Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
muss den Thron in Hornhus besteigen. Er wird sein Volk befreien, das noch immer in Knechtschaft lebt.“, fügte der Halken hinzu.
Jetzt war es an Borken verwirrt zu sein und es dauerte eine Weile, bis Gilcris und der Halken ihm erklärt hatten, was wir über den Bruch des Paktes erfahren hatten und was seitdem vorgefallen war. Borken nickte ernst, zwang sich dann aber wieder zu einem Lächeln.
„Dieses sind bedeutende Dinge von denen ihr sprecht und diese Nacht ist nicht mehr groß genug, um sich Sorgen um alle von ihnen zu machen. Die Berge werden auch morgen noch da sein. Schlaft jetzt und ruht euch aus. Das ist ein Tag der Freude, des Erzählens und des Kindergeschreis. Amarill kann es kaum erwarten dir deine Tochter zu zeigen.“
Gilcris errötete. „Meine Tochter?“
Borken nickte. „Sie hat die Anmut ihrer Mutter und die Stärke ihres Vaters. Ihr Name ist Selan.“
Nachwort – Sprache der Blumen
Nun hast du die Geschichte deiner Herkunft gehört, Selan. Du bist noch zu jung um sie zu verstehen, aber was einmal erzählt wurde, kann erneut erzählt werden. Mit der Erlaubnis deines Vaters Gilcris habe ich niedergeschrieben, was ich weiß. Die Hürnin haben ihren Platz beim Volk des Waldes gefunden und sind begierig darauf von ihm zu lernen, was es zu lernen gibt. Vor allem müssen sie lernen, was Freiheit bedeutet. Manchmal scheint es mir so als wüssten sie es bereits aber es wird lange dauern, bis sie eines Tagen den Steinbruch und die Sklaverei vergessen können. Es ist gut nun ein Teil des Waldvolkes zu sein. Aber selbst dein Vater, der stundenlang an deiner Wiege sitzen kann, ohne den Blick von dir abzuwenden, weiß, dass die friedlichen Tage hier nicht von Dauer sind. Der Sommer geht zur Neige und bald wird er sich entscheiden müssen, ob er noch vor dem Winter nach Hornhus aufbricht um den Thron für sich zu beanspruchen. Die Hürnin sind darüber geteilter Meinung. Auch wenn die meisten ihm bedingungslos bis ans Ende der Welt und sogar zurück ins Reich der Dämonen folgen würden, sähen manche es doch lieber, wenn sie ihr friedliches Leben beim Volk der Wälder fortführen könnten. Ich glaube er wird ihnen ihren Willen lassen und nur mit denen ziehen, die bereit dafür sind. Früher oder später wird so oder so alle Hürnin ihr Schicksal einholen, egal ob sie bleiben oder nicht.
Auch Gilcris schafft es über Stunden oder sogar Tage hinweg nicht daran zu denken, was außerhalb von Amarills Dorf und den Wäldern vor sich geht, aber er kann keine Ruhe finden so lange seine Mutter noch irgendwo ihr Dasein als Sklavin fristen muss und ein Großteil seines Volkes von den Horndämonen gefangen gehalten wird. Das Volk des Waldes ist bisher auch gut ohne einen König ausgekommen und sie reißen ihre Scherze über die Unterwürfigkeit der befreiten Hürnin, aber sie sind dankbar für das, was Gilcris, Sarn und der Halken für sie getan haben. Es gibt auch einige abenteuerlustige Männer und Frauen, die nur zu gern bereit sind mit Gilcris nach Hornhus zu ziehen, um ihn in seinem Anspruch auf den Thron zu unterstützen, denn ihn ihnen schlägt ein Hürninherz. Der Halken würde am liebsten auf der Stelle aufbrechen und nur seine acht Kinder – fünf Jungen und drei Mädchen, zwei davon Zwillinge – können ihn davon abhalten. Er scheint übrigens der einzige zu sein, der kein Problem mit dem Gestank beim Windelnwechseln hat.
Am meisten Sorgen bereitet mir Kemerak. Er hat es nicht mehr gewagt seine Stimme gegen Gilcris zu erheben, aber er hält sich von ihm fern und nährt unter seinen wenigen Anhängern weiter den Groll gegen ihn. Nicht einmal sein Vater Kechelek kann ihn davon abbringen. Ich wage nicht vorauszusagen was passieren wird, sollten eines Tages Gilcris, Helion oder der Halken kein Auge mehr auf ihn haben.
Und dann ist da noch der heraufziehende Krieg. Gilcris hat Kundschafter nach Sunterak geschickt, aber diejenigen, die bisher wieder zu uns zurückgekommen sind, konnten nur davon berichten, dass die Häfen im Osten nun unter der Kontrolle der Wanderfalken stehen und alle verfügbaren Soldaten und Handwerker in den Süden geschickt werden um dort die Verteidigungsanlagen zu verstärken. Lazara ist nun ein wüster Ort und die Hirten, die sich noch in die Nähe wagen, berichten davon, dass die Stelle, an der einst der Scharif stand noch immer verflucht ist. Niemand wagt sich in diese Gegend. Siroco, so heißt es, ist nach dem Sieg über den Dämon in den Süden gezogen um von der
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