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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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von einem Amboss zerquetscht wurde. Riley bekam immer Ohrenschmerzen davon.
    Sie ignorierte den kleinen Diener des Teufels, räusperte sich, weil ihre Kehle plötzlich trocken war, und leierte die möglichen Konsequenzen der von ihr geplanten Maßnahmen herunter. Es war der Standardtext der Zunft, und er begann mit den üblichen Haftungsausschlüssen, die nötig waren, ehe sie einen Höllenhüter von einem öffentlichen Ort entfernen durfte, einschließlich des Hinweises über unerwartete Bauschäden sowie der Gefahr der Besessenheit durch den Dämon.
    Anders als die meisten Kunden hörte die Bibliothekarin tatsächlich aufmerksam zu.
    »Das mit dem Besessen-Werden, kann das wirklich passieren?«, fragte sie mit großen Augen.
    »O nein, nicht bei diesen kleinen. Aber bei größeren Dämonen schon.« Das war einer der Gründe, warum Riley gerne die kleinen Gnome einfing. Die konnten kratzen und beißen und einen anpinkeln, aber sie konnten einem nicht die Seele klauen und sie bis in alle Ewigkeit als Puck fürs Hockey benutzen.
    Wenn alle Dämonen so winzig wären, wäre es keine große Sache. Die Zunft der Dämonenfänger teilte die Höllenwesen in fünf Kategorien ein, entsprechend ihrer Gefährlichkeit und den Tricks, die sie auf Lager hatten. Dieser hier war ein Dämon ersten Grades: lästig, aber nicht wirklich gefährlich. Es gab Dämonen dritten Grades, raubtierartige Fressmaschinen mit fiesen Krallen und Zähnen. Ganz oben auf der Liste standen die Dämonen fünften Grades. Ein Geo-Dämon konnte mitten in einem Einkaufszentrum irrsinnige Stürme hervorrufen und mit einem Fingerschnipsen die Erde beben lassen. Ganz zu schweigen von den Erzdämonen, gegen die deine wüstesten Albträume fade wirkten.
    Riley wandte ihre Gedanken wieder dem Job zu, der vor ihr lag. Der beste Weg, einen Biblio außer Gefecht zu setzen war, ihm etwas vorzulesen. Je älter und schwerer verdaulich die Prosa, desto besser. Liebesromane stachelten sie nur noch an, also musste etwas echt Langweiliges her. Sie wühlte in ihrer Botentasche und zog ihre ultimative Waffe hervor:
Moby Dick.
Auf einer Seite mit grünen Flecken klappte das Buch auf.
    Die Bibliothekarin schielte auf den Text. »Melville?«
    »Yeah. Dad nimmt lieber Dickens oder Chaucer. Bei mir funktioniert Herman Melville am besten. Er hat mich schon im Literaturunterricht … höllisch gelangweilt. Ich bin jedes Mal eingeschlafen.« Sie deutete nach oben auf den Dämon. »Dem da wird es nicht anders ergehen.«
    »Ich dir eine Gunst gewähre, Blackthornes Tochter!«, versuchte der Dämon sie zu beschwatzen, während er auf der Suche nach einem Versteck hastig seinen Blick umherschweifen ließ.
    Riley wusste, wie das lief: Wenn sie sich darauf einließe, wäre sie verpflichtet, den Dämon freizulassen. Gefälligkeiten von Dämonen anzunehmen war so was von gegen die Regeln. Wie bei Chips konnte man nach dem ersten nicht mehr aufhören – und schon stand man vor dem Tor zur Hölle und versuchte zu erklären, warum die eigene Seele einen riesigen Stempel mit der Aufschrift
Eigentum von Luzifer
trug.
    »Kommt gar nicht in Frage«, murmelte Riley. Nachdem sie sich geräuspert hatte, begann sie zu lesen. »Nennt mich Ismael.« Von dem Regal über ihr ertönte ein hörbares Stöhnen. »Ein paar Jahre ist’s her – unwichtig, wie lang genau –, da hatte ich wenig bis gar kein Geld im Beutel, und an Land reizte mich nichts Besonderes, und so dacht ich mir, ich wollt ein wenig herumsegeln und mir den wässerigen Teil der Welt besehen.«
    Sie fuhr mit der Folter fort und versuchte angestrengt, nicht loszukichern. Sie hörte ein weiteres Stöhnen, dann einen gequälten Aufschrei. Inzwischen würde der Dämon sich die Haare ausreißen, wenn er welche hätte. »Das ist so meine Art, mir die Milzsucht zu vertreiben und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Immer wenn ich merke, dass ich um den Mund herum grimmig werde; immer wenn in meiner Seele nasser, niesliger November herrscht; …«
    Es gab einen lauten Rums, als der Dämon auf dem Metallregal in die Knie ging und in eine tiefe Ohnmacht fiel.
    »Eins zu null für mich«, triumphierte Riley. Sie sah kurz zu einem der süßen Jungs an einem Tisch in der Nähe rüber, ließ das Buch fallen und zog eine Tasse aus der Tasche. Auf einer Seite war das Bild eines tanzenden Bären aufgedruckt.
    »Ist das eine Lerntasse?«, fragte die Bibliothekarin.
    »Jupp. Die sind total praktisch für so was. Durch das kleine Loch oben im Deckel kann

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