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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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Mailers 3000 km entfernt in El Paso? Es hilft nichts, wir müssen mit diesen Leuten reden.« Wie denn? Verena Cumber stellte sich tot, wollte ihre Ruhe haben. Und an die Mailers kam man nicht heran, das hatteschon Roczinski erfolglos versucht.
    »Was heißt, man kommt nicht heran an sie? Wieso denn nicht? Die leben doch hier, im Farbigen viertel von Washington…«
    Im Prinzip ja. Aber Juliette hatte die Filme nicht gesehen. Mir war das Bild nur allzu deutlich vor Augen: Roczinskis Niederlage, die Schlägerei… Soll man für einen Film sein Leben riskieren? Für die Wissenschaft? Für die Wahrheit? Ein toter Roczinski, so fand ich, war genug für dieses Thema. Draußen vor dem Fenster räumte die Polizei die Reste der Straßenschlacht zur Seite. Einige Ambulanzautos wurden noch vollgestopft, dann fuhren sie mit Sirenengeheul davon. Ich hatte ganz einfach Angst – aber welcher Regisseur gibt das zu!
    »Ich schlage vor, über die Mailers reden wir noch! Erst muß ich mit Bird verhandeln, dem Rechtsanwalt. Der hat die Adresse dieser Leute. Und Bird ist nicht zu finden!« Das war gelogen. Ich hatte es noch gar nicht probiert. Die Anwaltskanzlei Bird stand natürlich im Telefonbuch. Davon lagen mehrere Dutzend hier in der Halle. Fiel mir nichts Dümmeres ein?
    Die Crew saß träge am Tisch. Der ständige Klimawechsel, Zeitverschiebungen durch die Flüge, seit zwei Wochen kein freier Tag – mir erging es nicht anders als den Kollegen. Nicht einmal Henry kam auf die Idee, aufzustehen und die Adresse von Bird herauszusuchen.
    Washington war diesmal nur ein Abstecher gewesen; nach unserem Recherchier- und Drehplan kam es erst in acht Tagen an die Reihe. Unser nächstes Ziel war New York; wir hatten die Flugtickets schon in der Tasche, wir wurden erwartet, morgen um elf.
    Das Gespräch mit Bird wegen des Ehepaars Mailer hatte noch Zeit. Sechs Tage Galgenfrist. Der heiße Sommer war noch nicht zu Ende.
    Juliette kippte den dritten Scotch mit Coke, in einem Zug. Sie lachte mich an – das konnte heiter werden. Wir hatten uns für den Abend verabredet, nur so, zu zweit, bißchen reden, bißchen schwofen, gemütlich essen – nichts weiter, vermutlich. Sie packte ihre UFO-Bücher wieder zusammen und stand auf. Einsvierundachtzig! »Ich muß mich noch umziehen!«
    »Warum denn? Schöne lange Mädchen in schicken langen Hosen…!« Sie trug wohl immer die gleichen, verwaschenen Jeans.
    Statt etwas zu sagen, sah sie mich lange und mitleidsvoll an. Ohne zu lachen. Und dann legte sie noch ihre Hand auf meine Schulter. So eine Art mütterlicher Einschüchterungsversuch. Aber dieser Trick verfing nicht bei mir. Diesmal schaffte sie’s nicht so von oben herunter.
    Ich stand ebenfalls auf. Normalerweise habe ich trouble mit meiner Länge. Aber diesmal war ich nicht böse darüber, einsneunzig zu sein.

36
     
     
     
    »What dressing for your salad?«
    Keinen Salat, danke!
    »What dressing for your salad?«
    Er bestand darauf. Ich machte ihm klar, daß eine Diskussion über Salatsoßen unergiebig enden müsse, da ich auf Salat grundsätzlich verzichte.
    »Es hilft nichts, der Salat gehört zum Gedeck!«
    Juliette versuchte zu vermitteln. Zur Feier des Abends hatte sie sich von ihren geliebten Jeans getrennt und war in irgend so einen superkurzen französischen Fummel geschlüpft. Der Effekt war verwirrend. Ihre Beine hörten nun überhaupt nicht mehr auf, unglaublich so etwas. Um davon abzulenken, hatte sie den Institutshaarknoten gelöst, und nun fiel ihre Mähne bis über den Busen. Jeden Trick, der sie noch länger machte, hatte sie mit vollem Erfolg angewendet.
    Noch immer stand der Kellner mit gezücktem Block und lächelte mich gequält an.
    »Gib nach, sag irgendwas. Du machst ihn unglücklich!« Seit einem ›Martini‹ vorne an der Bar, ohne den in diesem Land kein besseres Abendessen gestartet werden kann, duzten wir uns. Das war ungewöhnlich für eine Französin. In Frankreich darf auch die heißeste Liebesaffäre getrost per ›Sie‹ abgewickelt werden, wenn sie keinen Stellenwert für die Zukunft besitzt. General de Gaulle verkehrte, so wird berichtet, mit seiner Madame sogar bis zuletzt per ›Vous‹! Aber dieses Land hier, dieses Amerika, zwang zur Anpassung, auch eine Französin. Auflehnung ermüdet. »What dressing for your salad?«
    »French dressing!« – Juliette zuliebe.
    Der Kellner zog ab, tiefbefriedigt. Nur Juliette hatte noch Zweifel: »Ist das dein Ernst? French dressing…?«
    »Ich esse ihn sowieso

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