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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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hängen wie Seenebel an einem kalten Frühlingsmorgen.
    »Du bist immer noch nicht überzeugt, wie?« Sie schüttelte den Kopf. »Du warst ein großartiger Adlerweiser, Jaryd. Du bist ein wunderbarer Ehemann und Vater. Und ich sehe dich zusammen mit Orris, Trahn und Baden und erkenne, dass du ein fantastischer Freund bist.« Sie schüttelte den Kopf ein zweites Mal. »Aber mir ist noch nie jemand begegnet, der so schlecht im Ungebundensein ist wie du.«
    Er lachte ein wenig zu laut, und Myn schreckte auf.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte sie gähnend.
    »Nichts, Liebes«, sagte er. »Du solltest lieber wieder -« »Papa, sieh doch!«, flüsterte sie. Sie schaute nach vorn und zeigte auf etwas.
    Und als Jaryd ihrem Blick folgte, schnappte er nach Luft. Direkt vor ihnen, auf einem niedrigen Ast, saß eine wunderschöne Eule. Sie war groß und kräftig gebaut, mit intelligenten gelben Augen und Büscheln auf dem Kopf, die ihr Gesicht katzenhaft aussehen ließen. Und sie starrte Jaryd direkt an. Sie gehörte, wie er gerade noch begreifen konnte, derselben Art an wie die Eule, an die Alayna sich gebunden hatte - das hätte ihn eigentlich nicht überraschen sollen. Solange es Falken und Eulen gibt, hatte sie gesagt. Solange es Menschen gibt, die Leoras Gabe in sich tragen. Sie hatte wieder einmal Recht gehabt.
    Das war für einige Zeit sein letzter klarer Gedanke. Denn im nächsten Augenblick brach eine Welle von Bildern und Gefühlen über ihn herein wie Brecher an einem Sandstrand. Und so begann seine neue Bindung.

Epilog
     
    W ie ich dir schon zuvor gesagt habe, war ich sehr erleichtert, von eurem Sieg über Sartol und von dem Schwur des neuen Ältesten des Tempels zu hören, keine weiteren Waffen aus Lon-Ser zu kaufen. Falls du meine früheren Briefe erhalten hast, verzeih mir bitte, dass ich mich wiederhole. Aber es ist lange her, seit ich von dir gehört habe, und ich frage mich langsam, ob es dir gut geht. Ich mache mir Sorgen, ob deine Fehde mit der Liga vielleicht immer noch nicht vorbei ist oder ob Sartol sich als beständigerer Feind erwiesen hat, als ihr glaubtet...
    Ich bin zu einer relativ wichtigen Entscheidung gelangt, die ich dir gerne mitteilen möchte, aber ich zögere andererseits, es zu tun, ehe ich von dir höre. Bitte schreib mir bald, Orris. Ich will nicht, dass unsere Korrespondenz zu Ende geht. Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, an Falkenmagier Orris, Tag 6, Woche 2, Frühling 3069
    Sie hatte schon beinahe ein Jahr an diese Dinge gedacht und bei vielen Gelegenheiten versucht, zumindest Andeutungen zu machen, damit Jibb sich vorbereiten konnte. Aber obwohl er seit dem Tag, an dem sie Maus eingestellt hatte und Premel zum Verantwortlichen für die Verbindung zum Netzwerk machte, gewusst hatte, dass sie nicht plante, bis zu ihrem Lebensende Herrscherin zu bleiben, schien er nicht akzeptieren zu wollen, dass ihre Amtszeit bald zu Ende gehen würde.
    Und das erklärte natürlich, wie er nun reagierte.
    »Aber -« Er hielt inne und schüttelte den Kopf zum etwa zwanzigsten Mal. »Aber was willst du stattdessen machen?«, fragte er schließlich. »Wo willst du hingehen?« Sie ging zu ihrem Fenster und schaute hinaus aufs Nal. Die Luft wirkte brauner und schwerer denn je. Selbst das Gewitter am Morgen hatte nichts davon vertrieben. Sie musste einfach hier raus.
    Melyor hatte fast ihr gesamtes Leben im Nal verbracht. Sie hatte es nur zweimal verlassen, einmal, um Cedrychs Attentätern zu entkommen, und einmal, um Marar gefangen zu nehmen. Nicht, dass sie sich beschweren wollte. Alles in allem war das Nal im Lauf der Jahre sehr gut zu ihr gewesen. Es hatte ihr so gut wie alles gegeben, wovon sie je geträumt hatte: Aufregung, Macht, Gold. Sie war stolz auf das, was sie als Herrscherin erreicht hatte, auf die Veränderungen, die sie dem Nal gebracht hatte, und auf die Verbesserungen für das Leben der Gildriiten. Der Prozess stand allerdings immer noch am Anfang; er würde zu ihren Lebzeiten nicht beendet werden. Dennoch, es war mehr, als viele für möglich gehalten hätten. Und zweifellos war es mehr, als andere Herrscher getan hatten.
    Aber trotz ihrer Leistungen, trotz ihres Wohlstands und Einflusses war sie nicht wirklich zufrieden. Sie hatte das in den unterirdischen Gängen unter dem Sechsten Bezirk begriffen, kurz bevor sie in dem Feuergefecht beinahe umgekommen wäre. Auf dem Weg zu Marars Palast hatte sie abermals darüber nachgedacht, als die Aufregung über ihr

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