Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
»Aber ausgerechnet Sie… nun ja!« Mit einemmal begann Toric zu grinsen. Er sah die Weyrführer und Meister Robinton an, warf den Kopf zurück und lachte schallend los. »Wenn Sie wüßten, junger Mann! Welche Pläne Sie kaputtgemacht haben…!« Er wandte sich anklagend an die anderen. »War Ihnen bekannt, daß er…?«
»Wir ahnten es«, gab Robinton zu.
»Brekke und ich wußten Bescheid«, erklärte Sharra. »Aber nur, weil Jaxom sich in seinen Fieberträumen verriet.« Sie schaute ihren Bruder stolz an.
»Aber darum geht es im Moment nicht«, fuhr Jaxom fort. »Die Frage ist, ob ich Ihre Einwilligung erhalte, Sharra zur Herrin von Ruatha zu machen!«
»Ich glaube nicht, daß ich Sie daran hindern kann.« Toric deutete achselzuckend auf die Weyrführer und ihre Drachen.
»Allerdings«, meinte F’lar. »Denn was Jaxom über Ruths Fähigkeiten gesagt hat, stimmt in der Tat. Drachenreiter sollte man nicht unterschätzen, Toric.« Dann lächelte er und setzte hinzu: »Ganz besonders nicht Drachenreiter aus dem Norden.«
»Ich werde es mir merken.« Toric hatte seine kühle Selbstsicherheit wiedergefunden. »Hatten wir nicht, ehe diese stürmischen jungen Leute uns unterbrachen, über die künftigen Grenzen meines Besitzes gesprochen?«
Er kehrte Jaxom und Sharra den Rücken zu und ging mit den anderen zurück in ihren provisorischen Beratungsraum.
Nachwort
Frühling herrschte im Norden von Pern. Sobald die schlimmsten Schäden des Winters beseitigt und die ersten Felder bestellt waren, hatte auf Ruatha eine große Geschäftigkeit eingesetzt, mit dem Ziel, die alte Burganlage wieder auf Hochglanz zu bringen.
Die Mauern Ruathas strahlten, das Pflaster der Innenhöfe war frisch verfugt, und Banner flatterten aus allen Fenstern, während im Großen Saal farbenprächtige Blumenbuketts prangten. In der Nacht hatte man Lianen aus dem Süden eingeflogen, um die Feuerhöhen mit Girlanden zu schmücken. Die großen Wiesen unterhalb der Burg waren mit bunten Zelten übersät; auf einer eingezäunten Koppel weideten die Renner der Gäste. Die ersten Drachen trafen ein und wurden von Wilth begrüßt; der alte Wachdrache war sicher heiser, noch ehe die Festlichkeiten begannen.
Feuer-Echsen schwirrten überall umher und mußten von Drachen und Menschen ständig zur Ordnung ermahnt werden. Aber die Atmosphäre war so entspannt, so heiter, daß man ihre Streiche gern übersah.
Es schien, als hätten sich die Köche sämtlicher Burgen und Weyr zusammengetan, um für das leibliche Wohl der Besucher zu sorgen. Toric hatte von den Weiden und Wäldern im Süden ganze Drachenladungen von Obst und wilden Wherhühnern geschickt, die viel zarter schmeckten als die gemästeten Tiere des Nordens. Schon am Vorabend hatte man Bratspieße und Kochstellen im Freien errichtet, und die Düfte, die seit dem frühen Morgen von dort aufstiegen, ließen allen Gästen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Bis tief in die Nacht hinein war bereits getanzt und gefeiert worden, denn die Händler waren zum Teil schon vor den Gästen eingetroffen und nützten die Gelegenheit zu Wiedersehens-Gelagen. Nun füllten sich auch die Straßen und Plätze, denn der Augenblick rückte näher, da man dem jungen Baron von Ruatha offiziell seinen Erbtitel verleihen wollte.
Der Harfner kommt, berichtete Ruth Jaxom und Sharra. Er schob das Tor seines Weyrs auf und trat in den Hof hinaus.
Jaxom und Sharra, die im Wohnraum ihrer ebenerdigen Suite standen, hörten Ruth freudig trompeten, als habe er den Harfner eine Ewigkeit nicht wiedergesehen.
Lioth läßt ausrichten, daß ihr hier warten sollt! Der Harfner und N’ton möchten euch einen Moment allein sprechen.
Jaxom warf Sharra einen erstaunten Blick zu.
»Sicher nichts Schlimmes, Jaxom«, meinte sie mit einem Lächeln. »Sonst hätte uns Meister Robinton schon gestern abend Bescheid gesagt.«
Ramoth und Mnementh sind eingetroffen! Ruth richtete sich auf und trompetete von neuem los.
»Man könnte denken, es sei sein Ehrentag!« lachte Sharra.
»Nun, er hat daran ebenso einen Anteil wie du.« Jaxom zog sie rasch noch einmal an sich, froh darüber, daß sie endlich ihm gehörte und die Zeit der Ungewißheit vorbei war.
Er hatte selten mehr zu tun gehabt als in den letzten Monaten. Wann immer die Geschäfte der Burg ihm ein paar freie Stunden ließen, hatte er sich auf das Hochplateau oder zu den drei Schiffen begeben und die rätselhaften Funde der Vergangenheit studiert. Lytol verbrachte immer mehr Zeit
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