Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die denkenden Wälder

Die denkenden Wälder

Titel: Die denkenden Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
zurück, bis die beiden Jäger in der grünen Mauer verschwunden waren. Dann rollte er sich herum und sah Logan zu, die mit dem Kompaß beschäftigt war. »Sind wir immer noch auf Kurs?« Sie zuckte die Achseln. »Soweit ich das sagen kann, schon, Jan. Weißt du, das, was du vorher gesagt hast, stimmt natürlich. Wir müssen die Station genau treffen. Es gibt drei Möglichkeiten, sie zu verpassen, indem wir unter ihr durchziehen, zu weit rechts oder zu weit links.« Er zupfte an dem Blatt, auf dem sie saßen. »Ich wünschte, wir hätten den Umweg über die Oberfläche nicht zu machen brauchen, verdammt.«
    »War nicht zu vermeiden. Was ist los, Jan, findest du es nicht interessant?«
    »Interessant?« Er lachte schrill. »Es ist eine Sache, fremdartige Gewächse von einem Skimmer aus zu studieren, wenn man eine Laserkanone an Bord hat, eine andere, lebendig aufgefressen zu werden. Das ist ein Erlebnis, auf das ich verzichten kann.«
    »Wir werden bald Probleme bekommen, weißt du.« »Oh, du bist voll von Überraschungen, Kimi, wirklich.« »Ernsthaft. Wenn wir nicht riskieren wollen, die Station zu verfehlen, müssen wir unsere Freunde davon überzeugen, daß es notwendig ist, in der Nähe der Baumgipfel zu reisen. Und da sie seit unserer kleinen Floßfahrt ihren Sinn für Entfernungen verloren haben, ist es dafür sogar höchste Zeit.«
    »Stimmt, die Station ist weit oben ins Blätterdach gebaut.« »Und Born und seine Leute«, fuhr sie fort, »haben eine Heidenangst vor dem Himmel. Wenn auch nicht die gleiche wie vor der Oberfläche.« Sie blickte nachdenklich drein.
    »Wo wir das jetzt überlebt haben, sind sie vielleicht etwas weniger ängstlich, höher zu steigen. Denk daran, er weiß nicht, daß die Station oben in der Ersten Etage liegt. Inzwischen haben wir ihn vermutlich wenigstens teilweise davon überzeugt, daß wir von einer anderen Welt als der seinen kommen. Ich glaube, das kann er sich eher vorstellen, als daß wir freiwillig in seiner Oberen Hölle leben.« Cohoma schüttelte den Kopf. »Ich wünschte mir immer noch, ich wüßte, was diese Emfatiergeschichte bedeuten soll. Das muß eine Art Verehrung des Unterholzes sein.« Logan nickte. »Überrascht es dich, daß sie sich irgendeine übernatürliche Stütze gesucht haben? Der Grund ihrer Welt ist die Hölle und ebenso das Dach. Da sind sie hübsch dazwischen eingezwängt, ohne Ausweg. Also ist es doch naheliegend, daß sie sich irgendeinen Halt gesucht haben. Eigentlich schade. Born und die Häuptlinge Sand und Joyla und ein paar andere haben eine Art Adel an sich.« Cohoma gab einen schnaubenden Laut von sich und wälzte sich zur Seite. »Der größte Fehler, den ein objektiver Beobachter auf einer Welt wie dieser machen kann, wäre es, das Primitive zu romantisieren. Und im Falle dieser Leute stimmt das nicht einmal. Sie sind keine Primitiven im wahren Sinne, nur zurückgesunkene Abkömmlinge von Leuten, wie wir selbst es sind.«
    »Sag mir, Jan«, murmelte sie, »ist es wirklich ein Rückschritt oder ist es ein Fortschritt auf einem uns fremden Weg?« »Hm? Was hast du da gesagt?« »Nichts . . . gar nichts. Ich bin nur müde.«

11
    Sie hatten ihre Mahlzeit aus zähen getrockneten Früchten und noch zäherem Fleisch schon lange beendet, als Logan, die nicht einschlafen konnte, schließlich vor Born trat. Der Jäger saß nahe beim Feuer, den Rücken an den schnarchenden Ruumahum gelehnt. Losting schlief bereits seit einiger Zeit am anderen Ende des großen Unterstandes. Ihr Partner hatte sich etwas ungeschickt in seinen braunen Umhang gehüllt und schlief unruhig.
    Es gab da eine wichtige Frage, die sie jetzt klären wollte. »Sag, Born, glaubst du und deine Leute an einen Gott?« »Einen Gott oder Götter?« fragte er interessiert zurück. Jedenfalls hatte ihn die Frage nicht beleidigt. »Nein, einen einzelnen Gott. Eine allmächtige, alles überblickende Intelligenz, die die Angelegenheiten des Universums lenkt und alles plant und verantwortet.« »Das würde bedeuten, daß es keinen freien Willen gibt«, erwiderte Born und überraschte sie damit wieder einmal mit einer höchst unprimitiven Antwort. »Das nehmen einige hin«, gab sie zu. »Ich nehme davon gar nichts hin, und auch niemand von den Leuten, die ich kenne«, erklärte er ihr. »In dieser Welt geschieht viel zu viel, als daß ein einziges Wesen es alles beobachten oder gar verantworten könnte. Und du sagst, daß es noch andere Welten gibt, die ebenso kompliziert wie diese sind?«

Weitere Kostenlose Bücher