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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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jungen Serieneinbrecher
und hatte sie speziell angefordert. Die junge Frau hatte wilde Haare, noch
wildere Tattoos, ein Piercing und war auch sonst ziemlich cool. Jedenfalls in
den Augen eines Vierzehnjährigen. Die Polizeikollegen, die sie begleiteten,
hielten sich dezent im Hintergrund.
    »Du kannst mit ihr
sprechen«, versprach Caroline.
    »Und meine Mutter?«
    »Sie haben einen Wagen
geschickt, um sie abzuholen. Ihr seht euch im Präsidium.«
    Dennis bewies, dass er
die falschen Dinge von seinem Stiefvater gelernt hatte. »Wenn Sie mich linken…«,
schleuderte er ihr entgegen. »Ich mach Sie tot. Sie und Ihre ganze Familie.«
    Caroline atmete tief
durch, als der Junge nach vielem Hin und Her eine Stunde später in das Auto
stieg. Sie hatte ihre Entscheidung längst gefällt. Rein rechtlich dürfte sie
vor Gericht weiter für ihren Mandanten auf unschuldig plädieren. Solange sie
nicht log oder ihren Mandanten anstiftete, aktiv zu lügen. Sie würde das Mandat
trotzdem niederlegen. Sie wusste, die Presse würde ein zweites Mal über sie
herfallen. Es war ihr egal.
     
    Am nächsten Morgen wachte
sie so erfrischt auf wie schon lange nicht mehr. Sie war befreit. Von Lenny
Fischer und von ihrem Verfolger. Beschwingt brach sie zu ihrer morgendlichen
Runde im Stadtpark auf. Die Nachrichten vermeldeten bereits die sensationelle
Wendung im Fall Lenny Fischer. »Die bekannte Kölner Strafverteidigerin Caroline
Seitz«, hörte sie, »hat noch in der Nacht das Mandat niedergelegt.«
    Caroline zog die
Stöpsel aus dem Ohr. Wie still es war, wenn einem niemand die Nachrichten des
Tages ins Ohr flüsterte. Caroline lauschte bewusst auf ihre Umgebung.
Vielleicht gelang es ihr ja, einen der Vögel zu identifizieren, die im Park den
neuen Tag begrüßten. Sie blieb stehen und beobachtete einen Vogel, der in einer
Baumkrone mit einem Artgenossen um das Revier stritt.
    »Das ist ein
Mauersegler«, sagte eine bekannte Stimme. »Mauersegler machen alles im Flug.
Alles.«
    Neben ihr tauchte
Steiner auf. Einfach so. Aus dem Nichts. Wie im Film. Ungerührt fuhr er mit
seiner zweiten ornithologischen Schulstunde fort, als wäre das das Wichtigste,
was man jetzt besprechen musste.
    »Am erstaunlichsten
sind die Kolibris«, erklärte er. »Die können rückwärts fliegen. Das ist sehr
praktisch, wenn mal was schiefgegangen ist. Dann kann man zurück, ohne das Ziel
aus den Augen zu verlieren.«
    »Was sind Sie?
Philosoph?«
    »Steuerfachmann«, gab
Steiner zu. »Leider sehr hartnäckig.«
    »Ist das Zufall?«,
fragte Caroline.
    Steiner schüttelte den
Kopf: »Seit Tagen checke ich alle Routen, die Sie möglicherweise morgens nehmen
könnten. Wenn Sie das Zufall nennen, von mir aus.«
    Er war rückhaltlos
offen, im Angriffsmodus. Wie immer. Caroline wusste nie genau, wie sie mit
Steiner umgehen sollte.
    »Trinken Sie einen
Kaffee mit mir?«, fragte er.
    »Sehe ich so aus, als
würde ich mit jedem mitgehen?«, beantwortete Caroline seine Frage mit einer
Gegenfrage.
    »Nein«, antwortete
Steiner. »Aber für mich machen Sie eine Ausnahme.«
    Caroline zögerte. Sie
hatte in den letzten Jahren jede Menge Mist gebaut. Aber man konnte nie wissen.
Vielleicht hatte Kiki recht mit ihrem chronischen Optimismus: Das Beste kam
noch. Morgen.

68
    Es hupte. Schrill und
durchdringend. Elvis, der so lautstarke Konkurrenz nicht gewohnt war,
beschwerte sich mit empörtem Krakeelen über die Störung. Kiki und Max eilten
auf den Hof. Sie waren da. Der erste Bus mit Kindern bremste auf der
Hauptstraße vor der Sandkrugschule. Das Gerüst war verschwunden, der Schuppen
erstrahlte in neuem Glanz, die Bäume in herbstlichem Rot. Es hatte noch ein
paar Monate gedauert, bis alles fertig war. Ende September war es endlich so
weit gewesen. Voller Überschwang umarmte Kiki den Jungen, der als Erster den
Bus verließ.
    »Willkommen in der
Sandkrugschule.«
    In der Gedankenwelt
eines Vierzehnjährigen fiel die Umarmung deutlich in die Kategorie
»ungewünschte Intimitäten«.
    »Muss das sein?«,
presste der Junge hervor.
    »Ich darf das«,
verkündete Kiki und herzte ihn gleich noch einmal. »Schließlich kenne ich dich
schon dein ganzes Leben lang.«
    Der Junge war Frido jr.
Er hatte für seinen Hackerangriff auf das Schulsystem Sozialstunden aufgebrummt
bekommen. So hatte Caroline das mit Krüger, dem Erzbischöflichen Gymnasium und
seinen Eltern abgesprochen. Frido jr. war als jugendlicher Betreuer der
Kindergruppe eingesetzt worden. Gemeinsam mit Dennis. Der dicke

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