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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufhalten.«
    »Und du kommst weiter mit uns, als wäre gar nichts gewesen?«, fragte Abu Dun. Als Murida ihn keiner Antwort würdigte, kratzte Abu Dun sich schmatzend am Schädel und zog dann ein bedauerndes Gesicht. »Ich fürchte, das passt nicht ganz zu unseren eigentlichen Plänen.« Er warf Andrej einen fragenden Blick zu. »Oder?«
    Andrej wusste keine Antwort. Sharif hatte ihn gebeten, das Mädchen in Sicherheit zu bringen, und es hatte keiner großen Überredungskunst bedurft, ihn dieses Versprechen ablegen zu lassen. Aber nun fragte er sich, wo Murida noch sicher war. An Süleymans Hof in Konstantinopel? Kaum.
    Selbst wenn der Sultan nicht längst wusste, auf welcher Seite seine Tochter wirklich stand – und sie beide vorsichtshalber gleich umbringen ließ-, würde sie zweifellos die nächstbeste Gelegenheit nutzen, um erneut zu fliehen und sich den aufständischen Machdiji anzuschließen. Falls sie nicht noch etwas sehr viel Dümmeres tat.
    »Vielleicht sollten wir zu Sharif und seinen Männern zurückgehen«, überlegte er laut. »Ich kann mir vorstellen, dass er die eine oder andere Frage an sie hat.«
    »Zurück?«, wiederholte Abu Dun verdutzt.
    »Und du meinst, ich würde sie beantworten?«, fragte Murida.
    »Wie meinst du das: Wir gehen zurück?«, rief Abu Dun alarmiert.
    »Du täuschst dich, Mädchen«, sagte Andrej. »Sharif ist ein guter Mann, und er ist ganz bestimmt nicht dein Feind, glaub mir. Im Gegenteil. Er ist vielleicht der beste Freund, den du je hattest.«
    »Deshalb hat er dich und deinen Freund auch geschickt, um mich zu entführen, nicht wahr?«
    »Nur, damit ich das richtig verstehe«, sagte Abu Dun. »Du willst zurück zu Sharif und seiner Handvoll Männer, die vermutlich genau in diesem Moment niedergemetzelt werden – falls sie nicht schon längst tot sind?«
    Andrej ignorierte ihn geflissentlich weiter. »Er hat Abu Dun und mich geschickt –«
    »Also eigentlich nur ihn«, sagte Abu Dun.
    »– um dich in Sicherheit zu bringen. Ich habe ihm mein Wort gegeben, dass dir nichts geschieht, und das werde ich auch halten.«
    Murida rieb sich mit dem Handballen über die Schläfe, an der sie Andrejs Schlag getroffen hatte, und schwieg vielsagend.
    »Du meinst es ernst?«, vergewisserte sich Abu Dun. »Du willst zurück?«
    Nein, das wollte er ganz gewiss nicht. Andrej fielen auf Anhieb mindestens hundert Orte ein, an denen er lieber gewesen wäre – aber wohin sollten sie gehen? Tatsache war, dass er es nicht wusste. Vielleicht hatte er es sich zu einfach vorgestellt: Murida entführen und nötigenfalls mit Gewalt zurück nach Konstantinopel und an den Hof ihres Vaters bringen und darauf vertrauen, dass sie schon wieder zur Vernunft käme, wenn sie erst einmal aus dem unmittelbaren Einfluss dieser Fanatiker heraus war.
    »Sei ehrlich, du wirst versuchen wegzulaufen, sobald du es kannst, nicht wahr?« fragte er sie.
    »Sogar wenn ich es nicht kann«, bestätigte Murida.
    »Gibst du mir dein Wort, vernünftig zu sein, wenn wir dich nicht zurück nach Konstantinopel bringen?«
    »Sondern zurück zu meinen Brüdern?«
    »Zu Sharif.« Andrej sah, dass sowohl Abu Dun als auch das Mädchen auffahren wollten, und schnitt beiden mit einer harschen Geste das Wort ab. »Rede mit ihm.
    Vielleicht gelingt es ihm ja, dich zur Vernunft zu bringen.«
    »Ich war in meinem ganzen Leben noch niemals vernünftiger«, sagte Murida.
    »Umso besser«, antwortete er. »Dann gelingt es ja vielleicht dir, hinzu überzeugen.« Er nickte zu Abu Dun. »Es ist deine Entscheidung. Ich kann dich fesseln und knebeln, und Abu Dun trägt dich nach Konstantinopel zurück –« »Tatsächlich?«, fragte Abu Dun. »Tut er das?« »–oder du gibst mir dein Wort, nicht zu fliehen, und wir gehen zu Sharif. Ich bin sicher, dass er dich gehen lässt, wenn du mit ihm sprichst und es danach immer noch willst.«
    »Warum hat er dich dann überhaupt erst geschickt?« »Weil er nicht will, dass dir etwas passiert, Mädchen!«, polterte Abu Dun. »Du willst doch erwachsen sein, oder? Dazu gehört auch, dass man erkennt, wer seine Freunde sind und wer nicht.«
    Andrej fragte sich, ob der schräge Blick, mit dem Abu Dun ihn dabei maß, etwas zu bedeuten hatte, doch der Nubier fuhr auch schon fort: »Und dieser Machdi ist nicht dein Freund, glaub mir.«
    Immerhin fuhr Murida Abu Dun nicht gleich wieder an, sondern dachte einen Moment lang angestrengt nach – und nickte schließlich. »Ich werde nicht fliehen«, sagte sie.

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