Die Clans von Stratos
Schiff…
Maia überflog die nächsten Zeilen und las dann weiter.
… wird erwartet, daß die verbrecherischen Elemente der Hutu-, Savani-, Persim-, Wayne-, Beller- und Jopland-Clans Schuldgeständnisse ablegen, so daß der Fall vermutlich nie vor Gericht gehen wird. »Der Gerechtigkeit wird Genüge getan werden«, kündigte Anklägerin Pudu Lang an. »Wenn das Phylum je wirklich hier herumschnüffeln sollte, werden sie keinen Grund zur Klage finden. Ein ungebetener Gast hat einige unserer Bürger zu höchst bedauerlichen Handlungen provoziert, aber nach den Traditionen unserer Vorfahren werden wir uns damit auseinandersetzen.«
Auf die Forderung nach einem öffentlichen Gerichtsverfahren antwortete das Hohe Gericht, es gebe keinen Grund, die derzeitig ohnehin gespannte Atmosphäre weiter anzuheizen. Solange die Schuldigen bestraft werden, dient zusätzliche Sensationslust nicht dem Gemeinwohl…
Dies erklärte einiges von dem, was Maia belauscht hatte. Das Gute an der Sache war, daß selbst die Sieger des politischen Kampfs, also Odos Seite, nicht ganz ungeschoren davonkamen. Staatsbeamte sorgten dafür, daß die Gesetze befolgt wurden, nach engen stratoinischen Maßstäben.
Doch die ironischen Aspekte nahmen kein Ende. Das Gesetz verfolgte Einzelpersonen. Im alten Phylum wäre das vielleicht sinnvoll gewesen, aber hier wurden Aktionen oft von einer ganzen Clangruppe diktiert. Wie bei den Wahlen gab das Gesetz vor, allen die gleichen Rechte einzuräumen, während es in der Realität doch nur die Interessen der Mächtigen schützte.
Noch ein anderer Artikel erweckte Maias Interesse.
Zwölf Gilden akzeptieren Kompromiß
Eine Einigung scheint bei den Auseinandersetzungen erreicht worden zu sein, die momentan noch den Handel an der Mechant-Küste lahmlegen. Indem sie einige ihrer besonders absurden Forderungen aufgeben – beispielsweise eine Beteiligung an der Kontrolle über das neu geschaffene Technikreservoir auf Jellicoe – haben die Segelgilden sich endlich der Vernunft gebeugt. Als Gegenleistung verspricht der Rat, zu Ehren des Besuchers Renna Aarons ein Monument zu errichten und einen Erlaß zu verabschieden, nach dem männliche Schiffsbesatzungen in Zukunft auch auf Behelfsmaschinen eingestellt werden, die bisher…
Also hatte Brill recht. Die Männer und ihre Verbündeten konnten die Trägheit nicht bekämpfen, die Tendenz, daß auf Stratos die Dinge wieder in ihr ursprüngliches Gleichgewicht zurückkehrten. Die Gilden hatten das eine oder andere Alibi-Zugeständnis erreicht – Maia freute sich besonders, daß Renna geehrt werden sollte –, und Odos Seite würde möglicherweise ein paar Clanmitglieder opfern müssen. Dennoch war Jellicoe wieder in Händen der alten Mächte. Nun würden die Militärclans in aller Stille ihre tödlichen Trainingsmanöver wieder aufnehmen, bei denen sie übten, riesige, unbewaffnete Eisschiffe abzuschießen.
Maia warf einen Blick auf das Foto neben dem Artikel.
Kommodores und Investorinnen diskutieren neues Projekt, lautete die Überschrift.
Man sah mehrere Matrosen mit Offizierstressen, die sich von drei Frauen ein Modellschiff zeigen ließen. Maia nahm das Bild genauer in Augenschein und staunte. »Da soll mich doch…«
Eine der Frauen auf dem Foto war eine jüngere Version von Brill Upsala, mit den gleichen leidenschaftlich glänzenden Augen. Das Schiffsmodell kam Maia unbekannt vor; es hatte weder Segel noch Schornsteine. Dann holte sie scharf Luft.
Es war ein Zeppelin!
Ist das die Behelfsmaschine, von der in dem Artikel die Rede war? Aber das würde ja bedeuten…
Aus dem Nichts kam eine Stimme.
»Aha. Immer bereit, die Initiative zu ergreifen.«
Mit schützend erhobenen Armen fuhr Maia herum. Hinter der Tür, in einer dunklen Ecke des Zimmers fläzte sich eine Gestalt in einem Sessel, eine Zigarre in der Hand. Ein langes Stück Asche hing am glühenden Ende.
»Schade, daß die Initiative nirgendwohin führt, außer ins Grab.«
»Du bist diejenige, die Drachenfutter sein wird, Odo«, entgegnete Maia. »Dein Clan läßt dich fallen, um das Gesetz zufriedenzustellen.«
Die Persim-Frau warf ihr einen wütenden Blick zu, nickte dann aber. »Man bringt uns bei, uns als Zellen in einem großen Körper zu sehen…« Sie hielt inne. »Bis jetzt habe ich nie daran gedacht… was passiert, wenn eine Zelle nicht für das elende Ganze geopfert werden will?«
»Das sind ja ganz neue Töne, Odo. Du bist ein Mensch. Tief im Innern bis du wie
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