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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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musste, dass er nicht mitgezählt hatte. »Jetzt hab ich's! Von nun an musst du mit verbundenen Augen durch die Mine laufen«, hatte sie erklärt. »Dann bleibt dir gar nichts anderes übrig, als dich auf Kisk und auf die Anzahl deiner Schritte zu verlassen, wenn du dich orientieren willst.«
    Sie hatte ihm ein ziemlich schmuddeliges Tuch gegeben, das sie sich mitunter vor Mund und Nase hielt, um den Kohlenstaub nicht einzuatmen. »Hier, nimm das und verbinde dir damit die Augen.«
    Als Kindan sich weigern wollte, beharrte sie: »Stell dir vor, ein Stollen stürzt ein und sämtliche Leuchtkörbe erlöschen. Was dann? Wenn du dich im Stockfinstern zurechtfindest, weil du anhand der Schritte weißt, wo du dich gerade aufhältst, gerätst du so schnell nicht in Panik. Und nur wenn du einen kühlen Kopf behältst, kannst du den verschütteten Kumpeln helfen.«
    Das Argument hatte Kindan überzeugt. Von diesem Moment an verband er sich die Augen, sowie der Förderkorb die Sohle des Schachtes erreichte und sie ausstiegen. Anfangs holte sich Kindan blaue Flecken und blutige Schienenbeine, weil er so oft gegen ein Hindernis stieß, doch bald lernte er es, sich im Dunkeln sicher zu bewegen. Gewissenhaft zählte er die Schritte, merkte sich die Entfernung, die sie zurücklegten, und schärfte sein Gedächtnis für Einzelheiten. Doch er kam nicht umhin, zuzugeben, dass sein Erinnerungsvermögen bei weitem nicht an die Fähigkeiten heranreichte, die Nuella auszeichneten. Sie hatte den exakten Plan der Grube im Kopf und schien sich so gut wie nie zu irren.
    Vorsichtig fuhr Kindan mit den Fingerkuppen die hölzernen Ausbauten entlang - anfangs hatte er sich jede Menge Splitter eingeheimst - und marschierte mit einem Selbstvertrauen durch die finsteren Stollen, das beinahe an Nuellas Forschheit heranreichte.
    Als sie die zweite Sohle erreichten, in dem Tariks Schicht vor Ort arbeitete und Kohle abbaute, prüfte Kindan die Stützstempel zu beiden Seiten des Schnittpunkts, an dem sich Streb und Stollen kreuzten. Nuella wartete geduldig auf ihn, nachdem sie selbst eine flüchtige Inspektion vorgenommen hatte.
    »Ich bin so weit«, erklärte Kindan, machte kehrt und strich zur Orientierung mit der rechten Hand an der Seitenwand entlang. Er fand den Eingang zur Strecke und kontrollierte die Abstände zwischen den einzelnen Stützbalken. Nach vierzehn Schritten - alle zehn Meter sollte die Firste vorschriftsmäßig gesichert werden wurde er unruhig. Beim einundzwanzigsten Schritt wuchs seine Besorgnis.
    »Fühlst du hier irgendwelche Ausbauten?«, fragte er Nuella, die neben ihm ging.
    »Nein«, erwiderte sie alarmiert. »Sollen wir umkehren und mit der Prüfung noch einmal von Anfang anfangen?«
    Am liebsten hätte sich Kindan das Tuch von den Augen gerissen, doch er unterließ es, da er Nuellas scharfes Gehör fürchtete. Sie würde es sofort merken, wenn er die Binde abnahm - das leise Rascheln des Stoffs musste ihn notgedrungen verraten.
    »Ja«, pflichtete er ihr bei und ließ die bereits erhobenen Hände sinken.
    Nuella kicherte. »Du standest kurz davor, die Binde abzunehmen, nicht wahr?«
    Als Antwort stieß Kindan einen Seufzer aus. Er zählte die Schritte zum Stolleneingang, drehte sich um und ging den Weg noch einmal zurück, wobei er sorgfältig nach Stützbalken forschte. Nach neun Metern blieb er stehen.
    »Hier fühle ich etwas, aber es ist kein korrekter Ausbau«, erklärte er. Der Stempel war viel zu dünn, und als er die Arme nach oben reckte und die Firste abtastete, fühlte er lediglich einen schmalen Holzbalken.
    Auch Nuella inspizierte den Ausbau. »Das Holz ist nicht dick genug«, stellte sie fest.
    »Die Balken müssten mindestens doppelt, wenn nicht gar dreimal so dick sein.«
    Im Weitergehen entdeckten sie, dass die gesamte Strecke nur unzulänglich gesichert war. Kindans Besorgnis wuchs mit jedem Meter, den sie zurücklegten. Von diesem Tunnel zweigten viele Seitenstollen ab, mehr als üblich.
    »Es ist beinahe so, als hätte Tarik angefangen, auf eigene Faust Strebe zu graben, um die Kohle schneller abbauen zu können«, mutmaßte er. Aus Gesprächen der Kumpel wusste er, dass man mit diesen Maßnahmen am hintersten Ende der Strecke beginnen wollte, weit entfernt vom Ausgangsschacht. Denn wenn durch eine zu starke Aushöhlung des Flözes das Hangende einstürzte, wären die Bergleute nicht von den Förderkörben abgeschnitten, und etwaige Rettungstrupps hätten freien Zugang zur Mine. »Das finde ich gar nicht

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