Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
vorsichtig.
»Darf ich dich streicheln?«, fragte J'lantir den Wher und deutete eine höfliche Verbeugung an. Kisk gab einen bellenden Laut von sich. Der Drachenreiter warf Kindan einen Blick zu. »Heißt das Ja?«
Kindan nickte. »Dein Drache könnte vielleicht mit ihr sprechen«, schlug er vor.
»Das würde Kisk sicher gefallen«, meinte Nuella.
J'lntirs Miene erhellte sich. »Eine gute Idee«, sagte er. Sein Gesicht nahm einen abwesenden Ausdruck an, ein Zeichen dafür, dass er mit seinem Drachen kommunizierte. Kisk ließ den Mann nicht aus den Augen; plötzlich durchfuhr sie ein Ruck, sie zirpte aufgeregt und fing dann fröhlich an zu zwitschern. Bedächtig watschelte sie näher an J'lantir heran, schob ihre Schulter unter seine Hand und drehte den Hals, um sich davon zu überzeugen, dass ihre Position zufrieden stellend war.
J'lantir strich Kisk mit beiden Händen über den Körper, betastete jeden Muskel und erforschte behutsam ihren Hals und den massigen Kopf. Er streichelte sie von den Augenwülsten bis zur Schwanzspitze. »Ähnlich wie ein Drache, aber in wesentlichen Punkten ganz verschieden«, kommentierte er versonnen. Er sah zu M'tal hinüber. »Sämtliche Wachwhere, die ich bis jetzt gesehen habe, weisen viel kräftigere Muskeln auf als selbst der durchtrainierteste Drache.«
»Das ist mir auch aufgefallen«, räumte M'tal ein.
J'lantir massierte leicht Kiks Stummelflügel, setzte eine nachdenkliche Miene auf und sagte: »Lolanth, bitte Kisk, die Schwingen zu spreizen.«
Kindan dachte sich, dass der Drachenreiter seine Frage laut ausgesprochen hatte, um die anderen zu warnen. Sie sollten sich nicht erschrecken, wenn Kisk damit begann, jähe Bewegungen zu vollführen.
Der Wachwher tschilpte glücklich und entfaltete die kurzen Schwingen.
»Die Flügel sind sehr klein«, bemerkte J'lantir. Er wandte sich an Kindan. »Und dein Vater ist tatsächlich auf einem Wachwher geflogen?«
»Ja«, bestätigte Kindan.
»Erstaunlich«, rief J'lantir aus. »Nicht einmal Meisterin Aleesa hat behauptet, das Wachwhere fliegen können.«
»Mir scheint, dass die Harfner nicht die einzigen sind, die nützliches Wissen über Wachwhere vergessen haben«, meinte M'tal und blickte Meister Zist dabei neckend an. Zist zuckte lediglich die Achseln. M'tal richtete das Wort wieder an seinen Kameraden. »Ich frage mich, ob man einem Wachwher beibringen kann, mit einem Drachen komplexe Informationen auszutauschen.«
»Aber Kisk hat doch gerade mit Lolanth gesprochen.«
»Das stimmt, aber sie hat in erster Linie reagiert, als er sich mit ihr in Verbindung setzte. Kann sie einen Drachen mit seinem Namen ansprechen? In einem Notfall wäre das sehr wichtig«, erklärte M'tal.
J'lantir schürzte nachdenklich die Lippen. Nach einer Weile sah er den Weyrführer von Benden überrascht an. »Das leuchtet mir ein. Bei einem unverhofften Fädenfall könnten Wachwhere uns rechtzeitig warnen. Die Idee ist wirklich ausgezeichnet. Vielleicht wurden sie sogar aus diesem speziellen Grund gezüchtet…«
»Es wird aber nicht funktionieren«, warf Nuella ein.
»Wie bitte?«, fragte J'lantir verdutzt.
»Wachwhere sind nachtaktiv«, erläuterte Nuella. »Tagsüber wären sie kaum imstande, Alarm zu schlagen.«
»Und wenn es ein akuter Notfall wäre …«, spekulierte J'lantir.
M'tal schüttelte den Kopf. »Nein, das Mädchen hat Recht. Es wären zu viel Unwägbarkeiten im Spiel, wenn man sich bezüglich des Fädenfalls auf den Warnruf eines Wachwhers verließe.«
»Aber nachts könnten sie um Hilfe rufen, wenn Beistand erforderlich ist«, hielt Kindan dagegen.
M'tal nickte. »Das wäre sehr nützlich. Außerdem könnten sie über Wetterbedingungen berichten.«
»Daran hatte ich noch gar nicht gedacht«, bekannte J'lantir.
»Für die kleineren, abgeschieden liegenden Siedlungen wäre es schon eine große Hilfe, wenn ein Wachwher mit einem Drachen in Verbindung träte, um eine wichtige Meldung zu machen«, sagte Meister Zist. »Falls es zum Beispiel ein Unglück gegeben hätte und Eile Not tut.«
»Einige Festungen, die im Winter regelmäßig eingeschneit waren, hielten früher Wachwhere«, bemerkte M'tal. »Wäre es damals schon bekannt gewesen, dass sie mit Drachen kommunizieren können, wären viele Menschenleben gerettet worden.«
»Nun ja«, warf J'lantir ein, »offenbar ist es der Mühe wert, diesen Punkt näher auszuloten. Wann beginnen wir mit den Experimenten?«
»Von mir aus möglichst bald«, erwiderte M'tal und sah
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