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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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freundlich. Ich musste nur ein ganz kleines bisschen grob werden, damit sie mir diese drei prachtvollen Tiere überlassen haben.«
    Hastig wich Murida einen Schritt von Andrei zurück, räusperte sich übertrieben laut und vermied es so auffällig in seine Richtung zu sehen, dass ein anzügliches Grinsen auf Abu Duns Gesicht erschien. »Wenn ich ungelegen komme, dann müsst ihr es nur sagen«, sagte er. »Ich kann noch ein wenig spazieren gehen.«
    Andrej saß wortlos auf und beugte sich mit ausgestrecktem Arm zur Seite, um Murida in den Sattel des zweiten Tieres zu helfen, die ihn natürlich ignorierte und sich aus eigener Kraft auf das Pferd schwang, auch wenn ihre Bewegung nicht mehr ganz so flüssig ausfiel, wie Andrej es erwartet hatte. Die zurückliegenden Tage schienen auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen zu sein.
    Ohne ein weiteres Wort ritten sie los. Murida übernahm die Führung, so wie sie es ausgemacht hatten, und für eine geraume Weile umgaben sie nur der Sand und die beißende Kälte der nächtlichen Wüste, die jeden so sehr überraschte, der sie noch nie selbst erlebt hatte. Irgendwo im Süden kämpfte ein blasser rötlicher Schein gegen das Licht des Mondes und der Sterne an – vermutlich die Ortschaft, von der Sharif erzählt hatte –, und wenn man genau hinhörte, konnte man ein feines Wispern und Rascheln vernehmen, das aus allen Richtungen zugleich zu kommen schien, die Stimme der Wüste, in der die Fantasie nur zu leicht das Flüstern geisterhafter Stimmen und das Wehklagen der ruhelosen Seelen all derer zu erkennen glaubte, die dieses Land im Laufe der Jahrtausende verschlungen hatte. Was sie nicht hörten, waren Menschen. Andrei hatte fest damit gerechnet, zumindest auf einen einsamen Wächter zu treffen, den die Machdiji zurückgelassen hatten. Oder dass Murida sie doch in einen Hinterhalt gelockt hatte und sie sich den Weg frei kämpfen mussten. Doch alles, was sie fanden, war eine Spur aus schon lange kalt gewordenem Kameldung. Wenn es einen Kundschafter gegeben hatte, dann hatte er seinen Posten schon lange verlassen. Nach allem, was sie bisher mit den Anhängern des selbst ernannten Propheten erlebt hatten, fiel es Andrej schwer, ihnen einen solchen Leichtsinn zu unterstellen, aber so angestrengt Abu Dun und er auch lauschten, sie hörten nichts. Weder der Nubier noch er verlor auch nur ein Wort darüber, doch das war auch nicht nötig. Sie spürten beide, dass hier etwas nicht stimmte.
    Der rote Lichtschein am Himmel wies ihnen die Richtung, und schon nach einer kurzen Weile war Andrej sicher, dass sie richtig war, denn dann und wann tauchten die Umrisse der Pyramiden wie flackernde Gespenster aus der Nacht auf, um die Sterne zu verdunkeln. Falls es außer ihnen noch menschliches Leben im Umkreis vieler Meilen gab, dann schlief es entweder oder hielt sich verborgen. Weder die eine noch die andere Möglichkeit behagte ihm sonderlich, aber er schüttelte diesen Gedanken fast schuldbewusst ab und ritt nur umso schneller. Abu Dun gefiel sich zwar weiter in beharrlichem Schweigen, das er seit geraumer Zeit wie einen Schutzschild vor sich hergetragen hatte, warf ihm aber dann und wann einen missmutigen Blick zu, so als könnte er nicht nur seine Gedanken lesen, sondern hätte darin auch etwas entdeckt, das ihm Anlass zu der Vermutung gab, dass er nicht nur schuld an den Ereignissen des zurückliegenden Tages war, sondern an allen Katastrophen seit dem biblischen Sündenfall.
    Sie waren erst eine gute halbe Stunde unterwegs, auch wenn es Andrej vorkam, als wäre es ein Mehrfaches dieser Zeit gewesen, als Abu Dun unter den Mantel griff und eine ganze Handvoll Kat-Blätter hervorzog, die er sich auf einmal in den Mund stopfte. Andrej bedachte ihn mit einem Blick, doch Abu Dun feixte breit und grub ein weiteres grünes Blatt aus, das er zwischen Daumen und Zeigefinger zerrieb, um dann an dem grünen Brei zu schnuppern. »He, dieser Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen!«, sagte er. »Wieso ist dir das eigentlich nicht eingefallen? Du bist doch der Schlauere von uns, Hexenmeister!« »Welcher Gedanke?«, fragte Andrej. Murida lenkte ihr Pferd näher an ihn heran und bedachte Abu Dun und die grüne Schmiere auf seinen Fingerspitzen mit einem vorwurfsvollen Blick. Sie schwieg. Abu Dun zog ein weiteres grünes Blatt aus der Tasche, zerrieb es ebenfalls zwischen Daumen und Zeigefinger und kostete schließlich mit der Zungenspitze. Dann schnupperte er mit nachdenklicher Miene daran. »Es

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