Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
ich nur…«
»O nein, kommt nicht in Frage, Fandarel!« rief Lessa erschrocken und nahm ihm das kostbare Relikt wieder ab. »Es gab in dem freigelegten Haus genug Splitter und Scherben von diesem Material. Mit denen dürfen Sie herumexperimentieren!«
»Splitter und Scherben!« seufzte der Harfner. »Ist das alles, was uns die Alten hinterließen?«
»Wir stehen doch erst am Anfang, Freund«, sagte Nicat, dessen Begeisterung ungebrochen geblieben war. »Und ich glaube, wir können sogar aus den Scherben unserer Vorfahren lernen. Ich schlage vor, daß wir die Ausgrabungen systematisch fortführen. Vielleicht gab es gute Gründe für die Reihen-Struktur der Siedlung. Vielleicht gehörte jedes Quadrat einer anderen Gilde oder…«
»Sind Sie auch wie Toric der Meinung, daß unsere Vorfahren ihre gesamte Habe mitnahmen?« fragte F’lar.
»Nein!« Nicat hob abwehrend die Hand. »Das Bett beispielsweise brauchten sie nicht, weil sie wußten, daß sie auch anderswo Holz finden und einen neuen Raum bauen konnten. Ich bin überzeugt davon, daß es noch mehr Dinge dieser Art gab, die für sie vielleicht unwichtig waren, uns aber manche Ungereimtheit in den alten Schriften erklären könnten. Die Siedlung ist sehr groß. Irgendwo stoßen wir bestimmt auf Spuren.«
»Sie müssen gewaltige Lasten aus diesen Häusern geschleppt haben«, murmelte Fandarel. Das Kinn war ihm auf die Brust gesunken, und er schien angestrengt nachzudenken. »Wohin brachten sie all das Zeug? Doch sicher nicht gleich in den Norden, um in Fort ein neues Leben anzufangen?«
»Ja – wohin begaben sie sich?« fragte F’lar. »Das bleibt ein großes Rätsel.«
»Die Bilder der Echsen deuten darauf hin, daß sie zum Meer liefen«, meinte Jaxom.
»Aber das Meer bot keine Sicherheit«, widersprach Menolly. »Das Meer nicht«, sagte F’lar langsam. »Doch es liegt eine Menge Land zwischen dem Hochplateau und dem Meer.« Er starrte Jaxom einen Moment lang an. »Glaubst du, Ruth kann von den Feuer-Echsen erfragen, wohin die Flüchtlinge zogen?«
»Heißt das etwa, daß ich die Ausgrabungen am Hochplateau nicht weiterführen soll?« erkundigte sich Nicat verärgert.
»O doch, warum nicht – falls Sie genug Leute zur Verfügung haben…«
»Mehr als genug!« entgegnete Nicat grimmig. »Bei drei Bergwerken, die kein Erz mehr hergeben…«
»Wollten Sie nicht die Stollen erkunden, die Toric in den Westbergen entdeckt hat?«
»Wir haben sie bereits untersucht, das stimmt, aber bis jetzt gelang es uns nicht, von Toric die Schürfrechte zu erlangen.«
»Von Toric? Besitzt er denn dieses Land? Es liegt weit im Südosten, eine gewaltige Strecke von seinen Ländereien entfernt.« F’lar warf dem Bergwerksmeister einen aufmerksamen Blick zu.
»Es war immerhin eine Forschergruppe von Torics Burg, die diese Stollen entdeckte.« Nicats Blicke wanderten zwischen F’lar und dem Meisterharfner hin und her.
»Ich sagte dir doch, daß mein Bruder ehrgeizig ist!« flüsterte Sharra Jaxom zu.
»Eine Forschergruppe?« F’lar schien sich zu entspannen. »Die gibt ihm noch lange kein Besitzrecht. Sämtliche Bergwerke von Pern fallen unter Ihre Zuständigkeit, Meister Nicat, und Benden wird Ihre Ansprüche voll unterstützen. Ich muß mich morgen einmal ernsthaft mit Toric unterhalten.«
»Höchste Zeit«, murmelte Lessa und erhob sich.
»Ich hatte gehofft, daß Sie hinter meiner Gilde stehen würden, Weyrführer!« Der Bergwerksmeister verbeugte sich.
Bald darauf verabschiedeten sich die Drachenreiter. N’ton versprach, Meister Nicat nach Crom zu bringen und ihn am nächsten Tag dort wieder abzuholen. Meister Fandarel übernachtete in Robintons Haus. Piemur und Menolly wollten noch Dummkopf suchen und ihn füttern, und so blieben Jaxom und Sharra allein am Feuer zurück.
»Dein Bruder kann doch nicht den ganzen Südwesten für sich beanspruchen«, meinte Jaxom, sobald die anderen sich zurückgezogen hatten. »Wie will er so ein Riesengebiet verwalten?«
»Nun, vielleicht nicht den ganzen Südwesten, aber doch ein möglichst großes Stück.« Sharra lachte. »Ich glaube nicht, daß ich einen Verrat begehe, wenn ich dir das erzähle. Du besitzt selbst eine Burg und die dazugehörigen Ländereien und brauchst kein Land im Süden, oder?« Sie warf ihm einen scharfen Blick zu.
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »So sehr ich unsere Bucht hier liebe, besitzen möchte ich sie nicht. Heute vormittag auf dem Hochplateau habe ich mich nach einer Brise von Ruathas
Weitere Kostenlose Bücher