Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger
»Das hier ist ein Fest und kein …«
Benis war ebenfalls flink auf den Beinen. Er wirbelte herum, packte Menollys linken Arm und drehte ihn nach hinten. Mit einem Triumphschrei faßte Pona nach der Gürteltasche mit dem Geld. Piemur lief Menolly zu Hilfe. Er trat Benis gegen das Schienbein und riß Pona an den Haaren.
Menolly schüttelte ihren Widersacher ab; sie hatte bei der jahrelangen Arbeit an den schweren Fischernetzen mehr Kraft entwickelt als der blasse Jüngling. »Überlaß Pona mir!« rief sie Piemur zu und winkte ihn zur Seite.
»Benis, rette mich!« kreischte Pona und wollte zu dem jungen Baron laufen, aber Piemur hielt sie noch am Zopf fest.
Benis versetzte dem Kleinen einen Tritt, der ihn stürzen ließ, und stieß dem am Boden Liegenden hart den Schuh zwischen die Rippen.
»Laß den Jungen in Ruhe!« Menolly vergaß ihren Streit mit Pona und warf sich auf Benis. Sie ballte die Hand zur Faust und schlug sie dem Baron mit aller Kraft ins Gesicht. Der stolperte mit einem Schmerzensschrei zurück. Einer der anderen vornehmen jungen Männer wollte sich auf Menolly stürzen, aber Audiva umklammerte seinen Arm.
»Viderian! Menolly ist die Tochter des See-Barons! Hilf uns doch!«
Verblüfft schaute der junge Mann in die Runde und stellte sich dann Benis in den Weg, der von neuem Piemur angreifen wollte. Dem kleinen Lehrling lief Blut aus der Nase.
Im nächsten Moment war die Luft erfüllt von kratzenden, flügelschlagenden Feuerechsen. Piemur schrie, daß es Benis noch leid tun würde, einen Lehrling des Meisterharfners angegriffen zu haben; Camo glaubte seine geliebten Echsen in Gefahr und hieb ohne Unterschied auf Freund und Feind ein. Menolly erhielt einen schmerzhaften Schlag gegen das Ohr, als sie versuchte, den Rasenden zurückzuhalten.
»Beim Ei! Der blöde Küchenknecht!«
»Los, rennt weg!«
»Packt sie!«
»Ich hab' sie, Menolly!«
Die Feuerechsen dagegen kannten Feind und Freund genau auseinander. Sie stürzten sich auf Pona, Briala, Amania und ihre Galane. Menolly bemühte sich verzweifelt, ihre Schar zur Vernunft zu bringen. Die Mädchen und ihre Begleiter ergriffen die Flucht vor den wilden Luftangriffen.
»Herrscht hier endlich Ruhe!«
Die Stimme dröhnte so gewaltig, daß sie Kreischen, Heulen und Kampfgeschrei übertönte, und sie klang so streng, daß alle auf der Stelle gehorchten. »Los, haltet Camo fest! Gießt ihm einen Eimer Wasser über den Kopf, damit er sich beruhigt!
Hilf mit, Gerber! Menolly, bring deine Feuerechsen zur Vernunft! So ein Krawall auf einem Fest!«
Der Harfner trat in die Mitte des Getümmels, riß einen Pflegling vom Boden hoch, stieß eines der Mädchen in die Arme der Zuschauer, welche die Kämpfer in einem dichten Kreis umstanden, und half dem blutenden Piemur beim Aufstehen.
Das Eingreifen Robintons wurde beeinträchtigt von dem erschrockenen Kreischen der kleinen Bronze-Echse, die sich an seinem linken Arm festkrallte, aber es bestand kein Zweifel am Zorn des Meisterharfners. Stille breitete sich aus, nur unterbrochen von Ponas und Brialas Schluchzen.
»So«, sagte Robinton mit blitzenden Augen. »Was hat es hier gegeben?«
»Sie hat an allem schuld!« Pona wankte einen Schritt auf Meister Robinton zu und deutete mit spitzem Zeigefinger auf Menolly. Lange Kratzer liefen ihr über die Wangen, ihr Schleier war zerfetzt und ihr kunstvoll geflochtenes Haar aufgelöst. »Dauernd macht sie Schwierigkeiten …«
»Meister, das stimmt nicht«, warf Piemur entrüstet ein. »Menolly und ich suchten eben einen Gürtel aus, als Pona …«
»Der kleine Gauner da hat mir ein Bein gestellt, als wir ahnungslos vorbeigingen, und plötzlich griffen uns diese gefährlichen Bestien an. Nicht zum erstenmal übrigens! Dafür habe ich Zeugen!«
»Baronesse«, begann er sehr ruhig. »Sie sind im Moment nicht in der Lage, objektiv zu urteilen. Briala, bringen Sie Ihre Freundin zurück in Duncas Pension. Das Fest scheint zu aufregend für ihr zartes Gemüt gewesen zu sein. Amania, vielleicht sollten Sie Briala helfen.« Wenngleich der Harfner Besorgnis über ihren Zustand äußerte, entging doch keinem der Umstehenden, daß er in Wirklichkeit die drei Mädchen scharf tadelte.
Dann wandte er sich den jungen Männern von der Burg zu. Benis hatte eine blaues Auge, das allmählich zuschwoll, und ein übel zerkratztes Gesicht. Unter dem strengen Blick des Meisterharfners versuchte er den Staub aus seinen Kleidern zu klopfen. Die anderen Begleiter der Mädchen hatten
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