Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger
Haltung angenommen, als plötzlich Robinton in ihrer Mitte auftauchte.
»Baron Benis?«
»Ja, Meisterharfner?« Der Blick des jungen Mannes blieb gesenkt.
»Wie schön, daß Sie meinen Rang kennen«, meinte Robinton mit einem dünnen Lächeln.
Menolly hatte inzwischen Prinzessin und Rocky besänftigt, die sich nicht wie die anderen Echsen fortschicken ließen. Sie schaute überrascht auf, als sie den strengen Tonfall des Meisterharfners vernahm.
Einer der Burgpfleglinge stieß Benis in die Rippen, und der junge Mann fuhr ärgerlich herum.
»Ich nehme an, daß Sie alle für den Rest des Tages beschäftigt sind«, fuhr der Meisterharfner fort.
»Beschäftigt? An einem Festtag … äh … Meister?«
»Sie scheinen ein wenig spät zu merken, daß heute ein Festtag ist. Ich rechne damit, daß Sie sich in die Burg begeben und dort Ihre Verletzungen pflegen. Oder wäre Ihnen ein Hinweis an Baron Groghe lieber?«
Die jungen Männer schüttelten heftig die Köpfe.
Dann gab er den Gaffern mit einem Wink zu verstehen, daß sie weitergehen sollten, und kümmerte sich um Camo. Der wurde immer noch von drei kräftigen Gesellen festgehalten und jammerte, weil er seine schönen Kleinen in Gefahr glaubte.
»Den Echsen geht es gut, Camo. Siehst du? Menolly hat ihre kleinen Echsen wieder. Den Echsen geht es gut.« Der Harfner sprach beruhigend auf den erregten Mann ein, und Menolly hielt ihm Prinzessin und Rocky entgegen.
»Schöne Kleine gut?«
»Ja, Camo. Brudegan, wer ist sonst noch in der Nähe?« fragte Robinton seinen Gesellen. Ein paar andere junge Harfner meldeten sich. »Bringt Camo zurück in die Halle«, befahl er und drückte Brudegan eine Marke in die Hand. »Und kauft ihm unterwegs noch ein paar Kuchen. Die hat er sich verdient.«
Die Menschenmenge verlief sich. Der Meisterharfner streichelte seine Echse und wandte sich dann der kleinen Gruppe zu, die übriggeblieben war. Er winkte alle an einen freien Platz hinter den Ständen.
»Und nun erzählt mir einmal in Ruhe, was vorgefallen ist«, begann er, aber seine Stimme klang längst nicht mehr so eisig wie zuvor.
»Es war nicht Menollys Schuld!« sagte Piemur und stieß Audiva beiseite, die ihm das Blut von der Nase wischen wollte. »Wir schauten uns gerade Gürtel an …« Seine Blicke suchten Bestätigung beim Gerber.
»Ich weiß zwar nichts von Gürteln, Meister Robinton«, sagte der, »aber die beiden lieferten keinerlei Anlaß zu Klagen. Plötzlich näherte sich die blonde junge Dame, Baronin Pona, und versuchte ihren Rang gegen das Harfnermädchen auszuspielen. Machte eine häßliche Andeutung, daß Ihr Lehrling Geld gestohlen habe …«
Ein bestürzter Ausdruck huschte über die Züge des Harfners. »Du hast doch nicht etwa deine Zweiermarke bei dem Durcheinander verloren, Menolly?« Er schaute sich suchend auf dem zertrampelten Boden um. »Ich habe nämlich nicht viele davon.«
Menolly hielt das Streitobjekt feierlich in die Höhe.
»Ein Glück«, lächelte der Harfner und bat den Gerber, mit seinem Bericht fortzufahren.
»Dann ergriff das Mädchen da …« – der Geselle nickte zu Audiva hin – »Menollys Partei, ebenso der junge See-Baron, der sie begleitete. Ich glaube, die Gemüter hätten sich beruhigt, wenn nicht plötzlich Camo und die Echsen dazwischengefahren wären. Gehören die alle ihr?« Und er wies mit dem Daumen auf Menolly.
»Ja«, entgegnete der Harfner, »eine Tatsache, die man im Auge behalten sollte. Die Tiere merken offenbar, wenn ihre Herrin in Bedrängnis ist.«
»Ich habe sie nicht zu Hilfe gerufen, Meister«, versicherte Menolly, die endlich ihre Stimme wiederfand.
»Das war bestimmt nicht notwendig.« Robinton legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Meister Robinton«, sprudelte Audiva hervor. »Pona haßt Menolly, obwohl sie gar keinen Grund dazu hat.«
»Danke, Audiva, mir waren ihre Ränke auch schon aufgefallen.« Der Harfner verbeugte sich leicht vor ihr. »In Zukunft wird Baronin Pona weder Sie, Audiva, noch dich, Menolly, belästigen.« Seine Stimme war mit einemmal hart wie Stahl. »Und vielen Dank, Baron Viderian, daß Sie Loyalität gegenüber der Halbkreis-Bucht bewiesen haben. Ich hoffe, daß sich irgendwann die Kluft zwischen Land- und Seeburgen überbrücken läßt.«
»Mein Vater teilt Ihre Hoffnung, Meister Robinton. Deshalb hat er mich zur Ausbildung nach Fort geschickt.« Der junge Mann verneigte sich vor dem Meisterharfner. Doch im nächsten Moment erstarrte seine Miene, und er
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