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Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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wagen, in ihrer Gegenwart zu erklären, daß sie nichts weiter waren als lästige kleine Schoßtiere!
    »Je schlimmer der Sturm, desto mehr Treibholz spült er an Land!« hatte ihre Mutter immer gesagt, wenn die Flotte nicht auslaufen konnte und ihr Vater schlechtgelaunt durch die Burg stapfte.



Wenn sie die Flöte nicht so dringend gebraucht hätte und wenn die Mädchen nicht so boshaft gewesen wären, nun, dann hätte sie wohl nie entdeckt, wie klug ihre Feuerechsen sein konnten!
    So traf sie leichten Herzens bei Meister Jerint ein. Die Werkstatt war wider Erwarten leer. Nur der Meister saß an seinem Arbeitstisch, über einen großen Schraubstock gebeugt. Sie sah, daß er sorgfältig Furnier an einen Harfenrahmen leimte, und so wartete sie eben. Und wartete und wartete, bis sie gelangweilt seufzte.
    »Wie? Ach, das Mädchen! Und wo warst du so lange? Ich verstehe, du wolltest mich nicht stören. Hast du deine Flöte mitgebracht?« Er streckte die Hand aus, und sie reichte ihm das Instrument.
    Sie war ein wenig verwirrt über die Gründlichkeit, mit der Meister Jerint das Ding untersuchte. Er wog die Panflöte in der Hand und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den geflochtenen Strandhafer, mit dem sie die einzelnen Pfeifen verbunden hatte; dann fuhr er mit einem Werkzeug in Mundansatz und Fingerlöcher. Er murmelte etwas, trug das Instrument an ein Fenster und drehte es in der Nachmittagssonne hin und her. Nachdem er ihr einen fragenden Blick zugeworfen hatte, setzte er die Flöte an die Lippen und blies hinein. Der klare, reine Ton schien ihn zu verblüffen. Er zog die Brauen hoch.
    »Meeresried? Warum nicht Süßwasser?«
    »Teichried, aber eingeweicht in Brackwasser.«
    »Und wie hast du den dunklen Glanz erzielt?«
    »Mit einem Gemisch aus Fischtran und Seegräsern, das ich noch warm in das Holz rieb …«
    »Läßt die Oberfläche beinahe purpurn schimmern. Könntest du die Mixtur noch einmal herstellen?«
    »Ich denke schon.«
    »Besondere Arten von Gräsern? Oder Fisch?«
    »Stachelschwanz …«
    Und unwillkürlich schüttelte sich Menolly. Sie haßte diesen Fisch, dem sie ihre Narbe verdankte. »Und Tümpelgräser – die Sorte, die eher auf sandigem Boden als auf Fels gedeiht.«
    »Sehr gut.«
    Er gab ihr die Panflöte zurück und winkte sie an einen anderen Tisch, wo Trommelreifen und Häute in verschiedenen Größen ausgelegt waren, dazu eine Spule mit der gefetteten Schnur, die man benötigte, um Trommelhäute am Rahmen zu befestigen.
    »Kannst du eine Trommel bauen?«
    »Ich kann es versuchen.«
    Er zog die Nase kraus, nicht abwertend, sondern eher nachdenklich, und gab ihr durch eine Geste zu verstehen, daß sie anfangen könne. Er selbst wandte sich wieder seiner Harfe zu. Menolly war sich im klaren darüber, daß sie von Meister Jerint zum zweitenmal geprüft wurde, und so untersuchte sie jeden der neun Trommelreifen sorgfältig nach verborgenen Sprüngen sowie nach der Trockenheit und Härte des Holzes. Nur einen fand sie der Mühe wert, und auch hier würde die fertige Trommel ein straffes, eher hart klingendes Instrument sein. Sie dagegen liebte Trommeln mit tiefen, vollen Schlägen, welche die Männerstimmen im Chor übertönten und sie im Rhythmus hielten. Dann fiel ihr ein, daß sie sich hier bestimmt nicht darum bemühen mußte, Sängern den richtigen Rhythmus beizubringen. Sie machte sich an die Arbeit und befestigte die Metallklammern für die Haut am Reifenrand. Die meisten Häute waren gut gegerbt und gedehnt, so daß es vor allem darum ging, eine zu nehmen, welche die richtige Größe hatte und dünn genug für ihren Rahmen war. Sie weichte die geeignete Haut in einem Bottich ein und knetete sie durch, bis sie geschmeidig war und sich über den Rahmen spannen ließ. Vorsichtig schnitt sie Löcher und spießte die Haut symmetrisch an die Klammern, denn wenn sie ungleichmäßig gespannt wurde, gab es Vibrationen am Rand und dumpfe Klänge in der Mitte. Erst als sie sicher war, daß alles stimmte, brachte sie die Kordel an, zwei Finger vom Rand entfernt.
    »Du verstehst dein Handwerk, was?«
    Sie zuckte zusammen, als sie Meister Jerints Stimme dicht neben sich hörte. Er lächelte ihr zu. Wie lange mochte er schon dagestanden und sie beobachtet haben? Er nahm die Trommel, begutachtete sie lange und pfiff dabei leise vor sich hin. Menolly konnte seiner Miene nicht entnehmen, ob er zufrieden mit der Arbeit war oder nicht.
    Dann legte er das Werkstück vorsichtig auf eines der oberen

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