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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Jedenfalls nicht bevor ich mit Sharif gesprochen habe.« »Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren.« Abu Dun zeigte mit dem Kopf in die Richtung, aus der sie am Morgen gekommen waren, und wollte auch sofort losgehen, doch Murida hielt ihn zurück. »Auf diesem Weg würdet ihr meinen Brüdern direkt in die Arme laufen«, sagte sie. »Sie haben den Hafen sicher längst umstellt.« »Ihr wisst von Sharifs Versteck?«
    »Meine Brüder nicht, aber ich schon«, antwortete sie, offenbar amüsiert über sein Erschrecken. »Sharif hatte keine Geheimnisse vor mir, und er hat gerne von seiner Heimat und ihren Geheimnissen erzählt.«
    »Und du hast es dem Machdi verraten?«, fragte Abu Dun.
    Er verdrehte die Augen. »Habe ich Allah heute schon dafür gedankt, dass ich keine Kinder habe?«
    »Mehrmals«, sagte Andrej.
    »Manche Dinge kann man nicht oft genug sagen«, erwiderte Abu Dun.
    »Sharif hat mir wirklich eine Menge über seine Heimat erzählt«, sagte Murida, die anscheinend zu demselben Schluss gekommen war wie Andrej, nämlich dass es das Beste war, den Nubier einfach zu ignorieren. »Ich weiß von diesem alten Hafen, und ich kenne auch einen Weg, auf dem wir unbemerkt dorthin gelangen. Ich zeige ihn euch, wenn ihr wollt.«
    »Ja, und dafür müssten wir dir nur vertrauen, nicht wahr?«, fragte Abu Dun spöttisch.
    Andrej war Murida im Stillen dankbar dafür, dass sie das sinnlose Gezänk nicht fortsetzte. Stattdessen deutete sie zum Fluss, den sie zwar nicht sehen, in der klaren Nacht dafür aber riechen konnten. »Boote gibt es bei den freundlichen Eingeborenen dort unten nicht, aber ich weiß, wo wir vielleicht Pferde finden.«
    »Flusspferde?«, erkundigte sich Abu Dun feixend.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, erwiderte sie.
    »Also?«
    Andrej tauschte noch einen langen Blick mit Abu Dun und nickte schließlich. Es war nicht nur die mögliche Nähe der Machdiji, die ihn beunruhigte. Er musste wieder an die sonderbaren Schriftzeichen denken, die sie gesehen hatten, ohne dass er sagen konnte, warum, und mit einem Male hatte er das bizarre Gefühl, nicht mehr allein zu sein, sondern die Gegenwart von etwas unsichtbar Lauerndem zu spüren, das ihnen aus der Tiefe des Kellers herauf gefolgt war. Als hätten sie etwas geweckt. »Ich habe dein Wort?«, fragte er an Murida gewandt. »Was immer das wert sein mag«, fügte Abu Dun hinzu, doch Murida nickte, und das genügte ihm als Antwort. »Dann geh voraus.« Abu Dun machte keinen Hehl daraus, wie wenig ihm diese Entscheidung gefiel, widersprach aber nicht. Andrej meinte ihm anzusehen, wie schweres ihm fiel, nicht immer wieder hinter sich zu blicken. Konnte es sein, dass auch er die Schatten spürte? Hastig verscheuchte er den Gedanken. Zu Pferde hatten sie nur wenige Augenblicke gebraucht, um die Ruine zu erreichen, für den Rückweg zu Fuß benötigten sie eine halbe Stunde. Schließlich war Andrej sich nicht mehr so sicher, dass es tatsächlich eine gute Idee gewesen war, Murida zu vertrauen. Doch da war etwas in ihm, das ihr vorbehaltlos glauben wollte und sich fast empört gegen die bloße Vorstellung wehrte, sie könnte ihn belügen. Aber wahrscheinlich hatte Sharif bis vor wenigen Tagen genauso gedacht. Er hatte mit einer Fischerhütte gerechnet oder einem kleinen Dorf, wie sie typisch für diese Gegend waren, aber was sie schließlich hinter einer schmalen Baumreihe gewahrten, das war ein halb im Schilf verborgenes Boot, an dessen Deck eine nur unzureichend abgeschirmte Sturmlaterne brannte. Gedämpfte Stimmen wehten an ihr Ohr, zu weit entfernt, um die Worte zu verstehen, aber entspannt. Ein Pferd schnaubte. Vielleicht war es auch ein Kamel.
    »Sind das deine Leute?«, fragte Abu Dun, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern zog gleich seine Waffe.
    »Vielleicht frage ich sie besser selbst.«
    »Aber lass sie wenigstens lange genug am Leben, um zu antworten«, bat ihn Murida.
    »Wenn sie schnell genug sprechen.« Abu Dun schwang sich die Klinge des gewaltigen Krummsäbels über die Schulter und schenkte ihr ein so strahlendes Lächeln, dass Andrej sich fragte, ob sie vielleicht allein das Blitzen seiner weißen Zähne verriet. Einen Moment später war er verschwunden, und Murida blickte ihm mit einer Mischung aus Sorge und nur mühsam beherrschtem Zorn nach.
    »Das meint er nicht so, keine Angst«, sagte Andrej rasch.
    »Bist du da sicher?«, fragte Murida.
    Nein, sicher war Andrej ganz und gar nicht. Noch vor wenigen Tagen hätte er keinen

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