Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
wie Batim würde eine Tortur vielleicht noch genießen«, bemerkte Jaxom. »Dann könnte er sich ganz als Märtyrer fühlen.«
»Jaxom!«, rief Sharra.
»Ich finde, er hat Recht«, bekräftigte Lessa. »Und spiele bitte nicht die Entrüstete. Wahrscheinlich würdest du noch mithelfen, ihn zu quälen, weil er Meister Oldive so viel Schaden zugefügt hat.«
»Im Eifer des Gefechts hätte ich mich vergessen können«, räumte Sharra ein. »Jetzt bin ich nur noch deprimiert, weil es so uneinsichtige Leute wie diese Traditionalisten gibt.«
»Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will«, fuhr Jaxom fort. »Denk nur daran, wie die Frau mit der Kopfverletzung reagierte, als Meister Oldive ihr sagte, er würde die Wunde auf herkömmliche Weise behandeln. Sie wollte die Wahrheit nicht hören. Könnte es sein, dass wir , die führende Positionen bekleiden, zu wenig auf die Ansichten der einfachen Menschen eingegangen sind? Wissen wir überhaupt, wie das gemeine Volk die durch das Akki entstandenen Neuerungen aufnimmt?«
Sebell hüstelte. »Mitunter kommt uns zu Ohren, dass manche Perneser den so genannten Fortschritt anzweifeln. Sie fragen sich nach dem Nutzen von modernen Gerätschaften, aber ihre Skepsis rührt nicht zuletzt daher, dass sie sich vieles von dem, was neu auf dem Markt ist, nie werden leisten können.«
»Und deshalb können sie auch nicht nachvollziehen, welche Verbesserung diese Apparaturen gelegentlich darstellen«, griff Lessa den Gedanken auf. Sie dachte an ihr eigenes Quartier im Weyr, das durch ein modernes Heizgerät erwärmt wurde, und spürte umso mehr die Kälte, die ihr vom Steinfußboden die Waden hochkroch.
»Wir werden noch viele Planetenumläufe brauchen, um den Menschen bestimmte Dinge zu erklären«, meinte Sebell.
»Einige meiner Kleinpächter«, warf Lord Groghe ein, »glauben nicht, dass Drachenreiter die Bahn des Roten Sterns abgelenkt haben, weil es ja immer noch Fäden vom Himmel regnet.«
»Einige Menschen werden nie verstehen, was damals mit dem Roten Stern passierte«, gab Jaxom zurück.
»Wir Harfner bemühen uns, Bildung selbst in die entlegensten Festungen und Gehöfte zu tragen«, bemerkte Sebell und strengte sich an, nicht beleidigt zu klingen. »Aber nicht jeder Mensch ist klug genug, um zu lernen.«
»Und gerade die Dummen glauben viel lieber bequeme Lügen, denn dann müssen sie sich nicht mit der komplizierten Wahrheit auseinander setzen«, bekräftigte Jaxom. »Ich sorge dafür, dass in meiner Burg regelmäßig Unterricht erteilt wird, doch gegen Missverständnisse muss man ständig ankämpfen.«
Groghe ließ beide Hände auf die Armlehnen seines Sessels niedersausen. »Aber das ist nicht unser aktuelles Problem. Heute müssen wir entscheiden, was mit der Bande geschehen soll. Außerdem gilt es festzustellen, wer diese Sabotageakte geplant und koordiniert hat. Es muss jemanden geben, bei dem alle Fäden zusammenlaufen.«
»Und wir sollten überlegen, ob und wie man diesen Vandalismus in Zukunft verhindern kann«, ergänzte Jaxom.
»Vielleicht erfahren wir etwas von dem Kerl, der meiner Ansicht nach aus Keroon stammen könnte«, meinte Sebell und stöberte in dem Stapel Notizen, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Er heißt Tawer. So, wie seine Hände aussehen, könnte er Gerber von Beruf sein.«
»Ist er der Mann, dessen Familie an einem Fieber starb?«, erkundigte sich Crivellan. »Der Heiler, der für das Gebiet um die Weite Bucht zuständig ist, führt akribisch über solche Fälle Buch.«
»Dann sollte man ihn zu Rate ziehen«, schlug Sebell vor. »Ich werde versuchen, mehr über die Entstehung dieses unsäglichen pseudomedizinischen Pamphlets in Erfahrung zu bringen. Vielleicht kann Tagetarl uns weiterhelfen. Ich frage ihn, was mit schlecht gedruckten Buchseiten passiert, ob er sie vernichtet oder einfach irgendwo stapelt, wo sie dann gestohlen werden können.«
»Möglicherweise hat man die Unterlagen für die Broschüre auch aus dem Quartier eines nichtsahnenden Heilers gestohlen«, gab Sharra zu bedenken.
»Doch, wir müssen prüfen, wer für die Verbreitung von diesem Schund verantwortlich ist«, betonte Crivellan. »Außerdem sollen von nun an alle Heiler, Harfner und Kuriere Augen und Ohren offen halten«, schlug Sebell vor. Haligon nickte zustimmend. »Wir haben einige Ansatzpunkte, die uns eventuell weiterbringen. Als Erstes fragen wir diskret in Keroon nach, ob man dort von irgendwelchen Umtrieben der Traditionalisten weiß. Wir müssen
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