Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
Treppen hinauf stürmten. Doch als sie in der zweiten Etage anlangten, klappte ihm selbst vor Verblüffung die Kinnlade herunter.
»Toldur!«
Der hünenhafte Bergmann deutete ein Lächeln an. »Ihr kommt aber spät«, erklärte er und schulterte seine Axt. »Ich dachte schon, ich müsste euch holen.«
Mit einem Kopfnicken wies er auf Kindan. »Du bist aus demselben Holz geschnitzt wie dein Vater. Ich wusste, dass du nicht aufgeben würdest.« Als er Nuella gewahrte, runzelte er verwirrt die Stirn; seine Verwunderung wuchs, als Renna auf dem Treppenabsatz ankam. »Dieses Mädchen hier ist Natalons Tochter, Nuella«, erklärte Zenor und trat selbstsicher einen Schritt nach vorn. »Sie möchte helfen, ihren Vater zu retten.«
»Ich mache ebenfalls mit«, fügte Renna in einem Ton hinzu, der keinen Widerspruch duldete.
»Wenn wir durch diese Tür gehen, finden wir genug Grubenhelme für uns alle«, verkündete Nuella und zeigte mit dem Finger auf den Schrank.
Der groß gewachsene Bergmann grinste. »Dachtest du, das wüsste ich nicht? Schließlich bin ich derjenige, der ständig prüft, ob die Helme noch an ihrem Platz sind. Aus diesem Grund weiß ich auch, dass du häufig diesen Geheimgang benutzt. Aber wegen deiner blonden Haare hielt ich dich für Dalor.«
»Dalor ist mein Bruder«, klärte Nuella ihn auf.
»Können wir jetzt endlich aufbrechen?«, drängte Renna.
Toldur nickte. »Ich hole nur rasch ein paar Leuchtkörbe.«
»Keine Zeit«, winkte Nuella brüsk ab. »Ich führe euch zur Mine. Verlasst euch darauf, dass ich jeden Quadratzentimeter dieses Geheimgangs kenne, selbst wenn es dort so dunkel ist, dass man die Hand nicht vor den Augen sehen kann.«
»Du kannst deine eigene Hand doch so und so nicht sehen«, murmelte Zenor.
Nuellas Hand schoss vor, und sie verpasste Zenor eine schallende Ohrfeige.
»Ich mag sie zwar nicht sehen, aber ich weiß sie trotzdem zu gebrauchen«, sagte sie zuckersüß zu ihm. Dann betrat sie den Schrank und öffnete die Pforte, hinter der der geheime Zugang zur Mine lag.
»Sie hat dir ja ein Ding verpasst«, kommentierte Renna mitleidlos und schielte ihren Bruder von der Seite her an. »Deine Wange muss doch brennen.«
Zenor grinste und presste eine Hand gegen die schmerzende Stelle. »Halb so schlimm. Hauptsache, sie hat dadurch eine bessere Laune gekriegt.«
»Ich habe alles gehört!«, rief Nuella über die Schulter zurück.
***
Im Tunnel schnappte sich jeder einen Schutzhelm und setzte ihn auf. Nuella ging an der Spitze, dicht gefolgt von Kisk und Kindan. Toldur machte den Schluss und meuterte unentwegt, weil man ihm nicht erlaubt hatte, Leuchtkörbe zu beschaffen.
»Mach die Tür zu«, forderte Nuella den Kumpel auf. »Kisk sieht am besten, wenn es ganz dunkel ist.« Als sie hörte, wie die Pforte geschlossen wurde, fragte sie Kindan: »Erinnerst du dich, wie viele Schritte es bis zu dem neuen Schacht sind?«
»Hundertdreiundvierzig nach der ersten Biegung«, antwortete Kindan, ohne nachzudenken.
»Dann gehst du jetzt voran«, befahl Nuella und drückte sich gegen die Wand, um ihn und Kisk vorbei zu lassen.
»Wieso gibt es diesen Geheimgang?«, fragte Renna. »Wer hat ihn angelegt?«
Toldur erwiderte: »Wir bauten ihn - Natalon, dein Vater, Kindans Vater und ich. Sowie wir in dieses Tal kamen, einen halben Planetenumlauf bevor die übrigen Bergleute anrückten, begannen wir damit, einen geheimen Gang zu graben. Natalon wollte sicher gehen, dass der Fels solide genug war, um später vielleicht eine Festung zu gründen. Wir benutzten die Berge * , die wir aus hoben, um damit Natalons Haus zu bauen, das Harfnercottage und die Brücke über den Fluss.«
* Unter »Berge« versteht man das Gestein, das beim Kohleabbau und beim Streckenvortrieb anfällt. - Anm. d. Übers.
Er legte eine Pause ein, ehe er weitersprach. »Dafür brauchten wir ungefähr zwei Monate. Aber die Arbeit hatte sich gelohnt, denn wir erfuhren eine Menge über die Beschaffenheit des örtlichen Gebirges. Diese Kenntnisse kamen uns zugute, als wir später den Hauptschacht abteuften.«
»Wie lange würde es dauern, wenn man versuchte, einen Durchbruch zwischen dem Geheimgang und dem neuen Schacht zu schlagen?«, fragte Nuella, als das Trüppchen sich wieder in Marsch setzte.
»Drei bis vier Stunden«, erwiderte Toldur prompt.
»Zu lange«, murmelte Zenor.
»Ob Kisk wohl helfen könnte?«, überlegte Kindan. »Könnte sie weitermachen, wenn wir das Gestein an den wesentlichen Stellen
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