit geschleudert wurden, bis sie so strahlend wie die Sterne selbst schienen.
    Und dann waren sie Sterne. Einer nach dem anderen nahm seinen Platz am Himmel ein, füllte die zwei schwarzen Löcher, die Raistlin im vergangenen Herbst auf dem Krystalmir-See vom Boot aus gesehen hatte.
    Die Konstellationen glitzerten wieder am Himmel.
    Wieder nahm der tapfere Krieger Paladin – der Platin-Drache  – seinen Platz in der einen Hälfte des Nachthimmels ein, während ihm gegenüber die Königin der Finsternis, Takisis, der fünfköpfige, vielfarbene Drache, erschien. Und so nahmen sie ihre endlose Bewegung wieder auf, wobei sie sich gegenseitig im Auge behielten, während sie um Gilean, den Gott des Ausgleichs, die Waagschale der Balance, kreisten.

N iemand begrüßte ihn, als er die Stadt betrat. Er kam mitten in einer stillen, schwarzen Nacht; der einzige Mond am Himmel war derjenige, den nur seine Augen sehen konnten. Er hatte den grünen Drachen weggeschickt. Er passierte nicht die Stadttore; keine Wache bezeugte seine Ankunft.
    Er brauchte nicht durch Tore zu gehen. Grenzen, für normale Sterbliche errichtet, bedeuteten ihm nichts mehr. Ungesehen und unbekannt ging er durch die stummen, schlafenden Straßen.

    Und doch wurde sich einer seiner Gegenwart bewußt. In der großen Bibliothek hielt Astinus – wie immer in seine Arbeit vertieft – mitten im Schreiben inne und hob den Kopf. Seine Feder blieb einen Moment lang über dem Pergamentbogen in der Luft stehen, dann nahm er mit einem Achselzucken seine Arbeit an den Chroniken wieder auf.
    Der Mann bewegte sich schnell durch die dunklen Straßen, auf einen Stab gestützt, der oben mit einer Kristallkugel, die von der goldenen, körperlosen Klaue eines Drachen umklammert wurde, verziert war. Die Kugel war dunkel. Er brauchte kein Licht, das ihm leuchtete. Er wußte, wohin er ging. Im Geiste war er viele Jahrhunderte lang diesen Weg gegangen. Die schwarze Robe raschelte sanft um seine Knöchel. Seine goldenen Augen, die unter der schwarzen Kapuze glänzten, schienen die einzigen Lichtfunken in der schlummernden Stadt zu sein.
    Er hielt nicht an, als er den Stadtkern erreichte. Er warf nicht einmal den verlassenen Gebäuden mit ihren dunklen Fenstern, die wie Augenhöhlen in einem Schädel klafften, einen Blick zu. Seine Schritte zögerten nicht, als er durch die eisigen Schatten der hohen Eichen schritt, obwohl diese Schatten selbst einen Kender zu erschrecken vermochten. Die fleischlosen Hände des Wächters, die ihn greifen wollten, zerfielen vor seinen Füßen zu Staub, und er trat auf sie, ohne sich darum zu kümmern.
    Der hohe Turm kam in Sichtweite, erhob sich schwarz gegen den schwarzen Himmel wie ein in die Dunkelheit geschnittenes Fenster. Und hier endlich blieb der schwarzgekleidete Mann stehen. Er stand vor den Toren und sah zum Turm hoch; seine Augen nahmen alles auf, würdigten kühl die zerborstenen Minarette und den polierten Marmor, der im kalten, durchdringenden Licht der Sterne glitzerte. Er nickte langsam, er war zufrieden.
    Die goldenen Augen senkten ihren Blick auf die Tore des Turms, auf die entsetzlich flatternden Roben, die an ihnen hingen.
    Kein normaler Sterblicher könnte vor diesen schrecklichen
Toren stehen, ohne von dem namenlosen Schrecken wahnsinnig zu werden. Kein normaler Sterblicher könnte unbeschadet durch die wachenden Eichen gehen.
    Aber Raistlin stand hier. Er stand ruhig und gelassen und ohne Angst da. Er hob seine schmale Hand und ergriff die zerfetzten schwarzen Roben, die immer noch mit dem Blut seines Trägers verschmiert waren, und riß sie von den Toren.
    Ein eisiges, durchdringendes Jammern der Wut stieg aus den Tiefen der Hölle. Es war so laut und beängstigend, daß alle Bewohner von Palanthas schaudernd aus tiefstem Schlaf erwachten und in

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