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Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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nach innen ging, denn so konnte er nicht sehen, daß sie quer über den großen Hof wanderte, um ihre Flöte zu holen; aber es gab keine andere Möglichkeit, wenn sie das Instrument Meister Jerint zeigen sollte. Und den Mut, noch einen Harfner zu verärgern, hatte sie nicht.
    Die Tür zur Pension war angelehnt, als sie ankam, aber Menolly hörte deutlich die erhobenen Stimmen von drinnen.
    »Sie ist ein Lehrling« , rief Pona mit schriller, streitsüchtiger Stimme. »Er hat gesagt, daß sie ein Lehrling ist! Sie gehört nicht zu uns. Wir sind keine Lehrlinge. Wir haben auf unseren Rang zu achten. Soll sie doch hingehen, wo sie hingehört – zu den Lehrlingen!«
    Bosheit und Haß schwangen in Ponas Tonfall mit.
    Menolly trat zitternd zur Seite. Sie lehnte sich an die Hauswand und wünschte, sie wäre irgendwo, nur nicht hier. Prinzessin zirpte ihr fragend ins Ohr und stupste dann mit dem Köpfchen gegen ihre Wange.
    Eines stand fest: Menolly wollte auf gar keinen Fall in die Pension gehen, um ihre Flöte zu holen. Aber was geschah, wenn sie ohne das Instrument bei Meister Jerint auftauchte? Sie konnte einfach nicht nach drinnen. Nicht jetzt. Die Echsen umkreisten sie, ihres gewohnten Landeplatzes beraubt, da jemand die Läden von Menollys Fenster geschlossen hatte. Am liebsten hätte sie die neun Winzlinge in einen großen Drachen verwandelt, der sie zurück zu ihrer Höhle am Strand trug. Sie gehörte dorthin, wo sie sich selbst eine Heimat geschaffen hatte.
    Was sollte sie in der Gildehalle? Oder gar in dieser Pension? Sie gehörte weder zu den Gastschülerinnen noch zu den Lehrlingen. Das hatte Ranly beim Essen deutlich genug zum Ausdruck gebracht.
    Und Meister Morshal wollte nicht, daß sich ein Mädchen »einbildete«, das Harfner-Handwerk zu erlernen. Meister Domick hatte sich zwar bereit erklärt, sie zu unterrichten, aber auch er war alles andere als begeistert von ihrer Anwesenheit. Sie hatte gut gespielt, trotz ihrer verletzten Hand. Dessen war sie sicher.
    Und sie spielte Klassen besser als die Mädchen. Das konnte sie ohne falsche Bescheidenheit sagen.
    Wenn ihr einziger Nutzen in der Gildehalle darin bestehen sollte, Leute zu Schein-Matrosen auszubilden oder Feuerechsen-Eier zu hüten, dann konnte sie auch gehen. Das schaffte jeder andere genausogut.
    Sie hatte mehr Leute verärgert als Freunde gewonnen, und die wenigen Freunde waren eher an den Echsen als an ihr interessiert. Sie überlegte kurz, welchen Empfang man ihr wohl bereitet hätte, wenn sie ohne die Feuerechsen oder die beiden Eier angekommen wäre. Dann hätte es keine Feuerechsen-Ballade gegeben. Und Meister Robinton hätte sich nicht bei ihr entschuldigt, weil er ihre Melodie ein wenig verändert hatte. Der Meisterharfner von Pern hatte sich bei ihr, Menolly aus der Halbkreis-Bucht, entschuldigt! Und er hatte gesagt, daß er Lieder wie die ihren brauchte! Menolly holte tief Atem.
    Immerhin gab es Musik in der Harfnerhalle, und das war schon etwas. Möglich, daß Mädchen das Harfner-Handwerk nicht erlernen konnten, aber wer sagte, daß Mädchen keine Balladen schreiben und Stücke komponieren durften? Das war vielleicht auch keine schlechte Zukunft.
    Träum nicht, Menolly! schalt sie sich. Überleg lieber, was du zu Meister Jerint sagst, wenn du ohne deine Flöte auftauchst! Er wirkte zwar geistesabwesend, aber sie bezweifelte, daß er es war. Das Instrument lag in ihrem Zimmer, auf dem kleinen Schrank, und nichts, nicht einmal Gehorsam oder Liebe zum Meisterharfner, konnte sie zwingen, die Pension zu betreten, solange diese Mädchen über sie herzogen.
    Prinzessin flatterte von ihrer Schulter auf, rief gebieterisch die anderen Echsen zu sich, und plötzlich waren alle im Dazwischen verschwunden. Menolly löste sich von der Wand und ging langsam zurück zur Harfnerhalle. Ihr würde schon noch eine Entschuldigung einfallen.
    Der Feuerechsen-Schwarm tauchte unvermittelt über ihr aus dem Nichts. Die Tiere kreischten so schrill, daß sie erschrocken aufschaute. Sie flogen in einem dichten Knäuel, eine völlig ungewohnte Formation, und stoben plötzlich auseinander. Etwas fiel zu Boden. Mechanisch streckte sie die Hände aus und fing die Panflöte auf.
    »Ihr seid meine Retter! Ich wußte gar nicht, daß ihr so etwas schafft!«
    Sie drückte die Flöte begeistert an sich, und wenn die steifen Füße sie nicht daran gehindert hätten, wäre sie vor Freude über den Hof getanzt. Wie schlau ihre kleinen Freunde waren! In Zukunft sollte nur einer

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