Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Bergen und einem Bad in meinem kühlen Gebirgssee gesehnt. Ruth und ich bringen dich einmal dorthin – es ist ein herrlicher Fleck, den nur ein Drache erreichen kann.« Er nahm einen flachen Stein und ließ ihn über die Wellenkämme hüpfen. »Nein, ich brauche keine Ländereien im Süden, Sharra. Ich bin auf Ruatha geboren und aufgewachsen. Lessa hat mich übrigens heute nachmittag versteckt daran erinnert. Sie rief mir die Umstände meiner Geburt ins Gedächtnis. Weißt du eigentlich, daß ihr leiblicher Sohn F’lessan mehr Ruatha-Blut in den Adern hat als ich?«
»Aber er ist Drachenreiter.«
»Ja – auf Lessas Wunsch im Weyr aufgewachsen, damit ich der unbestrittene Herr von Ruatha bleiben konnte. Ich glaube, allmählich wird es Zeit, daß ich mich auf meine Pflichten besinne.«
»Jaxom?« fragte Sharra mißtrauisch. »Hast du etwas Bestimmtes vor?«
Er nahm ihre Hände und schaute ihr einen Moment lang ernst in die Augen. »Ich muß mich um die Burg-Angelegenheiten kümmern, damit mir dein Bruder keine Vorwürfe machen kann.«
»Aber du und Ruth – ihr werdet hier gebraucht! Ruth ist der einzige Drache, der mit den Feuer-Echsen umgehen kann.«
»Und mit Ruths Unterstützung kann ich der Burg und dem Weyr dienen – du wirst schon sehen!« Er wollte sie an sich ziehen, aber sie wandte sich ab und wies über seine Schultern. In ihren Zügen spiegelten sich Ärger und Empörung. »Was ist denn los, Sharra? Was habe ich nun wieder verbrochen?«
Sie deutete auf einen Baum am Waldsaum, in dem zwei Feuer-Echsen kauerten. »Die gehören Toric. Er läßt mich beobachten. Uns!«
»Großartig! Dann soll er nicht im Zweifel über meine Absichten bleiben!« Er küßte sie, bis ihre Abwehr nachließ und sie sich an ihn schmiegte. »Ich würde ihm am liebsten noch mehr zeigen, aber heute abend muß ich leider nach Ruatha.« Er streifte mit raschen Bewegungen seine Reitsachen über und rief Ruth zu sich. »Morgen früh bin ich wieder hier, Sharra. Könntest du das den anderen ausrichten?«
Müssen wir fort? fragte Ruth, während er sich niederbeugte, um Jaxom beim Aufsteigen zu helfen.
»Wir kommen bald zurück, Ruth.« Jaxom winkte Sharra zu, die ein wenig verloren im Dunkel stand und ihm nachstarrte.
Sein plötzlicher Drang, nach Ruatha zurückzukehren und die Formalitäten einzuleiten, die ihn als Herrscher von Ruatha bestätigten, war nicht nur die Folge von Torics Anspielungen. Er hatte seit geraumer Zeit ein schlechtes Gewissen, wenn er an Ruatha dachte, und Lessas wehmütiger Rückblick hatte dieses Gefühl nicht verstärkt. Außerdem war ihm der Gedanke gekommen, daß ein Mann von Lytols Umsicht und Erfahrung hier oben am Hochplateau eine wunderbare neue Aufgabe finden konnte.
Er gab Ruth die Koordinaten seines Geburtsortes. Die klirrende Kälte im Dazwischen wich einer klammen Nässe, sobald sie über Ruatha auftauchten. Der Himmel war bleigrau, und dünne Schneeflocken sanken zu Boden. In den Südostnischen des Innenhofes hatte sich eine wässerige weiße Schicht gebildet.
Früher mochte ich Schnee sehr gern, meinte Ruth, als wolle er sich selbst Mut zusprechen.
Wilth begrüßte sie mit einem erstaunten Trompetenstoß. Gleich darauf wirbelten die Feuer-Echsen der Burg herbei und kreischten aufgeregt.
»Wir bleiben nicht lange, mein Freund«, beruhigte Jaxom den Drachen. Er fröstelte trotz seiner dicken Wherlederjacke. An den Winter in Ruatha hatte er überhaupt nicht gedacht.
Ruth landete im Hof, und im gleichen Moment kamen Lytol, Finder und Brand die Treppe heruntergestürzt.
»Ist etwas vorgefallen, Jaxom?« fragte Lytol besorgt.
»Aber nein, überhaupt nichts, Lytol. Wäre es möglich, daß der Weyr geheizt wird? Ich vergaß die kalte Jahreszeit. Ruth friert ganz erbärmlich.«
»Sofort«, rief Brand. Er lief über den Hof zum Küchentrakt und befahl den Mägden, Kohlebecken in Jaxoms Räume zu schaffen, während Lytol und Finder den Besucher die Stufen hinaufgeleiteten. Ruth folgte dem Verwalter.
»Du wirst dich noch erkälten, wenn du so unvermittelt von einer Klimazone in die andere wechselst«, meinte Lytol besorgt. »Warum hast du nicht vorher Kontakt mit mir aufgenommen? Und was führt dich so plötzlich hierher?«
»Wird es nicht höchste Zeit, daß ich heimkehre?« fragte Jaxom. Er ging mit langen Schritten zum Kamin, streifte die Reithandschuhe ab und hielt die erstarrten Finger über die Flammen. »Genau an dieser Stelle…«, murmelte er.
»Was meinst du?« fragte Lytol,
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