Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
schüttelte er den Kopf. Wäre er selbst nicht krank gewesen, hätte er sicherlich eine extravagante Komposition für die demnächst stattfindenden Frühlingsfeiern kreiert.
»Das ist gut so«, erwiderte Ginia. »Zufällig weiß ich, dass der Meisterharfner jemanden sucht, der in einer Burg in Süd-Boll Grundkenntnisse in Musik vermittelt. Diese Festung liegt nicht weit von Merelans Heimatort entfernt. Warum bewirbst du dich nicht um den Posten? Für eine kleine Familie wie deine ist eine ausreichende Unterkunft vorhanden. Gerade ist die Ritecamp Handelskarawane hier eingetroffen, und ihre Route führt dicht an Burg Pierie vorbei.«
Ehe Petiron ein triftiges Argument einfallen konnte, weshalb er zu dieser Zeit die Harfnerhalle nicht verlassen dürfe, befanden er, Merelan und Robinton sich auf dem Weg in Richtung Süden. Ihr Gepäck wurde auf Lasttieren befördert, die Meister Gennell angefordert hatte. Außerdem organisierte er zwei gute Reittiere aus der Zucht Ruatha. Meister Sev Ritecamp erwies der Harfnerhalle nur allzu gern einen Gefallen und hatte versprochen, seine Gäste bis vor das Portal der Burg Pierie zu geleiten.
»Vielleicht wäre Meister Petiron so gütig, etwas von seiner kostbaren Zeit zu opfern und den jungen Leuten in meinem Treck die Lehrballaden beizubringen«, schlug er bescheiden vor. »Sie haben den Unterricht bitter nötig. Und wir würden uns freuen, wenn er an den Abenden beim Lagerfeuer ein paar neue Lieder zum Besten gäbe.«
»Selbstverständlich tragen wir unseren Teil zur Ausbildung der Kinder und zur allgemeinen Unterhaltung bei«, erwiderte Merelan, als Petiron sich zu viel Zeit mit der Antwort nahm. Sie zwinkerte ihrem Mann zu, denn sie wusste, wie sehr es ihm widerstrebte, sich mit Anfängern abzugeben, derweil sie gern junge Leute unterwies. Schließlich kam es nicht darauf an, wer das Wissen vermittelte, so lange die Kinder überhaupt etwas lernten. Als Meistersängerin kannte sie die Lehrballaden und Lieder genauso gut wie Petiron.
Die jüngste Tochter des Treckführers hatte ein Kind im selben Alter wie Robie, obwohl es nicht so kräftig war wie ihr Sohn, wie sie insgeheim dachte. Aber Dalma hatte sicher nichts dagegen, auf beide aufzupassen, die ja zusammen spielen konnten, während sie, Merelan, unterrichtete.
Meisterharfner Gennell war entzückt, die freie Stelle auf Burg Pierie mit einem Meister zu besetzen, und sei es auch nur für kurze Zeit. Betrice klärte die Heilerin der Ritecamp Karawane über Merelans angegriffene Gesundheit auf, und dann stand sie gemeinsam mit den anderen Bewohnern der Harfnerhalle vor dem Tor und winkte dem aufbrechenden Treck zum Abschied hinterher.
***
Obwohl die Renner von Ruatha gut trainiert und leicht zu reiten waren, reiste Merelan anfangs in Dalmas bequemem Wohnwagen, da sie sich noch keine körperlichen Strapazen zutraute. Petiron, der kein erfahrener Reiter war, saß oft auf dem Kutschbock des ersten Wagens und unterhielt sich mit Sev Ritecamp, dessen Vater oder Onkel, je nachdem, wer gerade den Zug anführte.
Trotz seines anfänglichen Unmuts besserte sich Petirons Laune rasch, er entspannte sich und genoss die Reise. Als er ein paar lobende Bemerkungen über die Renner von Ruatha aufschnappte, bot er Sevs ältestem Sohn an, sein Tier zu reiten, und prompt behandelte ihn der gesamte Ritecamp Clan erheblich freundlicher.
Er freute sich sogar auf die abendlichen Musikeinlagen, denn fast jeder in der dreißig Wagen umfassenden Karawane spielte irgendein Instrument und beherrschte auch schwierige Passagen. Viele besaßen eine gute Stimme, und so kam es, dass er zu manchen ihrer beliebtesten Balladen nicht nur vier- und fünfstimmige Harmonien dirigierte, sondern ihnen auch die neuesten Lieder beibrachte.
»Sie sind ja beinahe so gut wie Lehrlinge im vierten Ausbildungsjahr«, erklärte er Merelan mit gelinder Überraschung, nachdem der dritte musikalische Abend am Lagerfeuer zu Ende ging.
»Sie singen und spielen, weil es ihnen Spaß macht«, entgegnete sie milde.
»Sie können ihre Freude am Musizieren behalten, auch wenn sie ihre Technik verbessern«, versetzte er unwirsch, weil er annahm, Merelan kritisiere ihn für seine Versuche, das Niveau der Sänger und Musikanten zu erhöhen.
»Jetzt halt still, damit ich dir Salbe ins Gesicht schmieren kann«, fuhr sie ungerührt fort, während sie seine Nase und die Wangen mit einer Paste gegen Sonnenbrand behandelte.
Aus der Nähe sah er, dass wieder Farbe in ihre blassen Wangen
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