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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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bewegungslos vor sich hin. Der Hund hatte nach Guillaumes Tod aufgehört zu fressen, und da er bereits alt war, nahm Pierres Vater dies zum Anlass, das in seinen Augen völlig nutzlose Tier zu erschlagen, während Marie schlief. Ihr verzweifelter Ausbruch, als sie davon erfuhr, trug dazu bei, die Stimmung im Haus des Schmieds noch weiter zu verschlechtern. Bereitwillig war sie wieder in die Ruine gegangen, um dort erst einmal allein mit Cleopatra zu leben.

    Abélard wurde hinter dem Haus neben der Äffin Jeanne begraben. Es war Marie gelungen, den toten Körper an sich zu reißen, bevor der Schmied nach eigenem Ermessen mit ihm verfahren konnte.
    Sie half Pierre, den toten Hund in sein Grab zu legen und einen Schauer aus Erde auf ihn niedergehen zu lassen, unter dem er allmählich verschwand. In ihr war nichts als Leere, hinter der sich rasender Schmerz verbarg. Aber sie wollte ihn nicht mehr aus sich herausschreien. Welchen Sinn machte all das noch?
    Pierre legte einen Arm warm um ihre Schultern.
    »Es tut mir wirklich leid, Marie. Mein Vater versteht so eine Liebe zu Tieren nicht, für ihn müssen sie einfach nur nützlich sein, sonst haben sie keinen Wert.«
    »Er hatte kein Recht, Abélard einfach zu töten«, flüsterte Marie.
    Pierre nickte niedergeschlagen. »Ich weiß. Aber dein Hund war alt, fraß nicht mehr und kränkelte vielleicht auch. Er hätte nicht mehr lange gelebt. Vielleicht hat mein Vater ihm nur einen qualvollen Tod erspart.«
    Eine leise Stimme in Maries Kopf stimmte zu, doch änderte dies nichts an dem Gefühl völliger Verzweiflung. Allmählich wurde ihr bewusst, dass Abélard durch seine Kunststücke für Einnahmen gesorgt hatte. Cleopatras bloßer Anblick löste zwar Begeisterung aus, doch der Vogel fürchtete sich vor Fremden. Guillaume hatte deshalb darauf verzichtet, ihn öffentlich vorzuführen, und Marie wollte diesem Beispiel folgen. Aber wie konnte sie sich selbst am Leben halten? Allein durch ihre Geschichten? Jedes Mal, wenn ihr ein Unglück widerfuhr, schien ihr dies ein Wink des Schicksals, die eigenen Fähigkeiten nicht zu überschätzen.
    »Möchtest du wirklich hierbleiben?«, fragte Pierre und sah sie besorgt an. »Ganz allein? Ich kann Agnès fragen, ob sie
dir eine Weile Gesellschaft leistet. Sie war doch immer hier, wenn Guillaume nach Paris aufbrach.«
    Marie nickte und seufzte. Sie wollte Pierre nicht in Erinnerung rufen, dass sie kein Geld mehr hatte, um Agnès zu bezahlen. Vermutlich hätte er trotzdem versucht, das Mädchen zum Kommen zu überreden, und sogar etwas aus dem Haus seines Vaters entwendet, um es zu entlohnen. Sie wollte ihm nicht noch mehr Ärger mit seinen Eltern bereiten, als er ihretwegen bereits hatte.
    »Es ist gut so. Ich möchte eine Weile allein sein«, entgegnete sie so gleichmütig wie möglich.
    »Hast du noch Vorräte?«
    Nun empfand Marie Pierres beharrliche Fürsorge sogar als ein wenig lästig. Warum musste er sie dauernd daran erinnern, dass sie bettelarm war, trotz der angeblich reichen Verwandtschaft, deren Namen sie nicht einmal kannte?
    »Es ist genug da«, log sie. »Außerdem kann ich im Garten Gemüse ausgraben.« Wie lange würde es dauernd, bis der Boden zufror? Sie wollte nicht daran denken. »Geh nach Hause Pierre«, sagte sie stattdessen. »Deine Mutter wartet sicher schon mit dem Essen auf dich. Lass mich eine Weile in Ruhe nachdenken, wie es mit mir weitergehen soll.«
    Als Pierre fort war, sah sie sich in dem großen Raum um. Guillaumes Geist schien sich dort niedergelassen zu haben, sie meinte ständig, seine kleinwüchsige Gestalt im Rücken zu spüren. Doch die Leere, die sich dort auftat, stach wie ein Messer in ihre Brust. Hastig begann Marie, endlich die Weinbecher wegzuräumen. Sie rollte das Fass wieder vor die Tür, um Regenwasser einfangen zu können, griff dann in den Sack, wo Körner für den Vogel aufbewahrt wurden, und füllte seine Futterschale.
    »Auf Dauer können wir hier nicht bleiben«, redete sie auf Cleopatra ein, die kurz aufkrächzte, um dann genüsslich Körner
zu knacken. »Ich kann nicht auf das Mitgefühl von Leuten hoffen, die mich nie besonders mochten. Selbst wenn der Pfarrer sich meiner annehmen sollte, ich müsste mich ihm dankbar unterordnen. Ich weiß nicht, wie lange ich das aushielte. Dürfte ich dich denn behalten? Du bist wertvoll, heißt es. Sie würden sicher erwarten, dass ich dich verkaufe. Aber dann wäre ich völlig allein.«
    Cleopatra fraß unbeeindruckt weiter. Marie setzte

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