Die Drachenperle (German Edition)
Aussicht auf einen Fluss, unten in einem Tal. Es war die Donn´aid, und die nächstgrößere Stadt hieß Errinshausen. Aber wir hatten Rossheim aus einem anderen Tor verlassen. Ich weiß nicht, wie ich dorthin finden sollte.“
Mirkat trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und druckste herum.
„Was hast du?“ fragte Darihd.
„Ich… ich habe eine Frage.“
Aidan nickte dem jungen Mann mit den schwarzen Locken aufmunternd zu.
„Ähm, ist es jetzt so, dass wir – also, ich meine… was ich fragen will…“
„Großer Gott, stottere nicht so rum.“ Darihd gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf.
Dann platzte Mirkat damit heraus: „Sind wir jetzt eure Sklaven?“
Taiki erstarrte und war völlig verblüfft. Dann brach er in schallendes Gelächter aus.
„Mirkat, du Idiot! Ich fasse es nicht! Nein, natürlich nicht. Wir haben euch alle aus der Sklaverei befreit. Dass dir das nicht klar ist? Hantok hat mir einen Wunsch erfüllt aus Dankbarkeit für sein Leben. Meine Güte, ihr wusstet das wahrscheinlich nicht? Er lag fast schon im Sterben, er war verwundet und vermutlich auch vergiftet. Ladici hatte ihm dies angetan. Sie haben sie zur Strafe in die Schlucht geworfen. Wir sind Heiler, Mirkat! Wir wurden gegen unseren Willen nach Rossheim gebracht. Um Hantok zu helfen. Wenn er uns unter den Händen weggestorben wäre, wären mein Vater und ich jetzt auch tot.“
„Herr Aidan ist dein Vater? Dein leiblicher Vater?“ rief Arik aus.
„Ja, das bin ich. Aber bitte, sage nicht Herr Aidan , nur Aidan. Ich stehe nicht über dir oder einem anderen Menschen, wir alle sind auf einer Ebene. Taiki kann euch unterwegs seine ganze erstaunliche Geschichte erzählen. Aber nun müssen wir uns darüber klar werden, welche Richtung wir einschlagen wollen. Wir müssen bald ein Dorf oder gar eine Stadt finden. Es ist ein weiter Weg nach Sonnenbühlheim.“
Nona begann wild zu gestikulieren. Am Horizont zeigte sich eine Staubwolke. Bald schon konnten sie alle erkennen, dass eine Gruppe von Reitern auf sie zukam. Hatten die Beutereiter sich etwa einen grausamen Scherz mit ihnen erlaubt und holten sie nun zurück?
„Was sollen wir tun?“ Darihd legte schützend seinen Arm um Nona. Mirkat baute sich vor Mali und Arik auf und schaute sich nach einem Gegenstand um, den er als Waffe benutzen könnte.
„Nichts. Wir können nichts tun , “ sagten Arik und Aidan wie aus einem Mund.
Wenig später schon erreichten die Reiter das Lager. Es waren die Soldaten aus Neusalzhausen! Der Kommandant des Suchtrupps erkannte sofort die Heiler an der Beschreibung, die Ratsherr Ulf ihm gegeben hatte.
„Ich bin Atarius, Kommandant der Stadtwache von Neusalzhausen. Ich bedaure zutiefst, dass wir erst jetzt Euch finden. Wir wurden gleich am Tag nach Eurer Entführung ausgesandt. Ihr seid doch Opfer einer Entführung geworden, oder? Die Spuren in der Nähe von Biberborn sagten das aus. Wir fanden auch eine Leiche. Ulf hat sie identifiziert. Es war der angebliche Bote des Waffenschmiedes. Wir haben nach drei Tagen in der Steppe die Spur verloren, aber ein Fallensteller, der uns über den Weg lief, hatte euch von weitem gesehen und konnte uns die Richtung weisen.“
„Allerdings. Beutereiter aus Rossheim hatten uns nach der Wegkreuzung in ihre Gewalt gebracht. Sie haben uns gestern wieder gehen lassen. Und nicht nur uns beide, wie Ihr seht.“
„Ja, das verkompliziert das Ganze. Aber seid unbesorgt. Ich regle das. Wir bringen Euch alle wohlbehalten in Sicherheit.“
Atarius schickte einen Boten nach Neusalzhausen zum Ratsherrn Ulf, um Meldung zu erstatten. Einen weiteren ortskundigen Mann sandte er aus in die nächstgelegene Ortschaft, um eine Pferdekarre zu besorgen, die fünf Personen fasste. Und so kam es, dass sie alle wohlbehalten unter dem Schutz einer Eskorte nach geraumer Zeit Sonnenbühlheim erreichten. Es war höchste Zeit, denn der November, der bei den Beutereitern Grauer Monat hieß, brachte den ersten Schnee.
Kapitel 9: Horizont
Sie hatten eng zusammenrücken müssen in diesem Winter. Fünf weitere Erwachsene unterzubringen, und auch noch Josayah und Frido – das war eine echte logistische Herausforderung gewesen. Außerdem mussten die Nahrungsvorräte gestreckt werden. Die neuen Mitbewohner waren alles in allem eine Bereicherung für die Gemeinschaft. Arik hatte es sich nicht nehmen lassen, den Lernfähigen
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