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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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auf einem anderen Gebiet. Wir bilden mit sowjetischen Observatorien sogenannte Interferometer, das heißt, wir peilen beide ein und dieselbe Strahlungsquelle an, einen Radiostern zum Beispiel oder einen Pulsar. Durch die Parallaxe, also die Winkelabweichungen, können wir dann die Entfernungen messen. Sicher, eine koordinierte Suche nach außerirdischen Zivilisationen wäre sinnvoll; aber ohne Ziel, Frequenz, Bandbreiten und Sendeenergie zu kennen, ist so ein Unternehmen von Anfang an zum Scheitern verurteilt.«
    So ungefähr hatte das der chinesische Radioastronom auch Roczinski mitgeteilt.
    »Senden Sie eigentlich Botschaften ins Universum? Einfach so auf gut Glück? Irgendwohin, wo es Ihnen sinnvoll erscheint?«
    »Nein, wir warten. Erstens sind unsere Sendemöglichkeiten noch zu schwach, die Reichweiten zu gering, aber das ließe sich innerhalb des nächsten Jahrzehnts ohne Schwierigkeiten ändern. Zweitens, ich sagte ja schon, die Frage ist doch, wohin sollen wir senden? Die Sendeenergie muß in einem scharfen Strahl gebündelt sein.
    Wir warten also. Einerseits auf den Zufall, denn es ist anzunehmen, daß Hyperzivilisationen, vielleicht im Zentrum unseres Milchstraßensystems, untereinander schon längst Kontakt haben, daß sie Informationen austauschen. Natürlich nicht in Dialogform, Frage und Antwort, das funktioniert bei diesen großen Entfernungen nicht.
    Aber ein kontinuierliches Senden und damit auch ein kontinuierliches Empfangen von Information wäre denkbar und sinnvoll.
    Wir müßten nun versuchen mitzuhören, uns in diesen Kommunikationskreis einzuschalten.
    Oder wir warten, bis sie uns ansprechen, bis sie uns finden. Vielleicht haben ältere Zivilisationen ein gewisses Interesse, junge, sich gerade erst entwickelnde technische Zivilisationen aufzuspüren. Vielleicht besitzen sie spezielle Sensoren, die ihnen melden, daß wir auf unserem Planeten Erde elektromagnetische Wellen benutzen, für Radio, Fernsehen, Radar. Allerdings erst seit fünfzig Jahren. Das heißt, nehmen wir einmal einen günstigen Fall: Wenn eine Hyperzivilisation in einem Abstand von einhundert Lichtjahren existiert, dann sind unsere Radiowellen, die sich ja mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten und pro Jahr eine Entfernung von einem Lichtjahr, daher der Name, zurücklegen, ganze einhundert Jahre unterwegs. Unsere allerersten Radiowellen haben sich, sehr schwach natürlich, vor fünfzig Jahren auf den Weg gemacht, können also erst in weiteren fünfzig Jahren empfangen werden. Nun haben sie uns geortet. Sie peilen uns an und senden eine Antwort. Die ist wiederum hundert Jahre unterwegs. Dann können wir also, in diesem Fall, in frühestens einhundertfünfzig Jahren ein gezieltes Signal erwarten.«
    Das waren keine günstigen Aspekte für unsere ungeduldige, schnellebige Zeit.
    »Denken Sie an die Kosten: Wir haben das neulich auf einer Tagung durchgerechnet, in Palo Alto, Projekt Cyclops, unter B. Oliver: Um einigermaßen günstige Aussichten auf Erfolg bei unserer Suche nach interstellaren, intelligenten Signalen zu haben, müßten wir rund um die Erde zehntausend mittelgroße Radioteleskope errichten. Das erfordert einen Etat von zirka zehn Milliarden Dollar – allein für den Bau.« Was kosten hundert Tage Krieg…?
    Man kann es sich ausmalen: Da wird ein großer Etat bewilligt, riesige Anlagen entstehen, die Öffentlichkeit wartet auf Sensationen und stellt Jahr für Jahr die gleiche Frage: Wo bleibt denn der Erfolg?
    »Einhundert Lichtjahre Entfernung, war das nicht ein wenig hoch gegriffen? Der nächste Fixstern, Alpha Centauri, ist nur 4,3 Lichtjahre entfernt. Vielleicht besitzt er ein Planetensystem.«
    »Dort bereits intelligentes Leben zu finden, das wäre ein unwahrscheinlicher Zufall. Meine Rechnung sieht sogar noch ungünstiger aus. Su-Shu-Huang, mein Kollege, hält es für wahrscheinlich, daß sechs Prozent aller Sterne einen Planeten besitzen, der in der geeigneten Position ist, Leben zu tragen. Jeder zehnte davon könnte höhere Lebensformen entwickelt haben.
    Setzen wir als Lebensdauer einer technischen Zivilisation einmal einhunderttausend Jahre an, das ist eine vorsichtige Annahme, dann trifft auf zwei Millionen Sterne nur eine einzige technische Zivilisation. Aber bei dieser sehr vorsichtigen Schätzung kommen wir auch auf einhunderttausend technische Zivilisationen allein in unserer Galaxis. Allerdings beträgt dann die mittlere Entfernung zu den nächsten zehn: achthundert Lichtjahre!«
    »Bei dieser

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