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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wasser tauchte und die Wunde gründlich auswusch, wobei ersieh alles andere als geschickt anstellte. In diesem Punkt war Sharif der Wahrheit näher gekommen, als er selbst vermutlich ahnte. Weder Abu Dun noch er hatten besonders viel Übung darin, Verletzungen zu versorgen und Wunden zu verbinden, jedenfalls nicht die eigenen – ganz einfach, weil es bisher selten notwendig gewesen war. Während er dastand und Abu Dun beobachtete, behielt er zugleich auch das Schilf und die schwarzen Schatten am Ufer im Auge, und seine Hand ruhte auf dem Schwertgriff. »Du musst nicht auf mich aufpassen, Hexenmeister«, sagte Abu Dun. »Niemand tut mir etwas. Und sollte es doch jemand versuchen, dann treibt sich hier irgendwo bestimmt mein guter Freund mit den langen Zähnen herum, der mich beschützt. Falls er nicht zu nachtragend ist, heißt das.« Andrej zog es vor, gar nichts dazu zu sagen. Aus Angst um Abu Dun klopfte sein Herz so laut, dass man es eigentlich bis zum Lager hinauf hören musste. »Was ist mit deiner Hand?«
    »Ist noch dran«, grollte er, hob aber trotzdem den Arm und drehte die Hand mit gespreizten Finger ein paarmal vor dem Gesicht hin und her, als müsste er sich davon überzeugen. »Und sie blutet auch kaum noch.« »Aber kaum noch bedeutet nicht nicht.« Abu Dun warf ihm wieder einen zornigen Blick zu und tauchte dann, die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammengepresst, die Hand noch einmal ins Wasser. Bevor er sie wieder herauszog, griff er unter seinen Mantel und förderte einen schwarzen Stoffstreifen zutage, den er zu einem notdürftigen Verband zusammenstümperte. Andrej behielt ihn aufmerksam im Auge, kam ihm aber nicht zu Hilfe, auch dann nicht, als Abu Dun plötzlich wankte, in die Knie brach und sich gerade noch mit dem unversehrten Arm abstützen konnte, um nicht ganz zu fallen. Erst nach einer Weile stemmte ersieh wieder hoch. Obwohl es ihn Überwindung kostete, rührte sich Andrej nicht, um ihn zu stützen.
    Abu Dun zitterte am ganzen Leib. Gekrümmt, die verbundene Hand gegen den Leib gepresst und mit verzerrter Miene stand er da. Mit der anderen Hand grub er einen halb aufgeweichten Beutel aus der Tasche, nestelte ihn ungeschickt auf und stopfte sich drei oder vier Kat-Blätter in den Mund, die er nahezu unzerkaut hinunterschluckte.
    Die Wirkung setzte fast augenblicklich ein, wie jedes Mal, wenn er die berauschenden Blätter nahm. Abu Duns Hände hörten auf zu zittern, der Schweiß verschwand von seiner Stirn, und Andrej konnte regelrecht sehen, wie die Kraft in seinen Körper zurückkehrte. Nach kaum einer Minute stieß er ein unendlich erleichtert klingendes Seufzen aus, richtete sich wieder ganz auf und begann den Verband abzunehmen, den er sich gerade erst selbst angelegt hatte.
    Andrej war nicht im Geringsten überrascht zu sehen, dass die Wunde nicht nur aufgehört hatte zu bluten, sondern auch schon zu heilen begann.
    Abu Dun nahm noch zwei Blätter aus dem Beutel (der damit fast leer war) und kaute jetzt bedächtig darauf herum, während er weiter mit distanziertem Interesse seine Hand betrachtete und zusah, wie sich die Wunde schloss. In längstens einer Stunde würde nur noch eine unbedeutende Narbe davon zurückgeblieben sein und spätestens morgen früh nicht einmal mehr das.
    »Du solltest sie trotzdem verbinden, bevor die Männer anfangen, sonderbare Geschichten über dich zu erzählen«, sagte Andrej.
    »Und du meinst, das täten sie nicht schon längst?«, fragte Abu Dun, machte sich aber trotzdem unverzüglich daran, Andrejs Rat zu folgen. Da seine Hände jetzt nicht mehr zitterten, fiel das Ergebnis zwar um einiges ansehnlicher aus als bei seinem ersten Versuch – aber immer noch nicht gut.
    Abu Dun nahm noch ein weiteres Blatt, kaute es genüsslich schmatzend und betrachtete abwechselnd Andrej, seine bandagierte Rechte und den fast leeren Beutel in seiner anderen Hand. »Ich weiß, was du jetzt sagen willst, Hexenmeister. Ich an deiner Stelle würde wahrscheinlich dasselbe sagen. Spar es dir trotzdem!«
    »Wie wäre es mit –?«
    »Einer Entschuldigung?«, fiel ihm Abu Dun ins Wort. Seine Augen blitzten schon wieder kampflustig, auch wenn es nun ein ganz anderes Funkeln war, das Andrej kannte. »Es tut mir leid. Es ist dieses verdammte Zeug, das mir das antut. Ich werde unleidlich, wenn ich es zu spät nehme.« »Bist du sicher, dass es das Einzige ist, was es dir antut?«, fragte Andrej. Als ob er die Antwort nicht wüsste. Abu Dun schmatzte, schluckte die Blätter

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