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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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Das Tal von Nazca, eine Ebene, in den Küstenkordilleren, ist uraltes Kulturland…« Lundquist spricht deutsch fast ohne Akzent:
    »Die klassische Zeit der Nazca-Kultur, das ist etwa das erste halbe Jahrtausend… Also vom Jahre null bis etwa fünfhundert. Und sie fällt zusammen mit der klassischen Periode im Hochland von Tiahuanaco, aber wir rechnen noch mit viel ältere… äh…« Roczinski ergänzt:
    »Kultur …« Aber Lundquist wehrt ab:
    »Oh, nicht Kultur, nein… Ich muß anders sagen…« Lundquist packt aus grauen Leinentüchern ein kleines Tongefäß aus, eine Art Vase mit rundem Boden, spröde, zerbrechlich, und hält es vor die Kamera.
    »Das Besondere, das Geheimnis von Nazca, das sind nicht die Funde, diese vielfarbene, sehr seltene Art von Grabkeramik – mit reichen Ornamenten, abstrakten Mustern mit bis zu acht verschiedenen Farben auf sehr dünnwandigem Material…«
    Langsam dreht er das Gefäß, die Zeichnungen sind stark verknittert. Wir erkennen maskenhafte Dämonen, an Schlangen und Rauten gekettet.
    »Nein, das Geheimnis sind die ›Straßen‹, irrtümlich ›Inka-Straßen‹ genannt, aber sehr, sehr viel älter. Keine richtigen Straßen, natürlich. Parallel, über Kreuz, Linien, Streifen, eine gigantische Geometrie, bis zu acht Kilometer lang laufen sie durch die ganze Ebene.
    Man hat sie nur vom Flugzeug aus gesehen und erkannt. Unten, auf dem Boden, wenn man steht, da erkennt man fast gar nichts.« Roczinski hat Fotos in der Hand.
    »Es sieht aus wie ein gigantischer Flugplatz mit Landepisten… Wann entstand diese Anlage?« Lundquist antwortet:
    »O bitte, also nein, das wissen wir nicht. Vielleicht vor zweitausend – vielleicht vor zehntausend Jahren, man weiß nichts. Man weiß auch nicht, wie es hergestellt wurde, diese Geometrie – absolut exakt und gerade. Und nach normaler Theorie ist es absolut unmöglich, daß so etwas überhaupt existiert!«
    Aus dem Lautsprecher die Ansage einer Stewardeß auf spanisch und englisch. Die Schrift leuchtet auf: FASTEN SEAT BELTS -NO SMOKING.
    Die Berge treten zurück, die Maschine fliegt in einer großen Schleife hinaus aufs Meer. Anflug auf Lima.
    »Herr Lundquist, Sie haben mir gestern abend etwas erzählt, eine Sage, eine Legende aus frühester Zeit… «
    » Eine Mythologie, ja – aus präinkaischer Epoche aus der Gegend von Nazca und Cuzco und Tiahuanaco…: ›Die Sterne sind bewohnt von den Göttern und diese sind einstmals herabgekommen aus dem Bild des Hundes mit feurigen, glänzenden Schiffen aus Licht.‹«

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    »Schiffe aus Licht? – Herr Däniken läßt grüßen!« Charly, unser Kameramann, war der Skeptiker unter uns. Vielleicht hatte diese kritische Einstellung mit seinem Beruf zu tun – wie bei Hanniek. Der glaubte auch nur an das, was er vor die Kamera bekam. Als ob das eine Garantie für ›Wahrheit‹ sei. Auch wir saßen jetzt in einer Boeing und waren gleichfalls, wie damals Roczinski, im Anflug auf Lima. Und wir diskutierten wieder einmal über Däniken. Dabei schieden sich die Geister.
    Aber mit Spott durfte man dem, was dieser Schweizer Amateur-Archäologe mit seinen Schriften inzwischen ausgelöst hatte, nicht begegnen. Seine Ideen waren zwar heftig umstritten, aber die Resonanz in der Öffentlichkeit, der Anklang, den seine phantastischen Theorien bei einer breiten Lesergemeinde fanden, das war ein Phänomen, das ernst zu nehmen war. Die ›Schiffe aus Licht‹, das war so ein Bild, so eine Metapher, die er in irgendwelchen alten Schriften ausgegraben hat, die, so behauptete er, das Auftauchen fremder, außerirdischer Raumschiffe beschrieben.
    Däniken war mehrmals um die Welt gereist und hatte aus längst vergangenen Jahrtausenden genügend Material zusammengetragen, um Aufsehen zu erregen. Dagegen waren die ›Beweise‹ des Herrn Roczinski aus jüngster Gegenwart höchst kümmerlich. Allerdings hatte seinen Recherchen auch nur ein Zeitraum von rund zwei Monaten zur Verfügung gestanden – vom 9. September bis zum 11. November. Dänikens ›Götter‹ beschränkten sich auch nicht auf eine kurze irdische Visite. Um, so lautete die kühne Theorie, unseren Primaten-Ahnen den Atem intelligenten Bewußtseins einzuhauchen, um uns nach ›ihrem Bilde‹ zu formen, um gigantische Städte zu erbauen und wieder zu zerstören, um Landeplätze anzulegen, Unterricht in angewandter Astronomie zu geben, Angriffe mit Kernenergie und tödlichen Blitzen abzuwehren, Völker über ganze Kontinente hinweg zu

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