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Verschollen in der Pyramide

Verschollen in der Pyramide

Titel: Verschollen in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Naumann
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1
    S etha und ihr Freund Meketre standen mit ihrem Esel am Ufer des Nils und schauten gebannt auf die Pyramide.
    »Sie leuchtet wie die Barke des Sonnengottes«, sagte Setha.
    Meketre hielt sich eine Hand über die Augen, um die Grabstätte des Pharaos im flirrenden Licht der Mittagssonne besser betrachten zu können.
    »Es sieht aus, als ob sie gegen die Sonne stößt«, murmelte er ehrfürchtig.
    Setha und Meketre mussten nur noch den Fluss überqueren, um in das Pyramidendorf zu gelangen. Dort wollten sie Sethas Vater, der in der Pyramide arbeitete, mit Vorräten versorgen. Kein Lüftchen kräuselte die Oberflächedes Wassers, die Segel der Boote hingen schlaff herunter und die Bootsführer schienen zu schlafen.
    »Es sind gar nicht so viele Boote auf dem Fluss wie sonst«, stellte Meketre fest, »hoffentlich setzt uns eins über.«
    Er rief und winkte lange, bis sich ein Boot auf sie zubewegte. Der Bootsführer musste rudern, weil der Wind zum Segeln nicht ausreichte. Ein kleines Stück vom Ufer entfernt hielt der Mann inne und fragte gierig, was in den Säcken sei, die an dem Esel hingen.
    »Das geht dich nichts an«, sagte Setha.
    »Wenn mich das nichts angeht, könnt ihr sehen, wie ihr über den Fluss kommt. Meinetwegen könnt ihr da stehen, bis Re mit seiner Barke in der Unterwelt verschwunden ist.«
    »Unverschämter Kerl«, presste Setha kaum hörbar zwischen den Zähnen hervor. »Wenn du uns nicht über den Fluss bringen willst, warten wir eben so lange, bis uns ein anderes Boot übersetzt.«
    Sethas Augen blitzten zornig. Ihr hoch erhobener Kopf und die zurückgeworfenen Schultern ließen sie viel größer erscheinen, als sie war. Der Bootsführer war inzwischen aus seiner Barke gesprungen und durch das seichte Uferwasser zu ihnen gestakst.
    »Was könnt ihr mir für die Überfahrt geben?«, lenkte er ein, sichtbar beeindruckt von Sethas Worten und Haltung. Er musterte sie verstohlen von oben bis unten, sein Blickwanderte immer wieder zu Sethas fein geschnittenem Gesicht mit den großen, etwas schräg liegenden Augen und den auffallend dunklen, geschwungenen Augenbrauen.
    »Wir können dir etwas von unseren Vorräten anbieten, Wasser, Brot, getrocknete Datteln und Feigen.« Das eingelegte Gemüse verheimlichte sie.
    »Gib mir die Feigen!«
    »Wir haben nur einen Beutel, du bekommst die Hälfte, wenn wir auf der anderen Seite sind.«
    Der Mann willigte murrend ein, dann half er, den Esel von den Säcken zu befreien und diese ins Boot zu legen. Während Meketre den Esel auf das Boot leitete, band Setha ihr Kleid mit einem der Bänder hoch, die zur Befestigung der Säcke auf dem Esel dienten. Sie watete durch das Wasser zur Barke und nahm im Heck Platz. Obwohl das kleine Boot bedenklich hin- und herschwankte und Meketre das unruhige Tier besänftigen musste, genossen sie die Überfahrt und konnten den Blick nicht von der Pyramide wenden, die hoch in den Himmel hinaufragte. Ein leichter Wind kam auf und machte die Sonnenglut erträglicher. Setha nahm ihr Kopftuch ab, um ihr feuchtes Haar in der Brise trocknen zu lassen. Dann steckte sie es mit zwei hölzernen Haarnadeln hoch, die sie aus einer Kleidertasche hervorholte. Außer den Haarnadeln bewahrte sie dort einen Kamm, eine schmerzlindernde Salbe gegen Mückenstiche und ein frisches Stirnband für Meketre griffbereit auf. Als sie bemerkte, dass Meketres Stirnbandvollkommen durchnässt und fast über seine Augen gerutscht war, holte sie das neue heraus und band es ihrem Freund um. Das verschwitzte wrang sie aus, um es dann zum Trocknen über die Bootskante zu legen. Anschließend breitete sie den heruntergerutschten Leinenumhang wieder über Meketres Schultern, damit die Sonne seine Haut nicht verbrannte. Meketre lächelte sie dankbar an.
    Auf der anderen Flussseite glitt ein mit Kalksteinblöcken beladenes Schiff langsam zur Anlegestelle, von der aus eine Rampe direkt zur Pyramide führte. Setha hörte, wie einige Männer Anweisungen erteilten. An der Rampe standen mehrere Gruppen von Arbeitern, die für die Verladung der Steinblöcke und deren Transport zuständig waren. Setha und Meketre sprangen in das seichte Uferwasser, führten ihren Esel über ein Brett an Land und gaben dem Bootsführer die vereinbarte Menge Feigen.
    Sie hatten sich nur ein kleines Stückchen vom Ufer entfernt, als sie Schreie von der Anlegestelle her hörten. Erschrocken blickten sie sich um und mussten mit ansehen, wie ein riesiger Steinblock von einem der Transportschlitten

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